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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Autoren: Mark Brandis
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mit knappen Gruß beiseite.
    »Sie können passieren, Commander.«
    Ich blieb stehen.
    »Worum geht es, Captain?«
    Captain Kramer, mit dem ich gelegentlich zu tun gehabt hatte, sah keinen Anlaß, mit der Auskunft hinter dem Berge zu halten.
    »Routine, Sir. Fahndung nach Professor Graham. Wir bekamen einen Anruf. Jemand will ihn auf dem VEGA-Gelände gesehen haben.«
    »Professor Graham … so.«
    Ich ging bereits weiter. Captain Kramers Stimme holte mich ein: »Ich verwette einen Monatssold, Sir, daß es der übliche blinde Alarm ist. Sie haben ja keine Ahnung, wo überall Professor Graham gesehen worden sein soll – und das zur gleichen Zeit.«
    Nach ein paar Schritten verspürte ich eine Berührung und wandte den Kopf. Pater Georgius hatte mich eingeholt und ging neben mir her. Er war ein Menschenkenner. Meine Bestürzung, so gut ich sie auch verbarg, war ihm aufgefallen.
    »Schlechte Nachrichten, Commander?«
    Ich wich aus. Das längst verblaßte Kapitel meines Lebens, in dem der Name Graham enthalten war, ging ihn nichts an.
    »Ich verstehe Sie nicht, Pater.«
    Der junge Mann blieb unerschütterlich an meiner Seite. »Mir scheint, Commander, Captain Kramer hat Sie in Konflikte gebracht. Warum machen Sie ein Geheimnis daraus, daß Sie Gilbert Graham kennen?«
    Der Plagegeist in der Soutane war folglich im Bilde.
    »Woher wissen Sie das?«
    Pater Georgius wiegte den Kopf.
    »Ich habe Ihre Biographie studiert. Sie verzeihen – aber man will schließlich wissen, mit wem man es zu tun hat. Sie und Graham waren einmal das, was man als unzertrennliche Freunde betrachtet – bevor Sie zur VEGA gingen.«
    Ich berichtigte.
    »Bevor Graham die biotechnische Laufbahn einschlug und mit seinen Experimenten begann. Es gab damals eine grundsätzliche Diskussion – und die Folge davon war, daß sich unsere Wege trennten. Das ist nun schon etliche Jährchen her.«
    Vor mir befand sich der Aufzug zum Flugdeck, auf dem meine private Moskito parkte. Während ich auf den Lift wartete, entging mir nicht, daß Pater Georgius mich nachdenklich musterte.
    »Nur um einen Irrtum auszuschließen, Commander – Sie liebäugeln doch nicht mit Grahams Auslegung der Warrenschen Theorie?«
    Die Beunruhigung des jungen Geistlichen machte mich betroffen.
    »Ich halte von Warren, wie immer man ihn auch interpretiert, ebensowenig wie Sie, Pater – und daß Sie ihn und seine Anhänger entschieden verurteilen, ist mir bekannt.«
    Pater Georgius seufzte – und ich hatte das Gefühl, etwas Verkehrtes gesagt zu haben.
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, Commander«, erwiderte er, »Menschen, die anderen Sinnes sind und nach anderen Antworten trachten, zu verdammen. Weder über Warren noch über einen seiner Jünger vom Schlage dieses Professors Graham würde ich je den Stab brechen – nur weil sie auf der Suche nach der Wahrheit vergessen haben, daß der Mensch nicht Maß aller Dinge ist.«
    Er war ein Mann nach meinem Herzen, dieser Pater. Der Lift kam, und ich stieg ein – und einem Atemzug später, während mich der schnelle Lift emportrug zum Flugdeck, dachte ich nur noch an Ruth, die in wenigen Stunden wieder erleben mußte, was es bedeutete, die Frau eines Piloten zu sein.
    Über das Flugdeck fegte ein klirrender Wind. Einen Augenblick lang blieb ich stehen und ließ ihn mir in das Gesicht blasen. Der Wind schmeckte nach Salz und atlantischer Weite, und jeder Atemzug enthielt die ganze unvergleichliche irdische Verheißung, deren einziger Fehler darin besteht, daß man sie in jungen Jahren, getrieben von der Sehnsucht nach den Sternen, nur selten wahrnimmt; und dann, sobald man sie bewußt auf den Lippen spürt, wie ich das nun tat, ist darin bereits die erste Bitterkeit der eigenen viel zu vielen Jahre enthalten. Der Wind schmeckte nach Abschied.
    Noch war der blaue Himmel über den tausend Türmen und spiegelnden Fassaden leer – aber gegen Abend würde, zum letzten Mal, Astropolis wie ein exotischer Mond über der Stadt auftauchen: der künstliche Planet auf seiner provisorischen Umlaufbahn.
    Mein Blick wanderte tiefer und richtete sich auf den weißen Schaumkranz der Brandung, und der Vers eines unserer Dichter huschte mir durch den Sinn:
    Perle der Technik – stolze Gebieterin der Drei Kontinente, atlantikumschlungen …
    Der Atlantische Ozean rüttelte an den Fundamenten der 50-Millionen-Stadt, die menschlicher Fleiß und Wagemut ihm aufgezwungen hatten, um für den Zusammenschluß der Drei Kontinente ein unvergängliches Zeichen zu
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