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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Autoren: Mark Brandis
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Fall Ihre Crew zusammen, Commander – falls man im Astropolis- Fall überhaupt von einer Crew im engeren Sinne sprechen kann?«
    »Man kann.« Ich brauchte nicht nachzudenken. »Die Crew – warum soll man diese Bezeichnung nicht benutzen? – findet sich in diesem besonderen Fall nur für die Dauer der eigentlichen Reisezeit zusammen. Da ist zunächst einmal Lieutenant Jaroslaw Wronski, zuständig für die Navigation, der gleich mir auf jeden Fall zurückkehren wird. Unser Bordfunker, Lieutenant Pierre Mobuto, ist – neuester Stand der Dinge – noch am Überlegen, ob er den ihm auf Astropolis angebotenen Lehrstuhl für interstellare Kommunikation annehmen wird, so daß es geschehen kann, daß er an dem Tage, an dem Astropolis Position bezieht, aus dem Dienst der VEGA ausscheidet – wie übrigens auch die beiden Maschinenwarte Robins und Armandez ausscheiden werden, um sich in Astropolis eine neue Existenz aufzubauen.«
    Die nächste Frage kam hinter dem gleißenden Licht eines Scheinwerfers hervor.
    »Trifft es zu, Commander, daß Sie, solange Astropolis noch nicht endgültig Position bezogen hat, darauf gewissermaßen Herr über Leben und Tod sind?«
    Ich wehrte ab.
    »Das ist, deutlich gesagt, dummes Zeug. Astropolis verfügt, wie Sie gehört haben, über seine eigene Regierung und über seine eigene Ordnungstruppe. Mit den gesellschaftlichen Problemen auf dem Planeten …« – hier berichtigte ich mich – »auf dem künstlichen Planeten habe ich nichts zu tun, und damit will ich auch nichts zu tun haben. Ich bin kein Politiker, sondern Pilot. Meine Aufgabe beschränkt sich darauf, Astropolis auf Position zu bringen – und nur in dieser Sparte, die zu vergleichen ist mit der Führung eines Raumschiffes, unterstehe ich keiner anderen Gerichtsbarkeit als der meinen – entsprechend den Artikeln 1 und 112 des Bordgesetzbuches.«
    Walter Felsenstein von der Stella- TV stand auf. »Eine Frage noch zu den Menschen, die sich auf Astropolis zusammengefunden haben, Commander. Würden Sie sagen, daß es sich dabei um einen repräsentativen Querschnitt unserer Bevölkerung handelt?«
    Das war nicht mehr mein Fachgebiet. Ich überlegte.
    »Ich nehme an«, erwiderte ich schließlich, »daß Präsident Wilson, der sich zusammen mit seiner neuen Nation bereits auf Astropolis befindet, Ihnen die Frage mit einem klaren Ja beantworten würde. Aber vielleicht weiß Pater Georgius über diesen Punkt besser Bescheid als ich. Zumindest verfügt er über die erforderliche soziologische Vorbildung …«
    Ich tat es Harris nach und gab den Ball weiter, den ich nicht wollte.
    Der Rest der Fragen ergoß sich nun über Pater Georgius, der sich ungeachtet der Tatsache, daß er kaum Zeit zur Vorbereitung auf diese Konferenz gehabt hatte, wacker hielt.
    Meine Gedanken irrten ab, und ich fragte mich, ob dies die Stunde war, um die Bilanz meines Lebens als Pilot der VEGA zu ziehen. Die Aufgabe, die meiner harrte, war kühner als je eine zuvor. In meine Hand gelegt war die Verantwortung für das Schicksal von zehntausend Menschen, die aus der irdischen Enge aufbrachen, um sich unter fremden Sternen eine neue Heimstatt zu schaffen.
    Die Last der Verantwortung begann bereits spürbar zu werden: Ich war voller Unruhe. Verstohlen sah ich auf die Uhr. Noch vor Mitternacht mußte ich mich an Bord der Raumfähre begeben, um frühzeitig auf Astropolis einzutreffen, wo Wronski und Mobuto bereits die letzten Vorbereitungen für den Countdown trafen. Mochten die beiden auch erfahrene und zuverlässige Männer sein mit einem untadeligen Leumund: Die Gründlichkeit der Überprüfung durfte unter dem Vertrauen nicht leiden. Die Zeit, mich von Ruth O’Hara zu verabschieden, wurde immer kürzer.
    Pater Georgius’ Worte rüttelten mich aus meinen persönlichen Überlegungen: »… und so gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß auch eine Zivilisation, die gedeihen soll auf künstlichem Boden, nicht aufhören wird, hinter den Leiden und Freuden eines neuen Lebens immer auch das Wirken jenes Einen zu sehen, den man das A nennt und das O, den Anfang und das Ende.«
    Es hielt mich nicht länger. Ich drückte Harris die Hand und hörte noch, wie er sagte: »Hauen Sie schon ab, Brandis! Wir sehen uns dann später an der Rampe. Und grüßen Sie Ruth!« – dann drängte ich mich durch die Menge der Presseleute, während sich über meinem Haupt ein wahres Blitzlichtgewitter entlud.
    Einer der Beamten von der III. Abteilung, die die Eingänge, abgeriegelt hatten, trat
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