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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Autoren: Mark Brandis
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setzen: Metropolis. Über der Brandung schimmerten die gespreizten Schwingen der Sturmmöwen.
    Noch diese eine Reise, nahm ich mir vor, und dann würde ich endlich einmal ein volles Jahr auf der Erde verbringen – schon Ruth O’Hara zuliebe; und dann auch, um nicht zu vergessen, wie herrlich das einfache Leben war.
    Die Wehmut wehte mich an und trieb weiter. Ich setzte den Weg über das Flugdeck fort – vorüber an John Harris’ gedrungener Viking mit dem Emblem der VEGA, einem Schiff, das es an Schnelligkeit und Reichweite mit so manchem größeren Atmosphärenkreuzer aufnehmen konnte und das stets klar zum Start bereitstehen mußte – vorüber an dem bunten Sammelsurium der flinken Helikopter und Kurzstreckenrenner, in denen sich die ganze technische Phantasie dieser bewegten Epoche spiegelte –, bis hin zu meiner privaten Moskito, die mit ihrem Doppelkammer-Antrieb weder besonders schnell noch besonders auffällig war und die doch im Stadtverkehr, wie es sich herausgestellt hatte, wegen ihrer Wendigkeit das ideale Fluggerät abgab.
    Seit einiger Zeit versuchten die Stadtväter, den chaotisch ausgewucherten Luftverkehr über Metropolis zugunsten der landfesten Verkehrsmittel zu vermindern. John Harris hatte es durchgesetzt, daß das Personal der VEGA von der Einschränkung nicht betroffen wurde. Hinter seiner starren Haltung standen handfeste Gründe – vor allem der reibungslose Ablauf des minuziös geplanten Astropolis-Projekts. Im übrigen war Harris kein Mann, der kampflos Positionen räumt. Sein Wahlspruch war: Die Leute darf man nicht vergessen lassen, daß es ohne die VEGA nicht geht .
    Der Wind zerrte an mir, während ich die drei Stufen zum Cockpit hinaufturnte.
    Erst als ich mich in den gepolsterten Sitz fallen und die Gurte einrasten ließ, spürte ich, daß ich an Bord der Moskito nicht allein war.
    Hinter mir auf dem Rücksitz, atmete ein Mensch – und noch bevor ich mich umdrehen konnte, sprach er mich an: »Bitte, Mark, erschrick nicht!«
    Menschen verändern sich, Gesichter altern – und oft, wenn man sie nach Jahren wiedersieht, weiß man nicht mehr, daß man ihnen schon einmal begegnet ist. Die Melodie einer Stimme ist nahezu unwandelbar. Weder das Alter noch eine plastische Operation können ihr etwas anhaben.
    Ich erkannte die Stimme sofort.
    Als ich sie das letzte Mal hörte, war sie hart und vorwurfsvoll gewesen: Mark, wenn du Warrens Voraussetzungen zum Überleben ablehnst, lehnst du die Zukunft der Menschheit ab! Und was setzt du dagegen? Nichts als einen antiquierten Kinderglauben, daß der Mensch dem Herrgott nichts ins Handwerk pfuschen darf! Ich hätte dich für fortschrittlicher gehalten.
    Danach war es still geworden zwischen ihm und mir – weil alles dort endet, wo man einander nichts mehr zu sagen hat, und weil wir zwei völlig unvereinbare Standpunkte verfochten: ich ziemlich halbherzig den der Traditionalisten, er überzeugt, um nicht zu sagen fanatisch, den der Warrianer mit ihrer Endphasentheorie, die auf ein Einfrieren der Bevölkerungsziffer auf einer bestimmten Höhe hinauslief. Zwischen beiden Standpunkten vermochte nicht einmal die Freundschaft mehr die Brücke zu spannen.
    Die Stimme jagte mir ein Frösteln über den Rücken.
    »Gil!« sagte ich. »Du riskierst deinen Kopf. Auf dem Gelände wimmelt es von Polizisten, die nach dir suchen.«
    Um mich umzudrehen, mußte ich die Gurte noch einmal loswerfen. Nein, ich hätte ihn nicht wiedererkannt. Damals, als Gilbert Graham auf der Sacharow-Universität in Metropolis den Lehrstuhl für Biotechnik übernahm, war er eine elegante Erscheinung gewesen. Mittlerweile hatte er sich ein neues Gesicht zugelegt, und die ölverschmierte Monteurskluft, in der er steckte, machte es schwer, ihren Träger in Verbindung zu bringen mit den Titeln, die sich mit seinem Namen verbanden, mit Doktorwürde und Professur. Auf den ersten Blick sah Gilbert Graham aus wie ein durchschnittlicher Arbeiter – und erst auf den zweiten Blick entdeckte man das Feuer des Propheten in seinen Augen, das mir schon in seinen jungen Jahren aufgefallen war – damals, als zwischen uns von Warren noch nicht einmal die Rede gewesen war.
    Graham beugte sich vor.
    »Mark, ich stecke in der Klemme.«
    »Ich habe die Gesetze nicht gemacht, Gil.«
    »Welche Gesetze? Die Gesetze, mit denen wir es gegenwärtig zu tun haben, sind die Gesetze der Unbelehrbaren, die sich gegen den Fortschritt stemmen. Es sind unmenschliche Gesetze.«
    Der alte Groll brach in mir
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