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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
Autoren: Mark Brandis
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der Planet, von geringfügigen Abweichungen abgesehen, ein Spiegelbild der Erde - aber was bedeutete das?
    „Warten Sie auf die Minute genau eine Woche, Captain", sagte ich schließlich. „Sollten wir innerhalb dieser Zeit nicht zurückgekehrt sein, dann" - ich deutete abwärts - „sehen Sie dort, in einiger Entfernung von der Stadt, die Hochebene? Sie ist unbesiedelt, ein idealer Landeplatz! ... Dann setzen Sie die Kronos dort auf. Wir werden zur Stelle sein. Falls nicht, geben Sie uns, sofern die Umstände das zulassen, noch eine zusätzliche Frist von einer Stunde. Nach Ablauf dieser Frist starten Sie und kehren, ohne auf uns Rücksicht zu nehmen, zur Erde zurück." Captain Romen schluckte. „ Aye , aye , Sir." Er reichte mir die Hand. „Geben Sie auf sich acht , Sir. Viel Glück."
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    2.
    Die Schlucht mit dem plätschernden Flußlauf , der das Dingi in einer Höhe von knapp hundert Metern folgte, hätte ebensogut im Schwarzwald gelegen sein können. Die Berge, zwischen denen sich das Gewässer dem großen Stausee entgegenschlängelte, waren mit hohen, dunklen Tannen bestanden, zwischen denen sich hier und da besonnte Lichtungen auftaten.
    Der Anblick der idyllischen Landschaft drohte die gebotene Vorsicht einzuschläfern. Immer wieder hielt ich mir vor, daß dies die Erde nicht war, sondern allenfalls ein ihr zum Verwechseln ähnlicher
    Zwilling im Raum: gleiche Materie und gleiche klimatische Bedingungen. Und noch etwas:
    Was die Landschaft, über die hinweg ich das Dingi langsamen Fluges führte, vom wirklichen Schwarzwald unterschied, war der Umstand, daß es in ihr keine Menschen gab.
    Dem Sonnenstand nach zu urteilen, herrschte auf dem Spiegelplaneten - so hatte ich für mich selbst den Himmelskörper getauft - später Frühling oder vielleicht sogar schon Sommer. Ich dachte an den Schwarzwald, wie er sich im Sommer zeigte: bevölkert von Millionen erholungssuchender Großstädter. Unter dem fast lautlos dahinziehenden Dingi jedoch herrschte völliger Frieden, und die einzige Bewegung, die sich wahrnehmen ließ, rührte von einem Reh her, das mitten auf einer Lichtung stehenblieb, zum Dingi emporspähte und ins nächste Dickicht flüchtete.
    Lieutenant Stroganow, der rechts neben mir saß, setzte die automatische Kamera in Betrieb. Er bemerkte:
    „Wenn wir diese Aufnahmen einmal vorführen, Sir, können wir einen Haufen Geld verdienen. Jeder, der sie sieht, wird zunächst einmal wetten, daß es sich um die Erde handelt."
    Und Lieutenant Torrente, der hinter uns auf dem Notsitz hockte, fügte hinzu:
    „Am Alpenrand gibt es einen Nationalpark, der genauso aussieht. Darauf werden wohl die meisten tippen, die diese Bilder einmal zu sehen bekommen."
    Die beiden Lieutenants fuhren fort, ihre Gedanken und Eindrücke auszutauschen. Ich selbst konzentrierte meine Aufmerksamkeit vorübergehend wieder auf die Instrumente. Die heftigen Turbulenzen, die über der Einmündung der Schlucht in das Tal die Luft in Unruhe versetzten, machten mir zu schaffen.
    Der Stausee mit seinem aquamarinblauen Wasser war ein Meisterwerk alter Ingenieurkunst, nur zu vergleichen mit dem Assuanstausee in Ägypten. Die Art und Weise der Anlage ließ -sofern Vergleiche mit der Erde überhaupt zutrafen - darauf schließen, daß er auch etwa um die gleiche Zeit entstanden war: in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Fast fünftausend Quadratkilometer gestauten Wassers wurden durch eine einzige hochaufragende Mauer aus hellgrauem Beton daran gehindert, sich sintflutartig über das angrenzende Tal zu ergießen.
    Über die Funktion des Stausees wurde ich mir nicht schlüssig. Ursprünglich dürfte er, wie ein großes Kraftwerk zeigte, das sich in seinem Südufer erhob, der Energiegewinnung gedient haben, doch inzwischen schien er sich selbst überlassen worden zu sein. Ein gutes Dutzend der stählernen Masten, zwischen denen sich die Oberlandleitungen spannten, war umgestürzt. Folge eines Erdbebens oder gefällt vom Rost der Zeit? Auf die Entfernung hin ließ sich die Frage nicht beantworten.
    Des besseren Überblicks wegen zog ich das Dingi ein wenig in die Höhe und brachte es zum Stillstand.
    Wenn es noch Weltwunder zu entdecken gab, dann waren wir soeben auf eines gestoßen.
    Ich blickte hinab auf ein Industriezentrum von geradezu titanischen Ausmaßen.
    Die Fabrik, die ich vor einigen Stunden, beim ersten flüchtigen Hinsehen, zunächst für eine Stadt gehalten hatte, füllte das ganze Tal aus, von einem Horizont zum anderen: ein
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