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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
Autoren: Mark Brandis
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Lebensgefährtin.
    „Nun", antwortete ich, „ich nehme an, Sie werden als erstes Ihre Frau in den Arm nehmen."
    Captain Romens Augen bekamen einen träumerischen Glanz.
    „Falsch, Sir", sagte er. „Als erstes werde ich einen Waldlauf unternehmen - und mir den unsichtbaren Staub dieser verdammten fremden Sterne von den Schuhen schütteln."
    Lachend setzte ich meinen Rundgang fort. Um Captain Romen brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Er war ein erfahrener, kaltblütiger Pilot mit gesunden Nerven. Im Kartenhaus war Lieutenant Stroganow damit beschäftigt, die beiden wichtigsten elektronischen Elemente der Kronos - den Allgemeinen Bordcomputer und den Navigationscomputer - auf ihre Synchronität hin zu überprüfen. Als ich eintrat, beeilte sich der grauhaarige Sibiriak, die Brille, die auf seiner Nase thronte, unter den Tabellen verschwinden zu lassen.
    „Sir ... ?"
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Genieren Sie sich nicht, Lieutenant. Wir werden alle nicht jünger."
    Lieutenant Stroganow deutete auf die beiden Computer. „Es ist nur wegen diesem Fummelkram , Sir - das geht auf die Augen. Ansonsten habe ich immer noch Augen wie ein junger Gott."
    Seit elf Jahren war der breitschultrige Nachfahre sibirischer Jäger mein ständiger Navigator. Zwei, drei Reisen noch, und ich würde mich nach einem Ersatz für ihn umsehen müssen - eine Erkenntnis, die mich hart ankam. Am Alter führte kein Weg vorbei, nicht einmal für eine so unverwüstliche Natur wie Iwan Stroganow.
    Selbst Unverwüstlichkeit hat ihre Grenzen. Lieutenant Stroganow wirkte erschöpft. War das ein Wunder? Zusätzlich zu seinen Pflichten als Navigator hatte er auch noch das Amt des Radarcontrollers übernommen, das bis vor kurzem Konstantin Simopulos innegehabt hatte. Und das bedeutete, daß er in dieser Phase des Fluges der wichtigste Mann an Bord war. Nur mit Hilfe seiner Erfahrung durfte ich damit rechnen, die Kronos aus dem Reich fremder, unbekannter Sterne zurückzuführen zu den vertrauten Routen.
    „Lassen Sie den Fummelkram , Lieutenant!" sagte ich. „So wie die Dinge liegen, hat das Zeit bis morgen. Legen Sie sich für ein paar Stunden aufs Ohr."
    Lieutenant Stroganow setzte die Brille wieder auf.
    „Ich hasse Unstimmigkeiten, Sir. Im Falle einer plötzlichen Ansteuerung könnte es leicht Schwierigkeiten geben."
    Ich nickte ihm noch einmal zu, bevor ich meinen Rundgang fortsetzte. Ich verließ den Lieutenant mit der beruhigenden Gewißheit , daß die Navigation der Kronos in den zuverlässigsten Händen lag. Und ich ahnte: Mir dieses Gefühl vermittelt zu haben war Lieutenant Stroganow den Verzicht auf ein paar Stunden Schlaf wert.
    Der Film, der in der Messe über den Bildschirm flimmerte, war uralt. Längst kannte ich jeden darin vorkommenden Dialog auswendig. Die beiden Bordingenieure ließen sich darum auch nicht beirren. Stumm, konzentriert, mit vorgeneigten Köpfen brüteten sie über dem Schachbrett: der ebenholzschwarze Lieutenant William Xuma und sein Assistent, Pablo Torrente, mit dem unverkennbaren Indianerprofil, im Range eines Lieutenants auch er.
    „Sir, einen Becher Kaffee?"
    Sergeant Caruso, mit Vorname Caruso, der Schiffskoch, rothaarig, sommersprossig und spindeldürr, hüpfte auf mich zu.
    „Keinen Kaffee, maestro ", sagte ich. „Trotzdem, vielen Dank."
    Im Frachtraum war Lieutenant Levy damit beschäftigt, die Pilger, die wir auf PILGRIM 2000 an Bord genommen hatten, in der Kunst des Lesens und Schreibens zu unterweisen. Ich blieb stehen, ohne mich einzumischen, und sah und hörte zu.
    Unter fremden Sternen, an Bord eines gedankenschnell dahinjagenden Schiffes sah ich mich einer Szene von biblischer Einfachheit gegenüber: Die Männer, Frauen und Kinder von PILGRIM 2000 in ihren selbstgesponnenen, langen, wallenden Gewändern, mit ruhigen, andachtsvollen Gesichtern - und vor ihnen, in kleidsamer Astronauten-Uniform, das Buch - in diesem Fall meine Bord-Bibel - in der Hand, ein moderner Prophet, mein Funkoffizier, Israel Levy.
    Mein Blick begegnete dem von Judith.
    Wie lange war es her, daß ich sie und Lieutenant Levy - kraft meines Amtes als Schiffsführer - getraut hatte, angesichts des unvermeidlich scheinenden Todes? Monate, Jahre schienen seit den Ereignissen auf PILGRIM 2000 vergangen zu sein.
    Judith lächelte mir zu; dann wanderte ihr Blick zu Lieutenant Levy zurück. Ihr Lächeln war das einer sehr glücklichen Frau.
    Lieutenant Levy sagte im Ton eines Lehrers, der in seiner Klasse keine
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