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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe
Autoren: Mark Brandis
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fallen. Der todbringende Mechanismus, einmal angelaufen, ließ sich nicht mehr abstellen. 
    Kapitän Utrecht verließ die Zentrale. Im Abgehen rief er: »Alle Mann von Bord! Das gilt auch für Sie.«
    Romen stieß mich an. »Mark –«
    Ich rannte los. Die Räumung des Schiffes war bereits in vollem Gange. Männer mit Schlauchbooten und Schwimmwesten eilten zum Ausstieg. Ich kämpfte mich gegen den Strom und erreichte das Wohndeck. 
    Ein breitschultriger, hünenhafter Bootsmann vertrat mir den Weg. »Die andere Richtung, Sir.«
    Zwei flüchtende Matrosen zwängten sich vorbei. Danach kam niemand mehr.
    Ich fragte: »Ist noch wer unten?«
    Der Bootsmann sah sich um.
    »Nein, Sir. Von uns keiner. Nur der Passagier, dieser Dr. West.«
    Ich zeigte auf das Schott. »Läßt sich das verschließen?«
    »Nur zuschrauben, Sir. Warum?«
    Der Bootsmann gab sich alle Mühe, höflich und gelassen zu erscheinen, doch seine Nervosität war deutlich zu spüren. Ich stand ihm im Weg und hinderte ihn am Verlassen des sterbenden Schiffes. Aber noch wurde er benötigt. Ich warf einen Blick auf seine muskelschwellenden Oberarme. 
    »Dann schrauben Sie's zu – so fest Sie können!«
    Der Bootsmann zögerte. »Sir, aber Dr. West –«
    »Zuschrauben!« herrschte ich ihn an. »Befehl vom Kapitän. Zuschrauben!«
    Der Bootsmann gehorchte. Das Schott krachte zu. Unter den prallwerdenden Muskeln des Seemannes drohte seine Jacke zu platzen, als er das eiserne Rad zuschraubte.
    Aufatmend trat er zurück.
    »Das«, sagte er, »kriegt jetzt so leicht niemand mehr auf.«
    »Verschwinden Sie!« sagte ich. 
    Der Bootsmann ließ sich das nicht zweimal sagen. Er zwängte sich an mir vorbei und rannte nach oben. Ich hatte volles Verständnis dafür. Besser noch als ich wußte er, was in wenigen Augenblicken mit diesem Schiff geschehen würde. Auf der anderen Seite des Schotts hämmerten Fäuste. Wie aus weiter Ferne vernahm ich eine wimmernde Stimme: »Mark! Mark, mach auf! Um Himmels willen, das kannst du mir doch nicht antun!«
    Ein Lautsprecher brüllte. Ich erkannte die Stimme des Kapitäns: »Letzte Aufforderung zum Verlassen des Schiffes! Alle Mann von Bord! Ich wiederhole: Alle Mann von Bord!«
    Ich sagte leise: »Leben Sie wohl, Dr. West!« – machte kehrt und rannte den Niedergang hinauf. Vielleicht weinte ich. Nat war nie ein kräftiger Mann gewesen.
    Die Schlauchboote hatten bereits abgelegt. Nur Kapitän Utrecht und Romen befanden sich noch an Deck.
    »Allein?« fragte Romen.
    »Allein!« sagte ich.
    Kapitän Utrecht legte mir einen Arm um die Schulter. Ich dachte weniger an Dr. West. Ich dachte an den Goodman-Bazillus, der auf dem todgeweihten Poseidon zurückblieb. Bald würde es ihn nicht mehr geben. Meine Arbeit war getan. Kapitän Utrecht stieß mich über Bord. Ich tauchte unter, schluckte Wasser und strampelte mich zurück an die Oberfläche. Wir schwammen Seite an Seite: Kapitän Utrecht, Romen und ich. Von irgendwoher stieß eine flinke Barkasse auf uns zu, und kräftige Matrosenhände zogen uns nacheinander über die Reling.
    Die Barkasse hielt mit voller Fahrt auf Metropolis zu. Ich stand am Heck, in meine triefendnassen Kleidern, und blickte zurück. Die Poseidon schien dem ihr zugedachten Schicksal zu trotzen. In der hohen Dünung tauchte sie gleichmäßig auf und nieder.
    Eine Welle klatschte mir ins Gesicht und raubte mir die Sicht. Als ich meine Augen trockengerieben hatte, war die Poseidon eine weißglühende Fackel auf der grauen See. Sie explodierte nicht, wie ich befürchtet hatte. Sie brannte lediglich von innen heraus aus – aufgeheizt durch eine Glut, wie sie sonst nur die Sonne kennt. Als sie zu schmelzen begann, verwandelte sich das Wasser um sie herum in einen brodelnden Hexenkessel.
    Kapitän Utrecht, der neben mir stand, schluckte laut und wandte sich ab.
    Ich wußte, wie er sich fühlte. Soeben hatte er sein Schiff verloren. Worte konnten ihm nicht helfen. 
    Romen stieß mich an. Er und ich gingen nach vorn. Die Barkasse lief gerade in den Hafen ein. Ich erkannte John Harris. Er lehnte am Helikopter, der ihn auf die Mole hinausgetragen hatte. Ich versuchte, in seiner steinernen Maske zu lesen. Die Gefahr, die vom letzten Mann des gescheiterten VEGA-Projekts Aeskulab ausging, war gebannt, aber nicht alles war so gelaufen, wie Harris es gewollt hatte. Der Fall Dr. West hatte aufgehört, ein VEGA-internes Geheimnis zu sein.
    Noch während ich darüber nachdachte, entdeckte ich einen kupferroten Haarschopf,
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