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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe
Autoren: Mark Brandis
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an den Navigationsoffizier. »Kurs Metropolis.«
    Dr. West schwenkte die Phiole. 
    »Meine Herren, nachdem wir uns einig geworden sind, ziehe ich mich in meine Kammer zurück. Wecken Sie mich, bevor Sie in Metropolis anlegen – und unterlassen Sie alles, was mein Mißfallen erregen könnte. Ich werde die Phiole nicht aus der Hand legen – nicht einmal im Schlaf.«
    Dr. West verließ die Zentrale. Wir hörten ihn kichern, als er den Niedergang zum Wohndeck hinabstieg.
    Hinter mir holte Romen tief Luft und sagte: »Weiß Gott, Mark, ich weiß nicht, ob ich mich an deiner Stelle beherrscht hätte. Dieser Verrückte lacht uns doch glatt ins Gesicht.«
    Kapitän Utrecht räusperte sich. »Ich denke, Sie sind mir eine Erklärung schuldig, Commander.«
    Wir setzten uns, und ich berichtete Kapitän Utrecht alles, was er wissen mußte, um die gegebene Lage richtig einzuschätzen. Danach schüttelte er den Kopf. 
    »Ich habe mich schon gefragt, was wohl in dem roten Behälter steckt, den er unbedingt mit an Bord nehmen wollte, aber ich war einfach zu gut erzogen, um ihm Löcher in den Bauch zu fragen. Nun haben wir die Bescherung.«
    Der Behälter mit der Bakterienkultur befand sich mithin an Bord der Poseidon. Ich verwahrte diese Tatsache in meinem Gedächtnis. Der Kapitän zog Bilanz – kurz und bündig, wie es seinem Wesen entsprach: »Er hat uns also glatt überrumpelt – und während er nun den Schlaf des Gerechten schläft, müssen wir tun, was er von uns verlangt. Das ist verdammt bitter. Vor allem, weil sich nirgendwo ein Ausweg abzeichnet. Dieser Pirat hat uns völlig in der Hand. Doch was wird sein, wenn wir Metropolis erreichen? Man kann ihn doch nicht einfach auf die Stadt loslassen!«
    Kapitän Utrecht war ratlos. Ich spürte seinen Groll und wußte ihn zu deuten. Dr. West befand sich an Bord der Poseidon – zusammen mit einem halben Hundert kräftiger Matrosen, von denen jeder einzelne ihn mühelos überwältigen konnte. Und doch waren uns die Hände gebunden. 
    Der Navigationsoffizier erschien und meldete, daß die Poseidon auf dem befohlenen Kurs lag.

14.
19.5.2079
    Die Poseidon war aufgetaucht und stampfte nun schwerfallig in der atlantischen Dünung: den Bug beharrlich nach Nordwesten gerichtet, wo wie ein aus Millionen flimmernder Facetten zusammengesetzter riesiger, gestreckter Spiegel Metropolis, die Hauptstadt der EAAU, über dem Horizont erschienen war. Hier, in dieser künstlich geschaffenen Heimstatt für über fünfzig Millionen Menschen, schlug das Herz der Drei Vereinigten Kontinente, hier liefen die Nervenstränge zusammen. Metropolis war Sitz der Regierung und der wichtigsten Behörden – und darüber hinaus war es ein kulturelles Zentrum, das seinesgleichen suchte. 
    Der Navigationsoffizier wollte mir sein Glas reichen, doch ich winkte ab. Hinter mir lag eine schlaflose Nacht – nicht anders als für Romen und Kapitän Utrecht. Systematisch hatten wir mit Hilfe eines Computers alle möglichen Varianten einer Überrumpelung durchgespielt – doch keine davon hatte uns zu befriedigen vermocht. Man konnte Dr. West niederschießen, niederschlagen oder durch Gas betäuben – aber in keinem Fall ließ es sich verhindern, daß er seine Drohung verwirklichte. Das Glas der Phiole war hauchdünn, und ein letztes Zucken seiner Finger würde es zerdrücken.
    Auf jedem anderen Schiff wäre es dann vielleicht möglich gewesen, den freigewordenen Goodman-Bazillus durch das Schließen der Schotten im Wohndeck zu isolieren. Auf der Poseidon schied dies aus. Ihr schwacher Punkt war die Klimaanlage; der zirkulierende Luftstrom mußte den Bazillus unweigerlich über das ganze Schiff verteilen, und die Seuche würde, nicht anders als auf Aeskulab, ihren Lauf nehmen, bis keiner von uns mehr am leben war.
    Immerhin hatte die Poseidon, während Dr. West schlief, zwei Funksprüche abgesetzt. Die Antworten trafen ein, lapidar und ratlos.
    Der Funkspruch der Admiralität war an Kapitän Utrecht gerichtet und lautete:
    +++ STELLE WEITERES VORGEHEN IN IHR ERMESSEN . . . 
    John Harris wies mich an:
    +++ NERVEN BEHALTEN UND ZEIT GEWINNEN . . .
     
    Kurz nach neun Uhr erschien Kapitän Utrecht – frisch rasiert, in untadeliger Uniform – in der Zentrale, begrüßte Romen und mich mit einem knappen Nicken, warf einen kurzen Blick auf Metropolis und wandte sich dann an den Navigationsoffizier. 
    »Frage: Fahrt voraus?«
    Der Navigationsoffizier überprüfte das Log und erwiderte: »Einen Knoten, Sir – gerade
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