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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe
Autoren: Mark Brandis
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auf jeden Fall schlecht bekommen. Eine bessere Waffe hatte ich nicht einzusetzen.
    Im Kopfhörer begann es zu summen, und ich nahm zur Kenntnis, daß ich im Begriff stand, die elektronische Markierungsboje zu passieren, die ich für Captain Romen hinterlassen hatte, bevor ich mich auf eigene Faust auf Erkundungsfahrt in das Tal begab.
    Ich befand mich unmittelbar vor der Schlucht, und wohl oder übel mußte ich mit der Fahrt heruntergehen. Noch einmal blickte ich zurück. Der Abstand zu meinen Verfolgern hatte sich weiter vergrößert; der aufgewirbelte Sand tat seine Schuldigkeit. Aber damit hatte ich mir lediglich einen flüchtigen Vorsprung erkauft – einen Vorsprung, der, falls mir kein neues Ablenkungsmanöver einfiel, nicht von Dauer sein konnte. 
    Das Gebirge war wild und zerklüftet, und ich würde gezwungen sein, ohne Licht zu fahren. Ich vertraute auf die Radaranzeige und führte das Sumo in die Schlucht hinein. Die Felswände zu meinen Seiten mußten zum Greifen nahe sein, aber die Dunkelheit war undurchdringlich. Ich konnte sie nicht sehen. Die geringste Unruhe am Steuer genügte, um mit ihnen unsanft zusammenzustoßen. Im Kopfhörer ertönte eine Melodie. Sie hörte sich an wie eine muntere Zigeunerweise. Jemand blies die Mundharmonika. Einen Atemzug lang mußte ich an Grischa Romen denken.
    Wahrscheinlich handelte es sich um eine Sinnestäuschung.
    Die Melodie brach ab, und wieder war ich allein, mehr als viertausend Meter unter dem Meer – und die uralte Regel, daß viele Hunde des Hasen Tod sind, galt auch für mich. 
    Was ich für eine Mundharmonika gehalten hatte, war das Rufzeichen von Shinkoku. Man hatte dort Tao Lin ans Mikrofon geholt; ich vernahm seine Stimme: »Commander, ich möchte, daß Sie auf mich hören. Ich weiß, wie Ihnen jetzt zumute ist, und trotzdem möchte ich Sie von Herzen bitten, die sinnlose Flucht aufzugeben. Dafür, daß Sie diesen Fluchtversuch unternommen haben, werde ich bei meinen vorgesetzten Instanzen Verständnis erwirken. Voraussetzung jedoch ist, daß Sie unverzüglich zurückkehren. Ihre Aussicht zu entkommen ist gleich Null. Man weiß, wo Sie sich befinden, und unsere Patrouillen werden das ganze Gebirge nach Ihnen durchkämmen. Bitte, Commander, hören Sie auf den Rat eines alten Freundes, der tief in Ihrer Schuld steht.«
    Tao Lin, dieser gütige alte Mann aus China, meinte es gut mit mir – doch gewiß ahnte er bereits, daß er zu tauben Ohren predigte.
    Ich hatte nicht die Absicht, nach Shinkoku zurückzukehren. Doch weder ihn noch seine Enkelin Lo Tai würde ich je vergessen. Dank ihnen hatte ich einmal mehr erfahren, wie unsinnig diese blutende Grenze war, die quer über den Globus verlief und ihn in zwei einander mißtrauende Machtblöcke teilte. Auf Menschlichkeit stieß man hüben wie drüben – nur war die Suche danach oft genug überlagert von Vorurteilen und mangelndem Verstehen. Freilich, mehr noch als in der EAAU, die auf eine lange demokratische Tradition zurückblicken konnte, hatten sich in den VOR Machtdünkel, Militarismus und Menschenverachtung breitgemacht – doch daran trug Tao Lin keine Schuld. Er würde mit unter den ersten sein, wenn es einmal darum ginge, über die Grenze hinweg eine ausgestreckte Hand zu ergreifen. Auf meine konnte er bereits zählen. Die Schlucht verengte sich.
    Ich war genötigt – auf die Gefahr hin, von meinen Verfolgern eingeholt zu werden –, mit der Fahrt auf ein Minimum herabzugehen. Auf diese kurze Distanz war das Radar ein miserabler Wegweiser. Das Sumo berührte die rechte Felswand und schrammte mit schrillem Mißton daran entlang. Ich beeilte mich, es vorsichtig auf den richtigen Kurs zu legen.
    Vorhin, in der ersten Aufregung der Flucht, hatte ich die Kälte, die in der engen Röhre nistete, kaum wahrgenommen. Nun bekam ich sie zu spüren. Die Kälte war tödlich. Sie fraß sich durch die Kombination und beeinträchtigte mein Denkvermögen. Ich zitterte am ganzen Leib, und das Zittern übertrug sich auf die Steuerung.
    Wollte ich nicht zu einem Eisblock gefrieren, mußte ich in absehbarer Zeit den Durchbruch nach oben wagen. Doch bis dahin konnte ich nichts anderes tun, als mich zusammenzureißen und möglichst viele Meilen hinter mich bringen – fort von Shinkoku.
    Auf dem Radar zeichnete sich eine Bewegung ab: sieben Grad voraus, in einer Distanz von hundert Metern. Es war nichts als ein flüchtiges Aufflackern, das gleich wieder erlosch, doch es reichte aus, um mich zu warnen. Ich legte das Sumo
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