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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe
Autoren: Mark Brandis
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gewachsen. Die einzige verwundbare Partie eines Sumos war seine Ruderanlage, und darum hütete ich mich vor jeder unsanften Berührung mit Grund und Fels.
    Irgendwann unterbrach ich Romens Geplauder. 
    »Was zu sehen?«
    Die Antwort war mir vertraut. 
    »Nichts.«
     
    Die Suche nach Dr. Wests Tornado war eine ermüdende Angelegenheit, denn alles, was uns an Anhaltspunkten zur Verfügung stand, war eine recht unbestimmte Meldung des Absturzortes. Nachdem wir zwei Tage und zwei Nächte lang vergebens die submarine Bergwelt mit ihren hochaufragenden Gipfeln, mit ihren gezahnten Schrunden und geröllbedeckten Plateaus nach dem Wrack abgesucht hatten, ohne auch nur eine Spur davon zu finden, nahmen wir uns nun die Schluchten und Talsohlen dieses weitverzweigten Gebirgsstocks vor. 
    Begonnen hatten wir unsere Tauchfahrt in den zwielichtigen Wasserschichten, in denen die Rochen und die Muränen gedeihen, die glotzäugigen Barsche und die flinken Makrelen – doch nun bewegten wir uns schon seit geraumer Zeit, von der Oberfläche durch vier volle Kilometer getrennt, durch ewige Nacht. 
    Die Poseidon, die Romen und mich zur Absturzstelle hinaufgebracht hatte, hielt sich wohlweislich weiter oben, im freien Seeraum, oder aber sie dümpelte aufgetaucht unter strahlendem Sonnenschein an der Oberfläche und wartete ungeduldig darauf, daß wir zu ihr zurückkehrten. Und nicht minder ungeduldig wartete im fernen Metropolis der gesamte Krisenstab der VEGA auf den glückhaften Abschluß dieser ebenso unseligen wie blamablen Aktion, die sich mehr und mehr zu einem Alptraum entwickelt hatte und zu einem Wettrennen über die Kontinente.
    Worauf Captain Romen und ich uns eingelassen hatten, ließ sich allenfalls vergleichen mit der berühmten Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen, unter erschwerten Bedingungen. Wir befanden uns hier, als unwillkommene Eindringlinge, in einem Seegebiet, das von unserem mächtigen asiatischen Nachbarn, den Vereinigten Orientalischen Republiken – VOR – beansprucht wurde, und dementsprechend unzulänglich war das von uns benutzte Kartenmaterial. Ganze Gebirgszüge, auf die wir immer wieder stießen, waren darin nur andeutungsweise enthalten.
    Mit geringem Abstand bewegten wir uns langsam und vorsichtig durch eine dunkle, schweigende, menschenfeindliche Welt.
    Der Albinohai war seit Stunden das erste lebendige Wesen, das in den Lichtkegel meines Scheinwerfers geriet. Aber wenn es ihm möglich war, in dieser karstigen Einöde sein Leben zu fristen, so mußte es in seiner näheren oder weiteren Nachbarschaft auch noch andere Bewohner der Tiefsee geben, von denen ich bislang nichts wußte.
    Vom Ozeanologen an Bord der Poseidon war darüber nicht viel zu erfahren gewesen. Nach wie vor zählte die Tiefsee zu den von der Forschung vernachlässigten Regionen unseres Planeten – und das zu einer Zeit, in der es für die stets wache Wißbegier des Menschen selbst im Himmel kaum noch Grenzen zu geben schien. Die Fortschritte, die die Raumfahrt allein im letzten Jahrzehnt gemacht hatte, waren gewaltig. Ein Flug zur Venus zählte nur noch nach Tagen, ein Abstecher zum Mond war kaum der Rede wert. Aber unter dem blauen Spiegel der Ozeane harrten noch immer Geheimnisse und Überraschungen. Ein knappes Dutzend submariner militärischer Stützpunkte war alles, was die EAAU in den Tiefen der Weltmeere unterhielt. Im Sumo begann es kalt zu werden. Ein Schauer überlief mich. Ich warf einen Blick auf das Thermometer.
    Die Innentemperatur war rapide gefallen und entsprach nunmehr derjenigen des Wassers, durch das ich mich bewegte: vier Grad über Null. Kein Wunder, daß ich fror.
    Dazu machte sich Feuchtigkeit bemerkbar. Irgendwo – in der Gegend meiner Füße – mußte es eine undichte Stelle geben. In höheren Wasserschichten hatte sich das nicht ausgewirkt; nun jedoch, unter dem Druck der Tiefe, drang Wasser in das Fahrzeug ein. Viel konnte es nicht sein, doch sicherlich genug, um mich für die empfindliche Elektronik fürchten zu lassen. Aber das Leck blieb für mich unerreichbar. Wohl oder übel mußte ich mich, wenn ich nicht aufsteigen wollte, mit seiner Existenz abfinden.
    In der engen Röhre ruhte ich in der gestreckten Position eines Rennrodlers: bäuchlings, mit vorgeschobenen Armen und leicht gespreizten Beinen; ich konnte mich weder aufrichten noch umdrehen. Um nach beendeter Tauchfahrt auszusteigen, mußte ich das achterliche Verschlußstück entriegeln; danach konnte ich mich dann mit den Füßen
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