Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
1.
16.5.2079
    Aus der Dunkelheit war er urplötzlich aufgetaucht – ein weißer, phosphoreszierender, muskulöser Rumpf –, und nun schwamm er im Lichtkegel des Scheinwerfers vor mir her und belästigte mein torkelndes, schwankendes Sumo mit den peitschenden Schlägen seiner tonnenschweren Schwanzflosse, während ich in der Enge der Schlucht kaum eine Möglichkeit hatte, aus dem Strudel auszubrechen. 
    Ich war versucht, seine Länge zu schätzen, und wußte doch, daß ich dazu nicht imstande war. Er hatte die Ausmaße eines ausgewachsenen Pottwales, aber seine dreieckige Rückenflosse war unverwechselbar die eines Hais, und ich zweifelte nicht daran, daß ich zusammen mit meinem Sumo in seinem Magen bequem Platz hatte. Am meisten bestürzte mich, daß in dieser Tiefe – mehr als viertausend Meter unter dem Meer – eine solche Begegnung nach aller Erfahrung unmöglich war. Die von tierischem Leben erfüllten lichten Regionen des Ozeans lagen fern über mir. 
    Der Hai war mehr als lästig. Ich war vollauf damit beschäftigt, das Sumo auf Kurs zu halten, ohne der peitschenden Schwanzflosse zu nahe zu kommen oder irgendwo anzuecken, so daß ich für meine Umgebung, die durchaus Beachtung und Bewunderung verdient hätte, kaum einen Blick hatte. 
    Ich befand mich auf der Talsohle einer submarinen alpinen Landschaft von unvorstellbarer Wildheit, doch nur beiläufig nahm ich zur Kenntnis, daß die zu meiner Rechten steil aufragende Felswand ein wahres Labyrinth von Höhlen und Grotten enthielt. Einige dieser gähnenden Schlünde waren mächtig genug, um ein ganzes U-Boot von der Größe der Poseidon in sich aufzunehmen. Wie tief mochten sie sein?
    Einmal unternahm ich den Versuch, in eine besonders große Höhle mit dem Scheinwerfer hineinzuleuchten. Das Licht verlor sich in der Ferne und verwandelte sich in milchigen Nebel. Aus einer dieser Gänge mußte der Hai – wahrscheinlich angelockt durch das ungewohnte Licht – gekommen sein, und nun vergnügte er sich damit, sich im kalkweißen Lichtkegel des Scheinwerfers genußvoll zu baden. 
    Ich warf einen raschen Blick nach oben. Das andere Sumo befand sich knapp hundert Meter über mir, ein wenig voraus. Gerade erkannte ich noch sein rubinrotes Schlußlicht. Es fuhr mit gelöschtem Scheinwerfer und hielt, während ich den Meeresboden ausleuchtete, beharrlich Ausschau.
    Der Anblick des anderen Sumo wirkte auf mich beruhigend. Mein altgedienter Pilot und langjähriger Bordkamerad von der Medusa, Captain Grischa Romen, war ein zuverlässiger Begleiter. Es tat mir gut, in unregelmäßigen Abständen – wie auch in diesem Augenblick – seine aufmunternde Stimme zu hören: in jenem lässigen Plauderton, wie er zwischen uns, sobald wir uns unter vier Augen befanden, – vorherrschte.
    Nur für einen uneingeweihten und voreilig urteilenden Beobachter, den es zum Glück nicht gab, mochten wir beide als ungleiches Gespann erscheinen: er, der dunkelhäutige, schwarzäugige Zigeuner, und ich, sein oftmals steif und gefühlskalt wirkender Commander mit dem Beinamen ›Der Preuße‹. In Wirklichkeit waren wir bestens aufeinander eingespielt, und darüber hinaus verband uns eine tiefe, wortlose Freundschaft. 
    »Mark!«
    »Ja?«
    »Netter kleiner Fisch, den du da an der Angel hast.«
    »Hat irgendwie Ähnlichkeit mit einer Sardine, nicht wahr?«
    »Das ist es! Und du fragst dich jetzt verzweifelt, wie du sie am besten in die Dose praktizieren kannst. Also, dafür gibt es ein bewährtes Rezept. Alles, was du benötigst, ist zunächst eine Dose, die groß genug ist …«
    Romen plauderte weiter; ich hörte nicht länger zu. Die Schlucht verengte sich, und ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit darauf, mein Sumo hinter dem Hai her durch den Engpaß zu steuern, ohne gegen die Felswände zu stoßen.
    Allmählich begann ich mich an meinen unheimlichen Weggenossen zu gewöhnen. Offenbar hatte er nichts anderes im Sinn, als sich ein wenig Licht auf seine albinoweiße Haut brennen zu lassen. Falls er böse Absichten gehabt hätte, wäre es ihm längst ein leichtes gewesen, sich herumzuwerfen und mir seine dolchgroßen Zähne zu zeigen. Es mochte sein, daß er da bereits gewisse unerfreuliche Erfahrungen gemacht hatte. Der torpedoförmige stählerne Druckkörper eines Sumos war alles andere als ein Appetithappen – nicht einmal für einen Burschen seiner Größe. Material, das dazu bestimmt war, dem ungeheuren Druck von bis zu zwölftausend Tauchmetern zu trotzen, war jedem Haizahn

Weitere Kostenlose Bücher