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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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Harris die Wartezeit, um feststellen zu lassen, ob Delta VII dabei irgendwelche Schäden davongetragen hatte. Dann und wann tauchte Ibaka vor einem der Fenster auf, meist jedoch war er unsichtbar und nur über die Bordsprechanlage mit uns verbunden. Er benutzte eine Frequenz mit minimaler Reichweite, so daß keine Gefahr bestand, von anderen Schiffen mitgehört zu werden. „Als Mediziner, der ich nicht bin, Sir, müßte ich jetzt Pocken diagnostizieren." Commander Harris sagte: „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Lieutenant, wenn Sie sich bei der Schadensmeldung weniger blumiger Umschreibungen bedienen würden." „Aye, aye, Sir", sagte Ibaka. „Ich habe lediglich versucht, den Zustand der Außenhaut zu beschreiben. Ernsthafte Schäden haben wir jedenfalls nicht davongetragen. Nur unsere Schönheit ist ein wenig ramponiert." „Verstanden", sagte Commander Harris. „Sie können wieder an Bord kommen, Lieutenant." „Schade, Sir. Ich bin gerade dabei, meine alte Heimat zu begutachten." Deutlich erkannte auch ich das Dreieck des afrikanischen Kontinents, auf dem hell das Licht der Sonne lag - und plötzlich war mir, als hätte irgendwo ein Uhrwerk zu tik-ken begonnen, lauter und immer lauter. Ibaka kam wieder an Bord und entledigte sich des Raumanzuges. Die Zeit rann dahin.
    Der afrikanische Kontinent lag schon fast ganz im Schatten, als ich auf dem Radarschirm die erste flüchtige Bewegung wahrnahm, die das Ende unseres Wartens ankündigte. Danach verging noch eine ganze Weile, bis der Leichte Kreuzer auch vor dem Cockpitfenster auftauchte. In respektvoller Entfernung manövrierte er ein paar Minuten lang unschlüssig hin und her - offenbar im Zweifel, ob er die Annäherung riskieren sollte oder nicht. Erst als unser Signalscheinwerfer zu blinzeln begann, ließ er alle Vorsicht fahren, stieß auf uns zu, beschrieb einen Vierzigmeilenkreis und schob sich dann langsam heran: Ein schlankes graues Schiff mit schmalen Stabilisierungsflossen. Auf dem Rumpf prangte in schwarzer Schrift ,die Aufschrift SRF SAGITTA - Division Venus.
    An Bord der Sagitta befanden sich, wie ich wußte, Major Luca und eine fünfköpfige Besatzung, und Major Luca war, wie ich ebenfalls wußte, ein alter Freund des Com-manders: Freund genug, um den Befehlshaber der Strategischen Raumdivision Venus, Colonel Larriand, im unklaren über die eigenmächtige Erweiterung eines routinemäßigen Patrouillenfluges zu lassen - eine Eigenmächtigkeit, die für Major Luca militärgerichtliche Konsequenzen haben konnte. Von ihr in Kenntnis gesetzt war lediglich der Vorsitzende des Rats für innere und äußere Sicherheit, Alexander Repin. Drüben auf der Sagitta begann der Scheinwerfer zu flakkern.
    „C. an C.: War mir auf Anhieb meiner Sache nicht sicher."
    Der Signalscheinwerfer von Delta VII gab Antwort. „Bin erfreut, Sie willkommen zu heißen. Alles läuft, wie besprochen."
    „Wenn es Ihnen recht ist", morste die Sagitta, „krempeln wir uns jetzt die Ärmel hoch und machen uns an die Arbeit."
    „Gehen Sie wie verabredet längsseits!" „Verstanden. Ich gehe längsseits." Die Sagitta setzte ein Stück zurück und schob sich dann behutsam längsseits, bis beide Schiffe einander fast berührten. In dieser Position verharrte sie. Für jeden Radarbeobachter, der Delta VII und die Sagitta von nun an auf den Schirm bekam, mußten sie wie ein Schiff erscheinen. Commander Harris wandte sich an Major Stewart. „Es kann losgehen, Major." Major Stewart neigte zustimmend den Kopf mit dem schweren Helm. „Wir wollen es hinter uns bringen, Sir."
    Die Situation war nicht ungünstig. Aus dem vielstimmigen Chor verschlüsselter Funksignale im Äther ließ sich entnehmen, daß der General seine Strategische Raumflotte in der Luft hielt. Ein Schiff mehr oder weniger, das sich auf den Schirmen der erdfesten Raumüberwachungszentren abzeichnen sollte, würde anfangs kaum auffallen: Man würde es für ein Versorgungsschiff halten oder für einen vorzeitigen Heimkehrer. Sicherlich würde man diesen Irrtum früher oder später erkennen, aber dann würde - wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam - Delta VII bereits gelandet sein - so daß die Sagitta das Täuschungsmanöver vollenden konnte, indem sie sich den herbeieilenden Taurus-Zerstörern als Köder hinwarf. Freilich, von diesem kleinen Unterschied zwischen früher und später hing so ziemlich alles ab. Die einzelnen Phasen unseres Unternehmens waren von drei Computern durchgerechnet worden: mit dem einstimmigen
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