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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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Insignien“, antwortete Jonas und rannte los, ehe noch jemand irgendwelche Einwände loswerden konnte. Er beeilte sich. Bei diesem Wetter, kam ihm die Idee, das Siegel und das Wachs an der Boje zu verstecken, gar nicht mehr so brillant vor.
    Er rannte querfeldein, um möglichst genau vor der Boje herauszukommen und das gelang ihm auch. Er riss sich die Klamotten vom Leib, obwohl sie ohnehin schon völlig durchnässt waren, und lief zur Brandung. Er fror. Am Ufer pfiffen mindestens sechs Beaufort, in Böen sicher sieben oder acht auflandig aus Nord, was eine beachtliche Dünung aufbaute. Langsam und mit einem mulmigen Gefühl im Magen stieg er ins Wasser. Die erste Welle holte ihn beinahe von den Füßen, in die zweite tauchte er Kopf vor ein und schwamm mit aller Kraft unter ihr hindurch nach draußen. Immerhin bildeten sich nur bei starken Südostwinden gefährliche Strömungen, die einen aufs Meer ziehen konnten. Soweit er wusste, war es bei Nordwinden sicherer. Hinter der Brandung waren die Wellen hoch, drückten ihn immer wieder unter die Oberfläche und er schluckte Wasser. Minutenlang schwamm er Zug um Zug weiter ohne die Boje auch nur ein einziges Mal sehen zu können. Es war anstrengend. Er japste nach Luft. Jede Welle schien ihn zurück ans Ufer bringen zu wollen. Verzweifelt tauchte er zum Grund hinunter, schwamm dort soweit er konnte, bis er keuchend wieder hochkam. Als er die Sandbank erreichte, musste er sich ausruhen. Er stellte sich, so gut es ging auf den Grund. Die Boje lag vor ihm, gar nicht weit entfernt. Obwohl es unter Wasser fast gänzlich dunkel war, tauchte er noch einmal, um die letzten dreißig Meter zurückzulegen. Er suchte die Kette, konzentrierte sich auf seine Gefühle. So nah, wie er den Insignien war, musste er sie spüren können; sie mussten ihn regelrecht rufen und das taten sie auch. Seine Finger berührten die glitschige Kette, doch er war viel zu weit oben und die Boje bewegte sich wie ein Spielball, fiel mit jeder Welle ins Tal und das verdrängte Wasser zog Jonas näher. Ehe er sich versah, prallte er brutal mit den Füßen gegen das Metall. Kurz darauf wiederholte sich das Spiel und dieses Mal rissen die Muscheln seine Haut auf.
    Er musste nach oben , holte keuchend einen gequälten Atemzug, um dann sofort wieder hinabzustoßen. Mit weiten Armzügen fand er die Kette wieder, hielt sich krampfhaft daran fest und hangelte sich tiefer bis zur Tasche. Mit Gewalt riss er an den Schnüren. Seine Lungen schrien nach Luft. Doch zumindest hier war ihm das Glück hold, schon beim ersten Versuch hielt er den Sack in den Händen und zwang sich ein Stück wegzuschwimmen, ehe er auftauchte, um nicht noch einmal von der Boje erwischt zu werden. Minutenlang rang er auf der Sandbank nach Luft. Er war ausgelaugt und fror erbärmlich. Sein ganzer Körper zitterte vor Anstrengung. Am liebsten wäre er einfach stehen geblieben.
    Aber e r durfte nicht zögern; er musste weitermachen. Jonas sprang vor und mit Hilfe der Wellen, die ihn an Land werfen wollten, erreichte er das Ufer. Er keuchte, gönnte sich aber keine Minute. Er schlüpfte in seine nassen Sachen und es fühlte sich abermals an, als stiege er ins kalte Wasser.
    Die ersten paar hundert Meter sprintete er, aber das Tempo hielt er nicht lange durch. Er machte langsamer und mit einem Mal wurde ihm klar, dass sich etwas verändert hatte. Da war etwas, ein Schimmern in der Luft. Er hörte Kampflärm, ganz entfernt, roch Feuer. Der Wald brannte. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, aber da war ein Leuchten zwischen den Bäumen.
    Er wurde nervöser , als er ohnehin schon war. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, eine Gänsehaut lief über seinen Rücken. Dann fiel ihm siedend heiß ein, dass er den Beutel nicht geöffnet hatte. Einen schier endlos langen Augenblick glaubte er, dass Ring und Wachs gar nicht mehr darin waren. Aber sie waren da, alles war an seinem Platz. Er steckte das Wachs in die Hosentasche, es glänzte leicht, und den Siegelring auf seinen Zeigefinger der linken Hand und rannte weiter.
     

KAPITEL XXXVI
    Unweit des Hofes blieb er bei den Dünen. Eine Windböe packte ihn von hinten und sie war so stark, dass sie ihn beinahe von den Beinen holte. Vielleicht wäre die Route durch den Gang doch schlauer gewesen, dachte Jonas. Der Weg über die Insel war nicht kürzer als unter der Insel hindurch und letztendlich machte ein anderer Eingang die Sache nicht ungefährlicher, denn er musste in diesen Raum, direkt zur
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