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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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Im Licht der Fackel sah Jonas die Schemen der Sieben. Sie waren da und doch nicht da, sie verblassten, entzündeten sich und veränderten sich zu sieben bläulich brennenden Flammen, verblassten wieder und kamen zurück. Sie schwebten frei im Raum. „Es hat begonnen“, raunte er.
    Der Mann in der roten Robe stellte sich auf. Es mussten noch mehr von der Ombrage hier sein, sie würden das Ritual niemals einen Mann alleine abhalten lassen, dachte Jonas, doch zu sehen war niemand. Allerdings gab es einige Ecken des Raums, die Jonas nicht einsehen konnte. Carl drückte sich neben ihn auf den Boden; auch er wollte etwas sehen. Minutenlang änderte sich die Szene nicht. Sie konnten nicht erkennen, ob der Mann irgendetwas tat oder nur abwartete. Bewegung kam erst wieder auf, als eine Gestalt aus der Wand gegenüber trat. Sie kam aus dem massiven Stahlbeton, als wäre dort eine Tür. Sie war groß, verzerrt, voller Augen und mit dem Kopf eines Löwen. Reißzähne ragten bedrohlich aus dem Maul und dann veränderte sich der Raum, Stühle tauchten auf. Jonas zählte nicht, aber er wusste, dass es die vierundzwanzig Stühle der vierundzwanzig Ältesten sein mussten. Sie würden kommen, um das Ende zu bezeugen.
    Jonas setzte sich auf. „ Das reicht! Wir müssen etwas tun.“ Er ging zur Barriere. „Los, hilf mir!“ Carl saß noch immer auf dem Boden. „Komm schon!“, zischte Jonas.
    Carl stand verwirrt auf und half ihm durch die Barriere.
    „ Als erstes gilt es Wachs und Siegel zu holen“, sagte Ludwig, nachdem Jonas berichtet hatte.
    „Okay , aber was dann?“, fragte Carl.
    „Ich kann nicht einfach in den Raum. Ich wür de nicht bis zu dem Buch kommen“, entgegnete Jonas.
    „ Sie müssen erst noch die Siegel mit dem Blut des Lammes öffnen, erst dann hat es wirklich begonnen. Der Saal füllt sich erst, aber der erste Akt des Dramas hat noch nicht begonnen. Einen Schritt nach dem anderen.“
    „Es muss noch einen Eingang zu dem Raum geben. Hier unten sind nur die Fußspuren von uns“, sagte Carl, der zur Kreuzung zurückgegangen war. Hier lag genug Staub, damit er sich sicher sein konnte.
    Jonas ging selbst an die Kreuzung. „Wir müssen aus dem Gang raus. Wir schauen da hinten noch, ob es einen alternativen Ausgang gibt.“
    „Warte!“
    „Was?“
    „ Was passiert, wenn wir in die Anderswelt wechseln?“, überlegte Carl.
    „ Das ist nicht zu empfehlen, du würdest unter der Erde herauskommen. Außerdem glaube ich kaum, dass wir hinüberwechseln könnten. Die Ombrage wird sicher einen Schutz gelegt haben, so wie die Barriere auch. Die wollen keine Überraschungen erleben, nicht wie 876, wo wir sie aus der Anderswelt überrascht haben“, antwortete Ludwig. Es gab noch einen Grund, aber den erwähnte Ludwig nicht. Jonas kannte ihn auch so. Die Welten verschmolzen am Ende und es wurde immer gefährlicher zu springen.
    Der Raum auf der anderen Seite war kleiner. Kabel kamen aus den Wänden und gegenüber des Eingangs führte eine Leiter nach oben. „Da!“ Jonas rannte hinüber. Nach oben gab es wieder einen Schacht von ungefähr zwei Meter Länge, an den sich eine Metallklappe anschloss. „Da fällt Licht durch die Ritzen.“ Wasser tropfte herein. Jonas stieg nach oben, schlug dagegen und rief resigniert: „Zugeschweißt!“ Er stieg wieder hinunter. „Die Klappe ist offen ersichtlich. Ich glaube, ich habe Himmel gesehen. Es regnet draußen. Wir müssen uns beeilen.“
    Ludwig schaute wieder auf den Plan. „Schwer zu sagen, wo wir genau sind.“
    Carl schüttelte den Kopf. „ Wir müssten in der Nähe der Schwitzhütte sein. Wenn wir oben suchen, werden wir sie finden. Ich bin mir sicher.“
    „ Aber auf bekommen wir sie deswegen auch noch nicht.“
    „ Die andere Klappe war wahrscheinlich ähnlich verschweißt“, antwortete Jonas. „Mit dem Traktor müsste es gehen. Wir müssen als erstes zurück und den Ring und das Wachs holen. Und dann kommen wir mit dem Traktor hierher. Das müsste am schnellsten gehen.“
     

KAPITEL XXXV
    Den Rückweg rannten sie. Selbst Ludwig hielt keuchend Schritt. Als sie aus dem Gang stiegen, zerrten stürmische Windböen an den Bäumen und kleine Äste und Tannenzapfen fielen herab. Waagrechter Regen durchnässte sie, aber die frische Luft war angenehm nach dem modrigen Kellergeruch.
    „Carl, du holst die Sachen aus dem Wasser. Ludwig und ich suchen die Luke“, bestimmte Jonas.
    „ Und wer fährt den Traktor?“
    „ Ah, stimmt, du nimmst den Traktor. Ich hole die
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