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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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und schon stand Carl neben der Luke.
    „Sieht gar nicht aus , wie ein Bunker“, meinte Carl.
    „Doch, das sind Stahlbetonwände wenigstens ein Meter dick, so etwas Massives baut die öffentliche Hand nicht, nicht für die Pumpenhäuschen. Kannst du sehen, ob es irgendwo weitergeht?“, wollte Ludwig wissen.
    Jonas beugte sich weiter hinein. „Ja, eine Stahltür, h alb offen; da kommen wir durch. Wir müssen runter“, rief er staccatohaft. Kopfüber hängend musste er sich anstrengen und seine Stimme hallte gespenstisch von den Wänden wider.
    Er zog sich wieder hoch, drückte Carl die Lampe in die Hand und stieg selbst die Leiter hinunter, bis er unten auf zwei wackligen Rohren zum Stehen kam. Dann ließ er sich von Carl die Lampe zuwerfen. Die Luft roch moderig, nach Brackwasser und feuchter Erde, vermischt mit etwas Süßlichem, der kohlige Duft eines toten Tieres, vielleicht von einer Ratte oder einer Maus. Die gab es sicher zur Genüge hier unten. Über die Rohre am Boden stieg er bis zur Tür ohne nasse Füße zu bekommen. Dahinter schloss sich ein Gang an, der einen halben Meter höher lag und im Gegensatz zum Pumpenraum staubtrogen war.
    „Hey, auf was wartet ihr? Kommt runter!“ , rief Jonas und zuckte zusammen. Er hätte nicht einfach rufen sollen, schließlich war zu befürchten, dass sie hier unten nicht alleine waren. Aber das Aufbrechen war vermutlich auch nicht leise gewesen.
    Das Licht der Taschenlampe fand in dem Gang kein Ende, nur eine Abzweigung, die in einem weiteren, kleineren Raum führte. Auch hier gab es alte Rohrleitungen und Dutzende Kabelstränge, die von der Decke hingen. Carl und Ludwig stießen zu ihm.
    „I ch habe eine Kopie von dem Plan aus dem Archiv mitgebracht.“ Ludwig zog eine zusammengefaltete und notdürftig mit Klebeband zusammengeklebte Blattsammlung aus der Tasche.
    Jonas faltete ihn auseinander. „Leuchte darauf !“, bat er Carl. Der Plan war unübersichtlich, bestand aus acht aneinander geklebten DIN A4 Blättern und war überzogen mit dünnen Linien. „Herrje, das ist ja riesig“, raunte Jonas.
    „ Vermutlich ist das meiste bereits entfernt ... Ich weiß nicht, welchen Stand dieser Plan zeigt. Ich erinnere mich vor ein paar Jahren an ein junges Pärchen, Urlauber natürlich, sie erwähnten, dass sie Teile alter Anlagen im Osten gefunden hätten. Ich habe das nicht sonderlich ernst genommen, aber ich denke, es muss einer dieser verzeichneten Räume sein.“ Ludwig tippte auf ein paar größere Vierecke auf dem Plan.
    „Da stimmt doch was nicht. Wenn ich die Entfernung richtig einschätze, dann müsste das direkt unter dem Hafen liegen.“ Jonas knickte das Papier, damit er besser sehen konnte.
    „Nein, da die Linien. Die zeigen, dass das die nächsttiefere Ebene unter diesem Raum ist. – Und dann …“ Ludwig fuhr die Linie mit dem Finger ab, „müsste es beim Tennisplatz sein. Das war ein Flaggbunker. Der obere Teil ist schon während der letzten Kriegstage schwer beschädigt worden. Ich habe Bilder davon gesehen.“
    Jonas tippte auf einen Gang. „Da müssen wir jetzt sein. Wenn das stimmt geht dieser Gang quer unter der Insel durch nach Osten, bis zu einem ...“ Er beugte sich vor, um die winzige Schrift besser lesen zu können. „ Mun-itions-lag-er“, las er stockend. Die Schrift war kaum zu entziffern.
    „Wenn der Flaggturm im Hafen war, ist das aber unpraktisch weit entfernt“, sagte Carl.
    „Nein, es gab sicher noch einen im Osten, direkt am Strand.“
    „ Wenn wir nicht aus dem Grund hier wären, weswegen wir hier sind, fände ich das alles total cool“, meinte Carl.
    „Das da ist unter dem Hof.“ Drei Räume waren dort verzeichnet. Anhand des Entwässerungsgraben s als Landmarke, der als eindeutige Linie bis zum Ufer lief, war die Lage genau abzuschätzen.
    „ Ich vermute, dass diese Linien hier“, Ludwig zeigte auf einige dünne und vor allem dicht zusammenliegende, „keine Gänge, sondern nur Kabel oder Rohrleitungen sind.“ Die Linien verbanden in Gruppen diverse Räume miteinander. „Ich sollte die Öllampe anstecken und eine Taschenlampe ausschalten. Wir müssen die Batterien schonen. Das wird alles länger dauern, als erwartet.“ Ludwig fummelte umständlich ein Streichholz aus der Schachtel, rieb es ein halbes Dutzend Mal über die Reibefläche, bis der Kopf endlich brannte. Carl half ihm, drückte das Glas nach oben und drehte den Docht höher. Viel Licht gab die Lampe nicht, aber sie würde viel länger durchhalten als
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