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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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Rolle gelangen, und so, wie es ausgesehen hatte, hatte die Ombrage die Tür vor der sie gestanden hatten, nicht zusätzlich bewacht. Er musste wieder in die Gänge. Das war der beste Plan, auch wenn er nicht sicher sein konnte, ob die Stahltür verschlossen war.
    Jonas erreichte die große Weide der Schafe nahe Marots Hof. Die Tiere standen dicht gedrängt, um eine der Eichen, die sich dicht am Haus im Wind wiegte. Entweder fürchteten sie nur das Wetter oder sie spürten, dass etwas noch viel Schlimmeres als ein Sturm aufzog. Aber das war nicht das, auf was Jonas achtete, denn unweit des Wegs brach ein Kampf aus. Männer schwangen Schwerter, schossen mit Musketen, stürmten aufeinander ein. Wie viele konnte Jonas nicht abschätzen, denn Teile von ihnen verschwammen mit Bäumen, verschwammen mit Marots Scheune oder den Büschen am Weg. Sie waren halb hier und halb in der Anderswelt.
    Jonas eilte weiter, behielt die kämpfende Meute im Auge, wollte ihr auf keinen Fall zu nah kommen und beinahe übersah er Georg, der zusammen mit einem zweiten Mann zu Fuß in Richtung Marots Hof lief. Er war dem Kampfgeschehen gefährlich nah, aber wahrscheinlich sah er die Männer noch gar nicht. Jonas rannte nach rechts, beeilte sich, in den Schutz der Scheune zu kommen. Dahinter lief er vor und blieb auf dem Fußweg, auf dem sie ihn nicht sehen würden. Es war nur ein kleiner Umweg und nach einem letzten Kilometer erreichte er den Leuchtturm.
    Der Weg knickte ab, bli eb parallel zu einem von Barneys Feldern. Vor ihm auf dem Weg preschte ein Reiter mit gewaltigen Pferd heran, ein schneeweißes Streitross, das in sich selbst zu leuchten schien, im Sattel ein karmesinroter Reiter mit einem wahrhaft riesigen Bogen in der Hand. Das Pferd bäumte sich auf, änderte die Richtung und der Reiter jagte in Richtung Hauptstraße davon. Jonas Magen verkrampfte sich. Der erste Reiter war unterwegs. Die Apokalypse hatte begonnen.
    Er rannte schneller. Hier irgendwo mussten Carl und Ludwig sein. Er konzentrierte sich, versuchte logisch zu denken. Die Klappe konnte kaum zwischen den Ferienhäusern sein, davon hätten sie sicher gehört. Sie musste … natürlich! Etwa hundert Meter den Strand hinunter gab es eine Düne mit einer Stahltür. Dort musste es sein. Wenn er sich nicht irrte, prangte das Logo der städtischen Wasserwerke Fermten auf der Tür.
    Er behielt recht und stieß wieder auf Ludwig und Carl, die dieselbe Idee gehabt hatten.
    Carl hantierte mit dem Brecheisen und Ludwig grub mit den Händen den Sand zur Seite, leider vergeblich, denn durch den starken Regen wurde ständig neuer herbeigespült.
    „Warum hast du so lang gebraucht?“, schrie Carl.
    „Ich bin kaum bis zur Boje rausgekommen“, keuchte Jonas und stützte sich auf die Knie. „Warum ist der Traktor nicht hier?“, keuchte er.
    „Da ist ein Wassergraben und dahinten sind Gärten. Man kommt hier nicht hin.“
    „Und über den Strand?“
    „Wie soll das gehen? Da vorne sind Felsen und da hinten auch. Wir müssen sie so aufbekommen oder wir müssen zurück zum anderen Eingang.“ Carl hängte sich mit aller Kraft in das Stemmeisen.
    „Ich habe den ersten Reiter gesehen“, rief Jonas und zeigte auf die Felder hinaus.
    Ludwig fluchte auf eine Weise, wie es sich für einen Pfarrer nicht gehörte.
    „Ich we rde den Eingang beim Pfarrhaus nehmen“, sagte Jonas.
    „Nein!“ , schrie Carl. „Bis du dort bist und wieder hier …“
    „ Ich kann nicht länger hier warten“, antwortete Jonas.
    „ Falls die Tür dort unten geschlossen ist, müsstest du noch einmal quer über die Insel laufen. Das geht einfach nicht.“
    „Redet nicht so viel! Packt mit an!“, rief Carl und stemmte sich noch mehr in das Eisen.
    Ehe sie es zu dritt versuchten, tauchte auf dem Dünenweg ein weiterer Reiter auf. Er wurde getragen von einem feuerrotem, fleckigem Ross von übernatürlicher Größe und in gewisser Weise auch Schönheit. Es ging eine strahlende Erhabenheit von ihm aus, genauso wie von dem Reiter, der langsam eine Klinge aus schwarzem Metall aus einer riesigen Scheide zog. Er näherte sich ihnen. Er schwang das Metall bis weit über den Kopf und stieß ein Brüllen aus, das Mark und Bein durchdrang. Es war der Schlachtruf des Krieges selbst, angetrieben von der Kraft tausender Seelen, die längst gestorben waren, die in wildem Hass und wilder Wut aufeinander losgegangen waren, um sich auszulöschen und ewig zu verbannen, fern jeden Sinns. Jonas stand wie angewurzelt, während
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