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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)
Autoren: Sue Twin
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kenne sie zufällig vom letzten Sommer. Da
war sie auch in dieser Jugendherberge. Du weißt doch … die Wanderferien.«
    »Und was macht sie nun hier? Die Ferien sind doch überall vorbei.«
    »Sie geht jetzt bei uns auf die Schule.«
    »So ein Zufall.« Ihre Stiefmutter machte ein skeptisches
Gesicht. Es war ein typischer Selma-Ausdruck, den sie immer machte, wenn sie
glaubte, dass irgendetwas nicht stimmte.
      Eine Spur zu heftig
ließ Heather die Gabel fallen. »Sag schon, dass du mir kein Wort glaubst«,
sagte sie wütend. »Sprich es aus! Du denkst, ich will mich mit einem Jungen
treffen und habe nicht den Mumm, es zuzugeben.«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Selmas Augen funkelten
herausfordernd.
    »Aber gedacht.«
    »Sicher darfst du einen Freund haben, wenn Papa und ich ihn
kennen. Wir wissen, dass es ganz normal ist, mit sechzehn Jahren …«
    »Aber ich habe kein Date.«
    »Dann sag mir, wo du hingehst!«
    »Zur alten Mühle. Die ehemalige Lederfabrik.«
    »Sind da nicht irgendwelche Leute vom Zirkus eingezogen?«
    Am liebsten hätte Heather vor Zorn in die Tischkante
gebissen, denn sie hörte ganz klar den skeptischen Unterton heraus. Die
Gerüchteküche funktionierte ja mal wieder ganz ausgezeichnet in diesem Dorf am
Stadtrand. Sie fragte sich, woher Selma das mit den Schaustellern wusste. Von
der Bäckersfrau oder vom Fleischer?
    »Die Eltern sind Akrobaten oder so«, antwortete sie. »Soweit
ich weiß, haben sie überall in Europa Gastauftritte. Und da sie wollen, dass
aus ihren Kindern was wird, sorgt eine Tante für die Drei. Immerhin gehen alle
aufs Gymnasium.«
    »Drei Kinder?« Selma legte die Gabel beiseite und hob den
Kopf.
    Ihr stand ins Gesicht geschrieben, was sie dachte. Also doch Jungs.
    »Ja, sie sind, glaube ich, Cousins und Cousinen – oder
Patchwork. So wie wir. Und wir sind sogar vier«, erwiderte Heather.
    »Warum hast du denn nie von deiner Freundin erzählt?«
    »Hab ich«, antwortete sie hastig. »Wir schreiben uns seit
einem Jahr regelmäßig Mails . Ich
freue mich so, sie endlich wiederzusehen.«
    Tinchen brabbelte »da-da-da« und zappelte ungeduldig mit den
Ärmchen. Heathers hob sie aus dem Sitz und nahm sie auf den Schoß.
    Selma ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und räumte darin. »Eigentlich
passt mir das gar nicht. Ich wollte heute Nachmittag einkaufen gehen und
brauche dich zum Aufpassen.«
    »Ausgerechnet heute?«
    »Wie wäre es mit einem Kompromiss?«, lenkte Selma ein und
drehte sich nach Heather um.

 
***

 
    Tessya streckte die Arme aus. »Lass dich anschauen! Eine
Schönheit bist du geworden. Nicht wahr, Jungs?«
    Moryn drehte sich langsam weg.
    Das wäre doch gar
nicht nötig gewesen, dachte sie. Ich
kann sowieso nicht in deinem Gesicht lesen, was du denkst oder fühlst.
    Heute Morgen hatte sie sogar zeitweilig den Eindruck gehabt,
dass er noch unnahbarer geworden war – und jetzt wirkte er schon wieder auf sie
wie versteinert. Als befände er sich hinter einer unsichtbaren Wand.
    »Ja, es ist unglaublich, wie schnell ihr Menschen erwachsen
werdet«, sagte Zalym. »Das war auch mein erster Gedanke, als ich dich wieder
sah.«
    Heather rätselte, was er meinte. Bedeuteten seine Worte, dass
sie kein kleines Kind mehr war oder dass sie hübsch geworden war?
    »Kommt doch rein in die Wohnküche«, rief die Tante, die über
eine Steintreppe nach unten gelaufen kam. Sie trug ein weißes Herrenhemd und
eine verwaschene Jeans, die an den Knien geflickt war. Dass sie eine Elbin war,
erkannte man höchstens an dem blonden Zopf, der ihr über eine Schulter fiel und
fast bis zu den Knien reichte.
    »Einen Moment noch!«, stoppte Tessya die Gruppe und legte
vielsagend den Finger an den Mund. Eilig verschwand sie hinter einer Tür.
    Während Tessya irgendetwas Geheimnisvolles in dem Raum
machte, drückte Tante Mona kräftig Heathers Hand und erzählte ihr, was für ein Glück
sie mit der Wassermühle hätten. Mit ein paar Handgriffen hätte sie das alte Rad
zum Laufen gebracht. Mit wenigen Umbauten nutzten sie jetzt kostenlosen Strom.
    Heather nickte.
    Mona seufzte: »Leider kann ich keinen Wintersalat pflanzen,
denn der Boden ist mit giftigem Anilin verseucht. Die Gerber haben da früher
die Fellreste vergraben.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie kann man so etwas
machen? Wusstest du, wie man die Mühle früher nannte?«
    »Nein«, antwortete Heather.
    »Krebsmühle, junge Dame. Und das nicht etwa, weil hier im
Wasser Krebse schwimmen. Die gibt es hier nämlich nicht
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