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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)
Autoren: Sue Twin
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schlaksigen Gestalt riskieren, die dort am Türrahmen lehnte. Vorsichtig
blinzelte sie hinüber.
    Kein Zweifel, es war Moryn – der Moryn, an den sie seit einem
Jahr jeden Tag dachte. Sie hielt den Atem an, denn er schaute sie unverwandt
an. Er sah so ganz anders aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Ihr fiel auf,
dass er die Haare raspelkurz geschnitten hatte. Dabei hatte sie geglaubt, er ließe
sie sich wieder wachsen (nachdem er sie vor einem Jahr aus einer Laune heraus,
ratzfatz krumm und schief abgeschnitten hatte). Aber noch kürzer?
    Um seine Lippen spielte ein winziges Lächeln oder war es
leiser Spott? Am liebsten wäre sie aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen.
Wären da nicht ihre Zweifel. Sah er sie nun spöttisch an oder sollte das ein
Lächeln sein? Sie schluckte und spürte, wie ihr Herz zu rasen begann.
    Zur Hälfte hatte sie sich bereits erhoben, aber dann erinnerte
sie sich daran, wie abweisend der Elbenjunge oftmals zu ihr gewesen war.
Sicherheitshalber entschied sie sich im letzten Moment anders und ließ sich zurück
auf ihren Platz fallen. Dummerweise hatte sie einen Stuhl mit fehlenden
Schrauben erwischt. Als sie sich zurücklehnte, gab die Rückenlehne nach, der
Stuhl geriet ins Kippen und sie fiel rückwärts nach hinten.
    Das war der Moment, als der Lehrer den Klassenraum betrat –
er war der einzige, der sich nicht amüsierte.
    Deutlich glaubte sie Moryns lachende Stimme herauszuhören
und spürte, wie sie im Gesicht rot anlief. Sie hätte sich am liebsten unter dem
Tisch verkrochen.
    Ein Mitschüler hob den Stuhl auf. Er betrachtete grinsend
die Löcher im Stahlgestänge, dort, wo die Schrauben fehlten.
    Wütend rieb Heather sich den Ellbogen. Als sie sich erheben
wollte, griff jemand nach ihrer Hand und zog sie hoch. Zalym! Hätte er sie nicht so fest gehalten, dann wäre sie vermutlich
noch einmal unter den Tisch gefallen. Und nun war ihr auch egal, was die
anderen Mädchen aus der Klasse über sie dachten. Sie fiel Zalym um den Hals und
bemerkte, wie alle Blicke erst auf dem gut aussehenden Jungen mit dem langen
blonden Haar ruhten und dann fragend auf ihr.
    »Was macht ihr hier? Ist Tessya auch da?«, flüsterte sie.
    »Tessya hat noch ein kleines Problem mit den Augen. Sie ist wegen
Grippe entschuldigt.« Zalym zwinkerte, als sei es völlig normal, was er da
gerade gesagt hatte. Die Frage nach dem Grund ihrer Anwesenheit überging er.
    Der Junge, der den Platz neben Heather hatte, raffte seine
Sachen zusammen. Hastig verschwand er an einen anderen Tisch. Heather fragte
sich, ob er nur Platz für Zalym machen wollte oder ob er nicht mehr neben ihr
sitzen wollte, nachdem sie sich gerade zum Gespött der Klasse gemacht hatte.
    Moryn stand nicht mehr in der Tür. Er musste sich inzwischen
gesetzt haben. Sie traute sich nicht, sich nach ihm umzudrehen.
    »Darf ich vorstellen«, rief der Lehrer und der Tumult in der
Klasse legte sich, »wir haben Zuwachs bekommen. Eine Schaustellergruppe
gastiert den Herbst und Winter über hier bei uns.« Der Lehrer stellte seine
Tasche auf den Tisch und zog einen Zettel daraus hervor. »Aus diesem Grunde
werden drei neue Schüler im kommenden Jahr unser Oberstufengymnasium besuchen. Heather,
wie ich sehe, hast du dich schon mit einem angefreundet.« Der Lehrer grinste.
    Da erst bemerkte Heather, dass sie immer noch Zalyms Hand
hielt. Er lächelte unerschütterlich und schob ihr einen heilen Stuhl rüber. Sie
setzte sich. Ein paar Mädchen kicherten erneut.
    Irgendein Junge hinter ihrem Rücken zischte »Mamis Bester«.
Jetzt lachten die Jungs.
    »Nun aber mal Ruhe!«, rief der Lehrer. »Hebt euch die
Gespräche für die Pause auf!« Er blickte auf den Zettel in seiner Hand. »Wer
von euch ist Zalym Zen?«
    »Ich«, sagte Zalym und hob eine Hand.
    »Zen, die Kunst des guten Benehmens«, zischte jemand, der an
einem Fensterplatz saß. Kai oder Leo. Wieder lachten ein paar Jungs.
    »Zen, die Kunst des Lächelns«, rief Ilona so laut, dass es
die gesamte Klasse hörte. Erneut schwoll das Giggeln und Kichern an.
    »Ruhe bitte!«, tönte der Lehrer dazwischen. »Wen haben wir
denn noch? Moryn van Ozyen.«
    »Hier!«
    Heather drehte sich zu ihm um. Moryn funkelte bitterböse in
die Runde. Auch ohne das sonst in seiner Iris leuchtende Elbengrün, gelang ihm der
böse Blick ganz ausgezeichnet – niemand wagte es, ihn auszulachen.
    Lässig hob er die Hand.
    Der Lehrer blickte erneut auf das Papier und stutzte. »Äh,
hier liegt ein kleiner Irrtum vor. Du
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