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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)
Autoren: Sue Twin
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bist ebenfalls sechzehn?«
    »Jepp«, sagte Moryn.
    »Trotzdem bist du nicht für diese Klasse vorgesehen, sondern
für die Parallelklasse. Macht es dir etwas aus, noch einmal zu wechseln?«
    »Nein.«
    Der Lehrer murmelte etwas von einer neuen Schulsekretärin,
zückte einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche und notierte etwas auf der
Liste.
    Moryn erhob sich.
    Heather atmete erleichtert tief durch. Zum Glück blieb er
nicht in ihrer Klasse. Sie hätte sich auf keinen Unterrichtsstoff konzentrieren
können.
    »Findest du den Weg?«, fragte der Lehrer.
    Moryn nickte und zeigte mit dem Daumen Richtung Flur zum
gegenüberliegenden Klassenraum.
    »Nein«, sagte der Lehrer und streckte den Zeigefinger nach
oben. »Heather, wärest du bitte so nett?«
    Vor Schreck ließ sie den Stift fallen. Sie bückte sich
danach.
    »Heather?«
    »Ja, sofort«, stotterte sie und erhob sich.

 
    Wortlos liefen sie über den Flur. Heather nagte an
ihrer Unterlippe. Sie hätte am liebsten so viel gesagt – nach so langer Zeit – und
doch fehlten ihr die Worte. Ihr fiel auf, dass Moryn langsam ging, ja beinahe
schlenderte. Wollte er ihr doch noch etwas sagen? Jetzt, da sie alleine waren.
Doch er schwieg. Sie stiegen die Treppen hoch und liefen den Gang entlang, bis
Heather vor einer Tür stehen blieb.
    »Hier«, sagte sie atemlos.
    »Danke«, antwortete Moryn. Er beugte sich ein Stück zu ihr
herunter und berührte sie kurz am Arm.
    Sie bemerkte, wie ihr Herz augenblicklich schneller schlug.
Vorsichtig sog sie die Luft ein.
    Für einen winzigen Moment deutete Moryn den Hauch eines
Lächelns an. »Wir sehen uns später!«
    »Ja, bis dann.«
    »Lienge.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, das ist elbisch.«
    Schnell drehte Heather sich um und hörte nur noch, wie die
Tür hinter ihrem Rücken leise zuklappte.
    Wie sie sich eingestehen musste, hatte gerade die
freundliche Geste sie besonders verwirrt, und sie spürte, wie ihr die Hitze in
die Wangen stieg. Sie machte auf dem Rückweg Halt an der Mädchentoilette und
klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    Als sie zurückkam, hob Zalym eine Augenbraue und sah sie
fragend an. Ihm war ihre Verwirrung offenbar nicht entgangen. Sollte er denken,
was er wollte, er wusste schließlich, dass sie und Moryn die meiste Zeit wie
Katz’ und Maus zueinander gewesen waren.
    Daran hatte auch Moryns Abschiedsgeschenk, der
Herzblutstein, nichts geändert. Im Gegenteil, das machte alles nur noch viel
schlimmer und komplizierter – im Grunde hatte sie keine Ahnung, wie sie sich verhalten
sollte.
    Na, jedenfalls sollte
dieses Schuljahr nicht langweilig werden, dachte sie und schlug mit
zittrigen Händen ihr Mathebuch auf.

02 Unter
Menschen

 
    M oryn spürte ein Grummeln im
Bauch, obwohl er sich auf den ersten Schultag bei den Menschen gründlich vorbereitet hatte. Er hatte mit Hilfe von
Videoaufnahmen jede ihrer Bewegungen
studiert und eingeübt.
    Außerdem hatte er ein Jahr Ausbildung bei dem weisen Mentor
Pedras hinter sich. Diese Ausbildung diente der Vorbereitung auf das
Priesteramt. Seit Moryn sich auf Drängen seines Vaters dazu entschlossen hatte,
schien es ihm von Tag zu Tag besser zu gehen. Alle glaubten das. Sogar sein
Vater.
    Pedras ahnte wohl als einziger, welch ein Orkan in ihm tobte.
Und vielleicht hatte der Meister deshalb im vergangenen Jahr so viel von ihm
verlangt. Wie einen Diener hatte er ihn behandelt. Als Moryn die Ausbildung
gerade abbrechen wollte, lobte Pedras ihn unerwartet und übertrug ihm eine neue
Aufgabe: Er sollte sich auf ein praktisches
Jahr unter den Menschen vorbereiten. Moryn hätte Fähigkeiten, die
unverzichtbar wären und er bekäme einen besonderen Auftrag.
    Dazu sollte er sich zunächst die Haare abrasieren.
    »Warum die Haare?«, hatte er gefragt.
    »Damit du lernst, dass es nicht um dich geht. Als Priester
dienst du deinem Auftrag und übst in allen weltlichen Dingen Verzicht. Wenn es
dir nichts mehr ausmacht, dann kannst du sie dir wieder wachsen lassen.«
    Moryn hatte sich gefügt. Und geschwiegen. Nur er wusste,
dass die Arbeit an der Selbstdisziplin, das Niederdrücken von Gefühlen wie Wut
oder Lachen lediglich dazu führte, sich weiter von sich selbst zu entfernen.
    Und jetzt stand er in seiner neuen Klasse in der
Menschenschule. Er konzentrierte sich auf die Atmung. Für den Moment gelang es
ihm, äußerlich unbeteiligt auf seine neuen Mitschüler und die Lehrerin zu
wirken, neben der er am Pult harrte.
    Die Lehrerin blickte auf den Zettel mit seinen Daten.
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