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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer
Autoren: Nicholas Sparks
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langsam auf Dich zu und bemerke, daß auch andere Dich beobachtet haben. »Kennen Sie die Frau?« fragen sie mich neidisch, und während Du mir zulächelst, sage ich einfach nur die Wahrheit: »Besser als mein eigenes Herz.«
    Dicht vor Dir bleibe ich stehen und nehme Dich in die Arme. Diesen Augenblick ersehne ich am meisten. Dafür lebe ich, und wenn Du meine Umarmung erwiderst, gebe ich mich - wieder ganz in Frieden mit mir selbst - diesem Augenblick hin.
    Ich hebe die Hand und berühre sanft Deine Wange, und Du legst den Kopf auf die Seite und schließt die Augen. Meine Hände sind voller Schwielen, und Deine Haut ist zart, und ich frage mich einen Augenblick, ob Du zurückweichen wirst, doch Du tust es natürlich nicht, hast es nie getan, und in solchen Augenblicken weiß ich, was der Sinn meines Lebens ist.
    Ich bin hier, um Dich zu lieben, um Dich im Arm zu halten, um Dich zu beschützen. Ich bin hier, um von Dir zu lernen und dafür Deine Liebe zurückzugewinnen. Ich bin hier, weil es keinen anderen Ort für mich gibt.
    Dann aber, wie immer, wenn wir beisammen sind, braut sich etwas Unheimliches zusammen. Ein ferner Nebel, der vom Horizont aufsteigt, und ich fühle mich beklommen, als er näherkommt. Er schleicht heran, hüllt die Welt ringsum ein, umgibt uns wie eine Mauer, als wollte er unsere Flucht verhindern. Wie eine finstere Wolke deckt er alles zu, bis nur noch wir beide da sind.
    Ich fühle, wie sich meine Kehle zusammenschnürt, meine Augen sich mit Tränen füllen, weil ich weiß, daß es Zeit für Dich ist, zu gehen. Dein Blick in diesen Momenten quält mich. Ich spüre Deine Traurigkeit und meine eigene Einsamkeit, und der Schmerz in meinem Herzen, der für eine kurze Zeit verschwunden war, kehrt um so heftiger wieder, während Du Dich von mir löst. Und dann breitest Du die Arme aus und weichst zurück in den Nebel, weil es Dein Ort ist und nicht der meine. Ich will Dir folgen, doch Deine einzige Antwort ist ein Kopfschütteln, denn wir wissen beide, daß es unmöglich ist.
    Und mit gebrochenem Herzen sehe ich zu, wie Du langsam entschwindest. Ich versuche verzweifelt, mich an jede Einzelheit dieses Augenblicks zu erinnern, an alles, was Dich betrifft. Aber bald, allzubald, verblaßt Dein Bild, und der Nebel wälzt sich zurück zu seinem fernen Ort, und ich bin allein auf der Mole, und es kümmert mich nicht, was die Leute denken, wenn ich den Kopf senke und weine und weine.
    Garrett

2. Kapitel
     
    »Hast du geweint?« fragte Deanna, als Theresa, Flasche und Brief in der Hand, die Veranda betrat. In ihrer Verwirrung hatte sie vergessen, die Flasche in den Abfalleimer zu werfen.
    Theresa wischte sich verlegen die Augen, als Deanna die Zeitung beiseite legte und sich aus ihrem Sessel erhob. Obwohl sie ziemlich korpulent war - und immer schon gewesen war, seitdem Theresa sie kannte -, bewegte sie sich flink um den Tisch.
    »Bist du okay? Ist draußen etwas passiert? Bist du verletzt?« Besorgt griff Deanna nach Theresas Hand und stieß dabei gegen einen der Stühle. Theresa schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht was du denkst. Ich habe nur diesen Brief gefunden und… Ich weiß selbst nicht, aber nachdem ich ihn gelesen habe, konnte ich einfach nicht anders.«
    »Ein Brief? Was für ein Brief? Bist du wirklich okay?«
    »Wirklich, glaub mir. Der Brief war in einer Flasche. Ich habe sie am Strand gefunden. Und als ich sie geöffnet und den Brief gelesen habe…« Ihre Stimme versagte, und Deannas Gesicht erhellte sich ein wenig.
    »Na… dann ist es ja gut. Einen Augenblick habe ich geglaubt, etwas Schreckliches sei passiert. Daß dich jemand überfallen hätte oder so was.«
    Theresa strich sich eine Strähne aus der Stirn und lächelte über die Besorgnis ihrer Freundin.
    »Nein, der Brief hat mich nur zutiefst berührt. Es ist albern, ich weiß. Ich sollte nicht so emotional reagieren. Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Unsinn«, erwiderte Deanna mit einem Achselzucken. »Da gibt es nichts zu entschuldigen. Ich bin nur froh, daß nichts passiert ist.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Du sagst, der Brief hätte dich zum Weinen gebracht. Warum? Was steht drin?«
    Theresa wischte sich noch einmal die Augen, reichte Deanna den Brief und ging zu dem gußeisernen Tisch, an dem Deanna gesessen hatte. Sie kam sich noch immer lächerlich vor und rang um Fassung.
    Deanna las den Brief langsam durch und blickte dann zu Theresa auf. Auch ihre Augen waren feucht. Es hatte also nicht nur
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