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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer
Autoren: Nicholas Sparks
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sie, Theresa, berührt.
    »Er ist… er ist wunderschön«, sagte Deanna schließlich. »Einer der bewegendsten Briefe, die ich jemals gelesen habe.«
    »Das fand ich auch.«
    »Und du hast die Flasche am Strand gefunden? Beim Joggen?«
    Theresa nickte.
    »Ich weiß nicht, wie sie an Land gespült werden konnte«, fuhr Deanna fort. »Die Bucht ist vom offenen Meer abgeschirmt. Und ich habe noch nie etwas von Wrightsville Beach gehört.«
    »Offenbar ist die Flasche gestern nacht an den Strand gespült worden. Ich wäre beinahe achtlos dran vorbeigelaufen.«
    Deanna strich mit den Fingern über das Papier. »Ich frage mich, wer die beiden sind. Und warum der Brief in eine Flasche gesteckt wurde.«
    »Keine Ahnung.«
    »Bist du nicht neugierig?«
    Natürlich war Theresa neugierig. Gleich nachdem sie den Brief gelesen hatte, hatte sie ihn ein zweites, dann ein drittes Mal gelesen. Wie mußte es sein, hatte sie sich gefragt, von jemandem so sehr geliebt zu werden?
    »Ein bißchen. Aber wenn schon! Wir werden es niemals erfahren.«
    »Was wirst du mit dem Brief machen?«
    »Ihn aufbewahren, denke ich. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Hmmm«, sagte Deanna mit einem undefinierbaren Lächeln. »Und wie war’s beim Joggen?«
    Theresa nippte an einem Glas Saft, das sie sich eingeschenkt hatte.
    »Schön. Vor allem, als die Sonne aufging. Es war, als finge die Welt an zu glühen.«
    »Das kommt vom Sauerstoffmangel beim Joggen; der macht einen schwindelig.«
    Theresa lachte belustigt. »Willst du damit andeuten, daß du diese Woche nicht mitläufst?«
    Mit einem nachdenklichen Blick griff Deanna zu ihrer Kaffeetasse.
    »Keine Chance. Bewegung beschränkt sich bei mir aufs Staubsaugen an Wochenenden. Kannst du dir vorstellen, wie ich keuchend und schnaufend da draußen rumrenne? Ich würde bestimmt einen Herzinfarkt kriegen.«
    »Es tut gut, sobald der Körper sich daran gewöhnt hat.«
    »Mag sein, aber ich bin nicht jung und schlank wie du. Ein einziges Mal in meinem Leben bin ich wirklich gelaufen, und zwar, als sich der Hund unseres Nachbarn von der Kette losgerissen hat. Ich bin so schnell gerannt, daß ich fast in die Hose gemacht habe.«
    Theresa lachte laut auf. »Also, was steht heute auf dem Programm? «
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht ein bißchen einkaufen gehen und dann in der Stadt zu Mittag essen. Was hältst du davon?«
    »Auf genau diesen Vorschlag habe ich insgeheim gehofft.«
    Dann beratschlagten die beiden Frauen, welche Läden sie aufsuchen könnten. Deanna erhob sich, um sich noch eine Tasse Kaffee zu holen, und Theresa sah ihr nach.
    Deanna war achtundfünfzig, hatte ein rundes Gesicht und dichtes Haar, das langsam ergraute. Sie trug es kurzgeschnitten, hatte keinen Sinn für Mode und war für Theresa die großartigste Person, die sie kannte. Sie verstand viel von Musik und Kunst, und während der Arbeit drangen aus ihrem Büro stets Mozart- oder Beethoven-Klänge in das Chaos des Nachrichtenraums. Sie lebte in einer Welt voller Optimismus und Humor, und jeder, der sie kannte, schätzte sie.
    Deanna kam an den Tisch zurück, setzte sich und blickte auf die Bucht hinaus.
    »Ist es nicht der herrlichste Ort, den man sich vorstellen kann?«
    »Stimmt. Und ich bin froh, daß du mich überredet hast zu kommen.«
    »Du konntest nicht zu Hause bleiben. Du hättest völlig allein in deiner Wohnung rumgesessen.«
    »Du redest genau wie meine Mutter.«
    »Das betrachte ich als Kompliment.«
    Deanna griff erneut nach dem Brief. Während sie ihn noch einmal durchlas, hoben sich ihre Augenbrauen, doch sie sagte nichts. Theresa kam es vor, als hätte der Brief eine Erinnerung in ihr wachgerufen.
    »Was ist?«
    »Ich habe mich nur gefragt…«
    »Was denn?«
    »Na ja, als ich in der Küche war, habe ich mir Gedanken gemacht über diesen Brief. Und ich habe mich gefragt, ob wir ihn nicht in deiner Kolumne für diese Woche abdrucken könnten?«
    »Wie bitte?«
    Deanna beugte sich über den Tisch.
    »Du hast schon richtig gehört. Ich meine, wir sollten den Brief diese Woche in deiner Kolumne veröffentlichen. Er ist wirklich ungewöhnlich. Die Leute sollten so etwas gelegentlich lesen. Er ist so ergreifend. Ich kann mir gut vorstellen, daß Hunderte von Frauen ihn ausschneiden und an ihren Kühlschrank heften, damit ihre Männer ihn sehen, wenn sie von der Arbeit heimkommen.«
    »Wir wissen doch nicht einmal, wer die beiden sind. Meinst du nicht, wir müßten vorher ihre Erlaubnis einholen?«
    »Genau
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