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Weit weg ... nach Hause

Titel: Weit weg ... nach Hause
Autoren: dtv
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für das, was auf der Erde passiert, hin
     und wieder verantwortlich machen kann. Oder den sie auch mal bitten kann, ihr zu helfen, wenn sie nicht mehr weiterweiß. Meistens
     aber muss Luisa streng sein mit dem »Dudaoben«, denn alles Bitten hat in letzter Zeit kein bisschen geholfen.
     
    Jetzt hat Luisa erst mal Geburtstag, in sieben Tagen. Endlich wird sie 12, kann sich die wirklich guten, spannenden Kinofilme
     angucken und muss nicht mehr die Eltern fragen, ob sie mitkommen.
    Luisa liebt Kino. Der Kinosaal, die gepolsterten Sessel, der schwere Samtvorhang, das grüne Notausgangmännchen – eine Welt,
     in der sie sich zu Hause fühlt. Jedes Mal versinkt sie tief in ihrem Sessel und vergisst die Leute auf den Nachbarplätzen.Sie liebt es, sich von den fremden Menschen auf der Leinwand eine Geschichte erzählen zu lassen, wird deren Vertraute und
     leidet und lacht mit ihnen.
    Und verliebt hat sie sich auch schon: in Johnny Depp. Drei Nächte konnte sie nicht schlafen. Der Vollmond schien direkt in
     ihr Zimmer und strahlte auf das Plakat mit ihrem Liebling, das sie gleich nach dem Kinobesuch an die Wand gepinnt hatte. Johnny
     hat ihr unentwegt zugelächelt. Sie wollte und konnte keine Sekunde verpassen. Schlaflose Nächte. Schlaflos durch Johnny.
    Am zweitliebsten schaut Luisa Trickfilme. Konzentriert guckt sie, wie die Figuren gezeichnet sind, verfolgt genau die Bewegungsabläufe.
     Diese bunte, gezeichnete Welt fasziniert sie völlig, seitdem sie letztes Jahr Weihnachten Hans, den neuen Mann ihrer Tante
     Betty, kennengelernt hat. Er ist Kameramann und war schon überall auf der Welt, sogar in Hollywood. Hans hat der Familie seinen
     letzten Film gezeigt und über Spaß und Stress bei den Dreharbeiten erzählt. Luisa konnte nicht aufhören, ihm Löcher in den
     Bauch zu fragen, bis er ihr schließlich ein Storyboard herausgesucht hat. So was hatte sie noch nie gesehen: Skizzen oder
     detailgenaue Bilder, die ein Zeichnerangefertigt hat und nach deren Vorlage später der Film gedreht werden soll. Luisa war hin und weg. Was für ein toller Beruf.
     Den ganzen Tag zeichnen! Seit den Weihnachtsferien in Berlin steht für Luisa fest: Storyboardzeichnerin beim Film, das möchte
     sie später werden.
    Die drei Tage bei Hans und Betty waren super aufregend. Es gab nämlich auch noch Hans’ Sohn Marc: 14   Jahre, groß, schlank, schulterlange blonde Haare, Basketballspieler. Vorteil für Luisa, denn er hatte keine Lust auf ihren
     fußballfanatischen Kleinstbruder, stattdessen hat er ihr klasse Tricks gezeigt, die sie danach zwei Monate lang geübt hat.
     Schön war’s!
     
    Zeichenkurs, Storyboard, Kino, der Geburtstag. Alles schwirrt Luisa im Kopf herum. Sie hat noch überhaupt keine Idee, wie
     der Geburtstag oder eine Party ablaufen soll. Wen soll man einladen, wenn man keine echten Freundinnen hat? Und echte Freundinnen
     sind das A und O einer Geburtstagsparty: Echte Freundinnen sind nämlich die, mit denen man mindestens dreimal am Tag telefonieren
     muss, die bei der gleichen Musik heulen und mit denen man in der Stadt bauchfreie Tops kauft, die man nie außerhalb der Wohnunganziehen darf, weil die Eltern sonst ausflippen und von »unüberschaubaren Gefahren« reden.
    Luisa sitzt auf ihrem Bett, grübelt und zeichnet japanische Comicfiguren zwischen verschnörkelten Mustern aus knallbunten
     Blumen und fantastischen Ornamenten.
    In Gedanken geht sie durch ihre Klasse, von Tisch zu Tisch. Ihre Mutter hat vorgeschlagen, ein großes Geburtstagsfest zu feiern,
     mit vielen Leuten.
    Klar, Katja möchte gern im Mittelpunkt stehen. Das macht bei wenigen Gästen natürlich weniger Spaß. Und wie jedes Jahr scheint
     sie zu vergessen, dass es Luisas Geburtstag ist und nicht ihr eigener: Sie will bestimmen, was gemacht, gegessen und getrunken
     wird. Katja entwickelt sich beim Planen von Festen zu einer einzigen Nervensäge, weil sie sich für eine Spitzenorganisatorin
     hält.
    Luisa stellt fest, dass ihre Comicfigur ein bitterböses Gesicht hat. Und sie beschließt: Dieses Jahr ändert sich die Organisation,
     dieses Jahr bestimmt Luisa.
    Berit könnte sie einladen, ihre Tischnachbarin, die ist eigentlich ganz nett. Nathalie sowieso. Lisa und Martha tauchen immer
     nur zusammen auf, wie siamesische Zwillinge. Und mit Mona teilt sie beim Basketball den Spind.
    Fünf Mädchen, mit denen sie feiern möchte, alleine – ohne Katja und Thomas und erst recht ohne Carlo   –, mit denen sie in die Stadt fahren könnte.
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