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Weit weg ... nach Hause

Titel: Weit weg ... nach Hause
Autoren: dtv
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Natürlich ins Kino, um endlich die neueste Komödie zu sehen, frei ab 12   Jahre. Der Plan ist perfekt. Luisa springt begeistert auf und dreht das Radio auf volle Lautstärke, schaltet den Computer
     an und entwirft eine Einladung.
    Sie wird immer aufgeregter. Vielleicht warten ja die Mädchen auf ein Zeichen von ihr. Vielleicht muss man erst mal die anderen
     einladen, bevor sie zu Freundinnen werden. Wenn immer alle abwarten, passiert nie etwas. Luisa begreift in diesem Moment,
     dass sie möglicherweise schon viel zu lange darauf gewartet hat. Die fünf Mädchen und sie könnten eine prima Clique werden.
     Sie wären tolle Freundinnen: Freundinnen fürs Kino, zum Shoppen und zum Quatschen über nervende Eltern und vollblöde Brüder.
    Luisa malt auf die Einladung fünf Mädchen, jedes mit einer Besonderheit, aber alle schauen gebannt auf eine Kinoleinwand.
     Man erkennt genau Berits Sommersprossen, Nathalies lange Haare, Lisas kleine Zahnlücke, Marthas Brille und Monas Segelohren.
     Die Einladungskarte ist in schwarzweiß gehalten, Luisa hat nur kleine orangefarbeneDetails hinzugefügt: Ohrring, T-Shirt , Haarreif oder Jackenknöpfe. Die fertige Karte ist ein echter Knüller.
     
    Am nächsten Tag verteilt sie die Einladungen in der Schule. Die fünf schauen sehr überrascht auf die Umschläge. Nur Nathalie
     scheint sich ehrlich zu freuen.
    »Wer hat denn die irre Karte gemacht?«, fragt sie sichtlich beeindruckt.
    »Ich natürlich!«, antwortet Luisa. »Das war ganz einfach. Ich habe mit dem Grafikprogramm in meinem Computer gezeichnet und
     das fertige Bild ausgedruckt.«
    »Ganz einfach!«, lacht Nathalie. »Du bist witzig. Ich könnte nie so gut zeichnen. Wir sind doch genau zu erkennen.«
    Nathalie zeigt die Karte den beiden, die neben ihr stehen: »Guckt mal! Irre, ne? Luisa ist ein echtes Talent.«
    Luisa fühlt sich super. Noch nie hat eine Gleichaltrige sie gelobt und ihr Zeichentalent bewundert:
    »Danke, Nathalie!«, murmelt sie zaghaft und froh zugleich.
    In der zweiten Pause traut sie sich endlich, dasFünfergrüppchen zu fragen, ob sie zum Geburtstag kommen. Alle antworten mit einem unklaren »Jo!« oder »Wir sagen dir Bescheid!«.
     Keines der Mädchen sagt eindeutig zu. Dabei sprachen sie gestern noch total aufgeregt über den Kinofilm und überlegten, ob
     das Taschengeld diesen Monat dafür reichen würde. Jetzt müssten sie nur die Einladung annehmen.
    Plötzlich drängt sich ein anderes Thema in den Vordergrund. In zwei Wochen fährt die 6c für fünf Tage in eine Jugendherberge
     in der Eifel. Die ganze Klasse vibriert vor Aufregung wie ein Ameisenarbeitstrupp, denn Frau Thiele will die Zimmeraufteilung
     besprechen. Die meisten haben schon geplant: Freunde nehmen zusammen ein Hochbett, das ist eisernes Gesetz. Es gibt Zweibett-,
     Vierbett- und Sechsbettzimmer. Die Jungen besetzen die Sechsbettzimmer, die Lehrerinnen möchten ins Zweibettzimmer. In Luisas
     Klasse gibt es 13   Mädchen. Das sind drei Vierbettzimmer plus eins.
    Luisa weiß, dass die anderen schon alles organisiert haben. Sie weiß, dass sie übrig bleibt. Und so ist es dann auch. Nathalie,
     bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn und genialen Überblick, macht schließlich eine Bemerkung:
    »Frau Thiele, wie soll das gehen? Eine von uns bleibt bei der Bettenverteilung übrig!«
    »Nein, nein. Keine Sorge!«, antwortet die Lehrerin. »Wir stellen ein Zusatzbett in ein Viererzimmer. Ihr müsst euch nur absprechen.«
    Absprechen! Luisa fängt sofort an zu schwitzen. Die Wörter verdoppeln sich schon wieder und preschen durch ihr Hirn. Das ist
     schrecklich. Nun muss sie auch noch zuhören, wie die Mädchen der einzelnen Zimmer versuchen werden, sich um das Beistellbett
     zu drücken.
    Greta, die dumme Kuh, behauptet, sie leide unter Platzangst, sie könne unmöglich mit vier anderen im Zimmer schlafen. Bernadette,
     Etepetete-Trine aus gutem Haus, führt ihre Allergie an und macht einen auf sozial, indem sie meint, sie wolle nicht noch eine
     Person mehr mit ihren Niesattacken belästigen. Nathalie sagt gar nichts: Sie teilt ihr Zimmer mit den Zwillingen und ihrer
     Freundin Juli, das sind bereits drei komplizierte Menschen.
    Frau Thiele schaltet sich ein: »Okay, Mädchen, ich sehe, ihr diskutiert euch um Kopf und Kragen. Ich werde euch die Entscheidung
     abnehmen. Um wen geht es denn eigentlich?«
    Luisa möchte vor Peinlichkeit und Scham inden Boden versinken. Idiotische Ausreden, beknackte Klassenfahrt. Wer kommt auf
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