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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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ab. »Das war nur ein Scherz. Die Kreuzworträtsel-Lady hat überhaupt nichts getan.« Er schwieg einen Augenblick. »Du warst es, die mir geholfen hat«, sagte er schließlich.
    Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg, und sah zu Boden. Patrick hob sanft mein Kinn, und wir blickten uns in die Augen. »Ich glaube, ab und zu erkennt das Universum eine gute Sache, wenn es sie sieht«, sagte er lächelnd. »Entweder das, oder unsere beiden schlechten Karmas haben sich gegenseitig ausgelöscht.«
    Ich lachte. »Ich mag die erste Version.«
    »Und die erste Version soll es sein!« Er warf die Hände in die Luft und jubelte. »Jetzt haben wir eine Geschichte für die Enkel.«
    »Ich dachte, wir wollen es jugendfrei halten?«, zog ich ihn auf.
    »Nun« – er zog mich an sich – »vielleicht freigegeben ab zwölf.«
    Dann küsste er mich.
    Und: Ja! Einfach ja!
    Davon wünsche ich mir auf jeden Fall eine Wiederholung!
    Kein Problem, sagte Patrick in meinem Kopf und beugte sich vor, um mich erneut zu küssen.
    »Hey!« Ich wich zurück. »Nicht küssen und gleichzeitig spionieren!«
    »Das geht nicht, kleine Lady«, sagte er. »Deine Gedanken sind viel zu interessant.« Wieder beugte er sich vor, und diesmal konnte ich ihm einfach nicht widerstehen.
    Nach einer langen Serie von Wiederholungen wandten wir uns gemeinsam meinen alten Erinnerungen zu.
    Ich wusste, dass er sie auch sehen konnte und dass er mich verstand.
    Er nickte mir aufmunternd zu. »Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich warte hier auf dich.«
    »Nein«, entschied ich. »Komm mit mir.«
    Wir gingen die Verandastufen hinauf, eine nach der anderen, bis wir schließlich vor der Haustür standen. Es war seltsam. Ich hatte das Haus vom Jenseits aus nie betreten können, wusste also nicht, was mich erwartete. Ich holte tief Luft und streckte langsam die Hand aus.
    Dieses Mal drehte sich der Metallknauf schon beim ersten Versuch.
    Im Haus war es still. Es war noch früh am Morgen.
    Wir gingen durch das Wohnzimmer und die Treppen hinauf in den zweiten Stock, wo die Schlafzimmertür meiner Eltern einen Spaltbreit offen stand. Ich spähte vorsichtig hinein und sah unter der cremefarbenen Bettdecke, unter die ich selbst schon tausendmal gekrochen war, an verschiedenen Seiten drei Paar Füße hervorschauen (na ja, und vier Pfoten, wenn man Hamloaf mitzählte).
    Und als ich sah, wem diese Füße gehörten, stiegen mir Freudentränen in die Augen.
    Mom.
    Jack.
    Und Dad.
    »Er ist hier«, flüsterte ich. »Er ist hier, wo er hingehört.«
    Mein Wunsch hatte sich erfüllt. Ich hatte wirklich etwas ändern können.
    Ich beugte mich zu ihm herab und küsste seine Wange, dann ging ich auf Moms Seite des Bettes.
    Oh, Mom.
    Sie war so schön und zum tausendsten Mal mit ihrer Brille eingeschlafen. Ich konzentrierte meine Energie und nahm sie ihr langsam und vorsichtig ab, um sie ja nicht zu wecken. Als ich die Brille zusammenklappte und sie auf ihren Nachttisch legte, rührte Mom sich ein wenig, hielt jedoch weiterhin Jack fest im Arm, der in seinem Batman-Schlafanzug zusammengerollt neben ihr lag. Es war der Schlafanzug, den ich ihm an meinem letzten Weihnachten geschenkt hatte. Er war nun schon fast aus ihm herausgewachsen. Sein Anblick erinnerte mich ein wenig an Alice im Wunderland, nachdem sie von dem seltsamen Pilz gegessen hat.
    Dass er den Schlafanzug trotzdem noch trug, machte mich froh, denn es war ein Zeichen dafür, dass mein Bruder mich vielleicht doch nicht vergessen würde. Selbst wenn er erwachsen war, woanders wohnte und seine eigene Familie hatte, um die er sich kümmern musste, würde er sich immer noch an diesen Schlafanzug erinnern. (Für alle Fälle nahm ich mir jedoch vor, um Weihnachten herum künftig ein anonymes Päckchen zum Haus liefern zu lassen.)
    Ich streckte die Hand aus und kitzelte Hamloafs Vorderpfote. »Guter Junge.« Seine Ohren zuckten ein wenig, und er rollte sich auf seinen gescheckten Bauch, schnarchte aber friedlich weiter. Und ich hoffte, dass er gerade von mir träumte.
    Das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust gab mir in diesem Moment ein so friedvolles Gefühl. In gewisser Weise hatte ich geholfen, die Geschichte meiner Familie neu zu schreiben. Ich war zwar immer noch tot, aber Dad hatte einen anderen Weg gefunden, mit seinem Schmerz umzugehen. Einen Weg, der keiner anderen Frau bedurfte.
    Sie würden darüber hinwegkommen. Wir würden darüber hinwegkommen.
    »Hier.« Patrick gab mir meine Glücksbringerkette,
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