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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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dennoch. »Nein, nein und nochmals nein. Ich werde mich nicht auf diese Todesmaschine setzen.«
    »Komm schon«, schmeichelte er, seine Chance witternd. »Nur eine Fahrt, und als Belohnung spendiere ich dir einen Milchshake.«
    »Glaubst du etwa, du kannst mich bestechen?« Ich schüttelte empört den Kopf. »Das funktioniert nicht.«
    »Wenn ich es mir genau überlege …« – seine Augen funkelten – »… könnte ich dir bei McDonald’s ein Softeis spendieren!«
    Dem konnte ich nichts entgegensetzen. Wer könnte zu Softeis schon Nein sagen?
    Ich rannte zu ihm und warf mich ihm lachend an den Hals. Dann lehnte ich mich zurück, sah ihm tief in die Augen – die an diesem Tag eher grün als braun waren – und gab ihm einen Kuss auf die Nase.
    »Oh, na schön«, sagte ich. »Ich fahre mit dir ein einziges Mal den Highway entlang. Aber mehr nicht!«
    Er strahlte. »Du wirst es nicht bereuen, Engel.« Er reichte mir einen kleinen schwarzen Helm, und ich sprang auf und schlang die Arme fest um seine Taille.
    »Du fährst besser langsam , Patrick Darling. Sonst …«
    »Sonst was?«, fragte er neckend.
    Doch ich gab es ihm sofort zurück: »Sonst suche ich mir einen anderen Freund.«
    Er drehte sich über die Schulter zu mir um und schenkte mir sein unwiderstehlichstes Grinsen. »Sorry, Engel. Aber so schnell wirst du mich nicht los.« Dann machte er mit einem Kickstart den Motor an, und ich spürte, wie das Motorrad unter mir zum Leben erwachte und mit einem Ruck losbrauste.
    »Langsam!«, brüllte ich und krallte mich an ihm fest. »Ich meine es ernst!«
    Aber als wir dann richtig Fahrt aufnahmen, entspannte ich mich allmählich. Meine Schultern lockerten sich, und ich erlaubte mir sogar, die Augen zu schließen und mir vorzustellen, wir würden fliegen. Im Sonnenschein durch die Meerluft zu brausen war absolut berauschend. Ich küsste Patrick auf seinen Lederjackenrücken und fühlte mich wie das glücklichste Mädchen der Welt.
    Und in diesem Augenblick war ich das auch.
    Ich hatte das Beste von zwei Welten bekommen. Ich war in mein früheres Leben zurückgekehrt und hatte die Sache mit Jakob so gelöst, dass es ihm gut gehen würde. Und nun würde ich das Mädchen sein können, als das ich einst zur Welt gekommen war, und mit dem Jungen zusammen sein, für den ich bestimmt war.
    Doch dann dämmerte es mir plötzlich.
    Der Sonnenschein. Die Luft. Der Highway, der sich meilenweit entlang der Küste erstreckte. Die Sturmwolken, die aus Richtung Norden heranzogen.
    Moment mal.
    Ich riss die Augen auf.
    Bitte keine Sturmwolken.
    Doch, da waren sie. Sie hatten sich klammheimlich über die Berge herangeschlichen, unheilvoll und grau türmten sie sich über uns wie Monster zusammen.
    Genau wie in meinem Albtraum.
    Nein. Bitte, lieber Gott, nein.
    Die Wahrheit schlug wie eine Tonne niederschmetternden Stahls über mir zusammen. Wie dumm von mir zu glauben, dass ich mit nur einem wiedererlebten Tod davonkommen würde.
    Denn ich hatte zweimal gelebt.
    »Patrick!« Ich schrie gegen den Wind an. »Dreh um! Wir müssen zurück!«
    »Was?«, rief er. »Ich kann dich nicht verstehen!« Er drehte sich zu mir um – nur eine Sekunde lang.
    Doch eine Sekunde reichte aus.
    Ich hörte das Dröhnen einer Hupe und das Quietschen bremsender Reifen, noch bevor ich den Lastwagen über den Mittelstreifen auf uns zurasen sah. Mein Blut gefror mir in den Adern, als ich die ganze Welt in Zeitlupe auf uns einstürzen sah. Ein Hagelsturm aus Glas und Hitze und brennenden Metallteilen, als das Motorrad unter mir weggerissen wurde.
    Und dann flog ich durch die Luft, der Gestank von brennendem Benzin, meinem brennenden Haar und unseren brennenden Träumen.
    »Engel«, hörte ich ihn aus weiter Ferne rufen. »Wo bist du? Bitte verlass mich nicht!«
    Als brennender Rauch meinen Mund und meinen Rachen füllte – als ich das Ende erwartete –, erinnerte ich mich an Patricks Liste.
    An das letzte Wort, das er aufgeschrieben hatte.
    FRIEDEN
    Ich sah Larkins Messer im Mondschein aufblitzen, ganz nah an meiner Haut.
    »… Asche zu Asche …«
    Bitte.
    »… Staub zu Staub …«
    Nein, bitte nicht.
    »… gib ihr Frieden …«
    Dann schlug ein Blitz in das Einzige ein, was mir noch geblieben war. Mein Herz.
    Meine Seele.
    Ich fühlte, wie die alte Flammenwand in mir aufloderte, und ich schrie auf, flehte um das Ende – bettelte darum, dass mich bitte, bitte jemand erlösen möge.

    Aus der Ferne hörte ich schrilles Sirenengeheul, das näher und
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