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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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die noch genauso glänzte wie an dem Tag, an dem ich sie gekauft hatte, trotz allem, was sie durchgemacht hatte. »Warum lässt du sie ihnen nicht hier?«
    Ich war plötzlich verwirrt. Ich hatte meine Kette hergegeben, damit Patrick frei sein und endlich wieder beginnen konnte zu leben. Wieso wollte er sie mir zurückgeben?
    »Aber sie gehört dir«, sagte ich. »Ich habe sie dir überlassen.«
    »Ich brauche sie nicht.« Er legte mir seine Hand aufs Herz. »Ich habe jetzt das echte. Das ist bedeutend besser.«
    Ich wurde zum ungefähr achtzigsten Mal an diesem Tag rot und strich mit den Fingern über das goldene Herz. Schön warm und glatt. Ich küsste es sanft und legte es dann auf die Mahagonikommode meiner Eltern, direkt neben unser Familienfoto.
    Ich war mir sicher, sie würden wissen, dass es von mir kam.
    Ich wollte mich schon zum Gehen wenden, als mir etwas ins Auge fiel. Ein gerahmtes Foto, von dem ich sicher war, dass ich es noch nie zuvor gesehen hatte.
    Ich nahm das Bild und betrachtete es genauer.
    Moment. Das ist doch unmöglich!
    Hinter dem Glas strahlten mir Emma, Sadie und Tess entgegen – alle herausgeputzt und lachend unter Tausenden glitzernden Partylichtern. Über ihnen hing, über den ganzen Raum gespannt, ein selbst gemachtes Spruchband (dekoriert mit zahllosen verschiedenen Käsesorten).

    ABSCHLUSSBALL 2011
    PACIFIC CREST HIGHSCHOOL
    IM ANDENKEN AN BRIE EAGAN
    (DU BIST IN UNSEREN HERZEN, BRIE!)

    »Abgefahren!« Ich drehte mich zu Patrick um und drückte ihm das Bild in die Hand. »Ich glaube … ich glaube, meine Freundinnen haben mir zu Ehren einen Käse-Ball organisiert!« Wir sahen uns einen Augenblick an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Es war zweifellos die witzigste und genialste Party, die jemals irgendjemand für mich veranstaltet hatte. Ausrufezeichen.
    Als sich Patrick von seinem Lachanfall wieder etwas erholt hatte, deutete er auf das Bild. »Und wer ist der glückliche Junge da?«
    »Wo?«, fragte ich, immer noch kichernd. »Welcher Junge?« Ich beugte mich vor und betrachtete das Bild genau. Dann schnappte ich es Patrick aus der Hand.
    »Verrückt!« Ich zwickte mich ein paarmal, um sicherzugehen, dass ich nicht in meiner alten Sitznische im Slice lag und träumte. Aber nein, das Zwicken tat weh. Ich war wach, stand definitiv im Schlafzimmer meiner Eltern und starrte eindeutig auf das wundervollste Foto aller Zeiten.
    Warum es so wundervoll war?
    Weil direkt hinter meinen Freundinnen – mit weit ausgestreckten Armen und einem auf dem Foto verewigten Lachen – Jakob stand.
    Ich war sprachlos. Wie in aller Welt hatte ich ihn nur übersehen können?
    Ein Smoking, stellte ich fest. Er trägt einen Smoking.
    Meine Augen füllten sich mit Freudentränen. »Welcher Tag ist heute? Welchen Monat haben wir?!«
    Patrick warf einen Blick auf Dads iPad-Wecker, der auf dem Nachttisch lag. »Juni. Der 12. Juni.«
    Der 12 . Juni. Der 12 . Juni. Der 12 . JUNI .
    Ich sah wieder auf das Foto, um sicherzugehen, dass ich nicht halluzinierte. »Er ist es«, flüsterte ich. »Er ist es wirklich.«
    Meine erste Liebe lächelte. Er war glücklich. Und was das Wichtigste war: Er lebte . Dieses Bild war der Beweis, der mir noch gefehlt hatte. Unser Ball hatte stattgefunden. Und Jakob Fischer lebte und hatte an ihm teilgenommen.
    Er lebte.
    Ich schlang Patrick die Arme um den Hals, atmete den Geruch seiner weichen Lederjacke ein und hatte das Gefühl, dass nun endlich alles auf der Welt so war, wie es sein musste.
    Meine seltsame, perfekte Welt.
    Er küsste mich zärtlich auf die Stirn. » Ecce potestas casei . Seht an, die Kraft des Käses.«
    Nachdem wir noch eine Weile meine schlafende Familie betrachtet hatten, verließen wir das Zimmer und zogen leise die Tür hinter uns zu. Wir gingen am Badezimmer, dem Wäscheraum und Jacks Zimmer vorbei. Nur noch ein Zimmer war übrig. Eine einzige Tür, die am Ende des Flurs geduldig wartete.
    Wegen Renovierung geschlossen. Niemand zu Hause.
    Aber ich bin jetzt zu Hause.
    Als ich die Tür aufmachte und in mein Zimmer trat, schlug mir sofort eine Welle eisiger Luft entgegen. Der einst weiche rosafarbene Teppichboden knisterte ein wenig unter meinen Füßen. Mein Zimmer. Mein Bett. Meine Fenster und Regale und reihenweise Bücher und die Wolldecke, unter der ich, seit ich klein war, jede Nacht geschlafen hatte, ein Bein darunter, das andere hervorgestreckt. Meine gelbe, verschlissene Babydecke mit den kleinen weißen Fransen, an denen ich beim
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