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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken
Autoren: Thomas Finn
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Stab war alles andere als natürlichen Ursprungs.
    »Und ihr seid für nachher entsprechend ausgerüstet?«, fragte Miriam. »Ich meine abgesehen von dem Mädchen.«
    »Die Ausrüstung liegt bereits im Wagen«, schnaufte Niklas, der seinen Blick nicht von dem Stab abwenden konnte. »Robert und ich haben letzten Monat auch den Stollen wieder geöffnet und sind bereits unten gewesen.« Andreas schreckte hoch. »Und?«
    »An dieser verdammten Eiswand zeichnet sich bereits wieder dieser Riss ab.« Robert griff zur Bar, schenkte sich ein Glas mit Whiskey ein und stürzte die Flüssigkeit hinunter. Anschließend griff er nach einem Päckchen Zigaretten und steckte sich eine von ihnen an. »Elkes Opfer hat offenbar nicht das erwünschte Ergebnis erbracht. Oder dieser Riss hatte schon immer Bestand. Aber ich bezweifle das.« Er rauchte und sah unglücklich zu ihm rüber. »Gestern Nacht ist übrigens wieder dieser fürchterliche Sturm über Perchtal hereingebrochen. Fast so, wie damals. Ich konnte ihn draußen an den Läden rütteln hören.«
    »Aber das Tal ist diesmal nicht zugeschneit«, merkte Andreas an.
    »Nein, weil dieses Etwas vermutlich dafür sorgen wollte, dass der Stab wieder zurück ins Tal gelangt«, meinte Miriam. Sie legte den Holunderstab zurück in den Kasten. »Wir nehmen an, dass seine Kräfte der Schlüssel sind. Und das darfst du wörtlich nehmen. Nach allem, was Niklas und Robert inzwischen herausgefunden haben, sind die Kräfte dieses Stabes recht zwiespältig. Man benötigt ihn, um den Bann zu erneuern, doch man kann mit seiner Hilfe auch versuchen, dieses Ungeheuer zu befreien. Inzwischen wissen wir von mindestens drei geschichtlich dokumentierten Fällen, in denen dieser Versuch offenbar gelang. 1850, bei dieser angeblichen Choleraepidemie. Außerdem 1514 und im Jahre 954. Jedes Mal verschwanden alle Kinder im Ort. Und das sind nur die Fälle von denen wir wissen.«
    »Und was passiert, wenn wir den Stab einfach verstecken und gar nichts tun?«, fragte Andreas.
    »Dann sprengt dieses Wesen vermutlich gänzlich seine Ketten«, knurrte Niklas. »Womöglich rottet es Perchtal dann ganz aus. Oder es entkommt von hier und frisst sich durch andere Ortschaften. Besser wir denken darüber gar nicht erst nach.«
    »Habt ihr irgendeinen Hinweis gefunden, mit was wir es da eigentlich zu tun haben?«, fragte Andreas unglücklich. »Oder glaubt ihr inzwischen wirklich an so etwas wie Keltengötter?«
    »Habt ihr Andy noch nichts von eurer Theorie erzählt?«, fragte Miriam erstaunt. Niklas schnaubte abfällig. »Wann denn? In den letzten Stunden waren wir ja vorrangig damit beschäftigt, ihn davon abzubringen, die Kleine da hinten wieder auf die Straße zu setzen.«
    »Welche Theorie?«
    Niklas verzog sein Gesicht und deutete dann nach oben. »Wir glauben, dass dieses Ding von Außerhalb stammt. Irgendwo aus dem All.«
    »Ein Alien!?« Andreas erhob sich verblüfft.
    »Schon mal von dem Chiemgau-Meteoriten gehört?«, fragte ihn Niklas. Er winkte sogleich ab und beantwortete die Frage selbst. »Nein, woher auch. Du hast dich ja für all das nicht die Bohne interessiert. Aus den Augen, aus dem Sinn.«
    »Hör auf, Niklas«, herrschte ihn Robert an. »Reiß keine alten Gräben auf.«
    »Wie du willst.« Niklas schnaubte verächtlich. »Im Jahr 2000 wurden Hinweise entdeckt, dass hier in Süddeutschland so um 500 vor Christus ein Meteorit eingeschlagen ist. Die kosmische Splitterbombe soll einige Kilometer über dem Erdboden explodiert sein und hat dabei vermutlich eine Zerstörungskraft von 8000 Hiroshimabomben entfaltet. Die Archäologen haben jedenfalls über 100 vermutete Einschlagskrater bis runter zum Chiemsee gefunden, verstreut über eine Länge von 58 Kilometer und einer Breite von bis zu 27 Kilometer. Einige von ihnen werden bis heute als sogenannte ›Donnerlöcher‹ bezeichnet.« Niklas schürzte wissend die Lippen. »Der Tüttensee bei Grabenstätt soll der größte dieser Krater sein. Es gibt natürlich Stimmen, die diesen Impakt anzweifeln, aber die vielen Funde an verglastem Gestein und kosmisch anmutenden Einschlüssen in der Gegend legen nahe, dass die Katastrophe tatsächlich stattgefunden hat. Selbst Plutarch berichtet von einem Himmelsinferno in unserer Gegend. Es soll sich im Jahre 467 vor Christus ereignet haben, also vor fast 2500 Jahren. Interessanterweise passt das Szenario zu den historischen Erkenntnissen, die aus der damaligen Zeit vorliegen. Denn für einige hundert Jahre versank
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