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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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zufrieden. Er hing seinen Gedanken nach und sprach einfach aus, was ihn bewegte: „Ich bin ja so froh, dass Goltzow offenbar einen Verdächtigen im Fall Jacob Kägler gefunden hat.“
    Er atmete geräuschvoll ein, und als Franz nichts sagte, fragte er: „Weißt du, wer es ist?“
    „Ich habe nur eine Vermutung.“
    „Und die willst du für dich behalten“, unterstellte Ernst, seine Stimme war allerdings frei von Ärger.
    „Ja!“, entgegnete Franz in einem ersten abwehrenden Impuls, doch dann erschien ihm seine einsilbige Antwort zu brüsk, deshalb erklärte er: „Ich habe mein Ehrenwort gegeben.“
    „Verstehe! Dein Bruder ist aber nicht verwickelt?“
    „Mit dem Mord hat er nichts zu tun, davon bin ich überzeugt, wenn du das meinst?“
    „Gott sei Dank! Wenigstens das! Wenn es einen selbst betrifft, sieht man sogar eine solche Tat aus einem anderen Blickwinkel, man ist nicht nur einfach entsetzt oder betroffen, sondern fragt nach Ursachen und Gründen ...“
    „Und zermartert sich dauernd das Hirn. Was du nicht sagst? Lass es gut sein, Ernst. Mein Bedarf an solchen Überlegungen ist vollauf gedeckt und das Schlimmste ist, man kann die Gedanken nicht einfach abstellen. Sie überfallen dich, wenn du aufwachst, begleiten dich durch den Tag und wispern dir Schauergeschichten ins Ohr, während du angestrengt versuchst einzuschlafen.“
    „Ich werde dir noch Johanniskrauttee mitgeben, nach dessen Genuss kannst du garantiert gut schlafen.
    Übrigens – ich habe mich bei den Kollegen in der Stadt umgehört. In der letzten Zeit behandelte niemand eine Verletzung, die von Hieb- oder Stichwaffen herrühren könnte. Meine Erhebung ist leider unvollständig, weil sie die Wundärzte, Operateure und Bader nicht einschließt.“ Ernst zuckte bedauernd mit den Schultern.
    Franz winkte ab und fragte stattdessen: „Wird man Frau Kägler wegen Ehebruchs verurteilen?“
    „Wo kein Kläger, da kein Richter“, meinte Ernst. „Wer sollte ein Interesse daran haben, die Gerichte für einen Fall zu bemühen, der keiner mehr ist. Die armen Gerichtsboten sind ohnehin überlastet. Es hat Fälle gegeben, da hat allein die Versendung einer Akte über ein Jahr gedauert, von deren Bearbeitung ganz zu schweigen.
    Nein, ich denke, Frau Kägler wird sich ein schwarzes Kleid anziehen, ihre Pension aus der Witwenkasse für Akademiker verzehren, das Haus verkaufen und zu Verwandten außerhalb der Stadt ziehen. Beckmann wird den Mund halten, nachdem er hat eingestehen müssen, am Tode seines Herrn unglücklich beteiligt gewesen zu sein.“
    „Ich frage mich, warum Jacob Käglers Familie keine Anzeige erstattet hat, nachdem die Sache mit der unbekannten Leiche in der Zeitung gestanden hat. Sogar ich bin darauf gestoßen.“
    „Das schon, aber nur durch Zufall und du hattest einen berechtigten Grund, anzunehmen, bei der Leiche könne es sich um Johann handeln“, gab Ernst zu bedenken. „Vielleicht hat sich der Professor bewusst solcher Lektüre entzogen. Außerdem ist Professor Kägler erst vor sechs Jahren in Rostock ansässig geworden. Er stammt, wenn ich richtig informiert bin, aus dem Herzogtum Sachsen-Weimar. Mit der familiären Verquickung beider Fürstenhäuser sind natürlich auch viele Beamte nach Mecklenburg verzogen, die sich bei Herzog Friedrich Franz, dem Schwiegervater ihrer Prinzessin, bessere Aufstiegschancen ausgerechnet haben. Der Professor hat hier keine Verwandten ...“
    „ ... außer seinem Sohn, mit dem er sich überworfen hat und Friederike hat gewiss allen Grund gehabt, sich über Jacobs Abwesenheit in ihrem Haushalt zu freuen“, ergänzte Franz.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass du bereits so umfassend informiert bist, aber es freut mich aufrichtig, dir nichts verheimlichen zu müssen“, gestand Ernst freimütig. „Hast du ...“, er zögerte, setzte dann aber erneut dort ein, wo er angefangen hatte, „ ... bei deiner Befragung, Gewissheit darüber erhalten, ob Johann unverletzt geblieben ist?“
    „O ja, diese Gewissheit habe ich!“, bestätigte Franz und lächelte. „Jedenfalls ist er wenige Tage, bevor ich in Rostock eingetroffen bin, gesund und munter gewesen.“ Er hatte es kaum ausgesprochen, da sah er Ernst deutlich an, der habe mal wieder Einwände auf der Zunge. Deshalb fuhr er fort: „Das Duell fand nicht statt.“
    Ernst machte große Augen, seine nächste Frage kam ihm völlig zwangsläufig über die Lippen. „Wenn Johann nichts mit dem Mord an Jacob und mit Frau Käglers Schwangerschaft
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