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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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passiert?“
    Franz unterließ es, resigniert die Augen zu verdrehen. „Nur ein kleiner Unfall, nicht der Rede wert, Herr Köster“, wehrte er entschieden ab.
    Köster räusperte sich, offenbar darüber verlegen, wie unhöflich sein Betragen war. „Aber bitte schön“, sagte er hastig unter einer einladenden Geste, „kommen Sie in meinen Probiersalon. Ich freue mich aufrichtig, uns so schnell wiederzusehen.“
    „Ich freue mich auch, Herr Köster, aber mein Besuch hat einen bestimmten Grund. Ich bin leider nicht Ihretwegen oder wegen Ihrer sicherlich vorzüglichen Weine vorstellig geworden. Ich muss dringend mit Ihrem Neffen sprechen!“, platzte Franz heraus
    „Mit Hans-Georg?“
    Franz nickte nur.
    „Das trifft sich ausgezeichnet. Der Junge verdient sich bei mir etwas Taschengeld. Er ist recht anstellig, wissen Sie. Vielleicht kann ich ihm sogar diese elend teure Studiererei ausreden. Der Junge hat wirklich das Zeug zu einem ordentlichen Kaufmann.“ Köster wandte sich kurz von Franz ab und rief unbefangen in die Tiefen seines Weinlagers: „Hans-Georg, Besuch für dich!“ Dann lächelte er Franz liebenswürdig zu. „Da Sie sich nun einen Weg erspart haben, haben Sie gewiss Zeit für ein Gläschen Wein“, frohlockte er.
    Franz ließ sich in eine einladende Sitzgelegenheit fallen. „Ja gern, es kann auch ruhig Portwein sein, ich könnte jetzt einen kräftigen Schluck vertragen“, gab er unumwunden zu.
    Köster rieb sich vergnügt die Hände und verschwand augenblicklich hinter einem schweren Samtvorhang. Franz entspannte sich etwas und fragte sich, ob das an dem betörenden Duft lag, der die Sinne einzunebeln schien, oder ob die Gewissheit, Hans-Georg warnen zu können, weit mehr zu seiner Beruhigung beitrug. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, da tauchte der junge Mann auch schon auf. Hans-Georg strahlte eine in sich gekehrte Zufriedenheit aus, seine Wangen waren gerötet und seine Augen glänzten, was Franz sofort misstrauisch stimmte.
    Er sprang auf und packte den anderen bei den Schultern. Hans-Georg brauchte eine Weile, um zu begreifen, wen er eigentlich vor sich hatte.
    „Sie?“
    „Er ist schon hier gewesen, stimmt ’s?“, stieß Franz erregt hervor.
    „Wer? Wieso? Lassen Sie mich los!“ Hans-Georg machte sich mit einer ruckartigen Bewegung frei und trat einen Schritt zurück. Nachdem er seine Fassung zurückgewonnen hatte, besaß er die Frechheit, unverhohlen zu grinsen.
    „Ich kann Sie nur dringend vor Lapérouse warnen, halten Sie sich fern von diesem Mann!“
    „Sie können mir nicht befehlen, ich bin nicht einer Ihrer Soldaten, denen Sie Vorschriften machen können“, entgegnete Hans-Georg auffahrend. Er hatte sich wieder dieses näselnden Tons bedient.
    „Verstehen Sie nicht? Der Mann ist gefährlich! Der Umgang mit ihm kann Sie das Leben kosten“, presste Franz heiser hervor.
    Hans-Georg verlor etwas von seiner Gelassenheit. Er setzte nur eine hochfahrende Miene auf.
    „Was hat er gewollt? Geld? Oder haben Sie ihn für eine Weile verstecken sollen? Was hat er dafür geboten, ein Stelldichein heute Abend“, höhnte Franz. „Begreifen Sie doch, er nutzt Sie nur aus, so wie er meinen Bruder ausgenutzt hat. Ich beschwöre Sie, glauben Sie mir und seien Sie endlich vernünftig.“
    „Vernünftig?“, fragte Hans-Georg schrill, seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Was wissen Sie denn schon!“
    „Ich weiß. Leidenschaft hat nichts mit Vernunft zu tun, aber ich kann Sie nicht wissend in Ihr Verderben laufen lassen“, gab Franz flüsternd zurück.
    Die jungen Männer verstummten, als sie Köster rumoren hörten. Kurz darauf erschien der freudestrahlende Weinhändler mit einem bauchigen Dekantiergefäß.
    „Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz. Ich nehme an, die jungen Herren kennen sich bereits“, setzte Köster gut gelaunt voraus. Er wartete auf keine Bestätigung, stattdessen gab er Hans-Georg einen Wink, für Gläser zu sorgen.
    Köster schenkte sich ein und musterte mit Kennerblick die tiefdunkle Flüssigkeit in seinem Glas. Seine Nasenflügel bebten, während er das Bukett erschnüffelte, dann kostete er vorsichtig und tat, als ob er nachdenklich auf etwas herumkaue. Seine Miene hellte sich erst auf, nachdem er sich entschlossen hatte, zu schlucken.
    „Sie müssen nicht denken, ich bin unhöflich“, erklärte er seinem Gast, „aber Hans-Georg hat mein Probenröhrchen verlegt und ich bin noch nicht dazu gekommen, die Qualität des Fasses Portwein zu prüfen,
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