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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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Aufregung gesorgt hatte.
    Der Auslöser für die Tat könnte Friederikes Brief gewesen sein, den Professor Kägler gefunden hatte oder der ihm zugespielt worden war. Friederike mochte keinen anderen Ausweg gesehen haben, als ihren Mann mundtot zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes. War es eine Verzweiflungstat einer irregeführten Seele gewesen?
    Sie könnte ihren Liebsten am vergangenen Sonntag getroffen haben. Franz dachte daran, wie verstört sie im Domgestühl gewirkt hatte. Er fragte sich einmal mehr, ob bereits in der Kirche der teuflische Plan Gestalt angenommen habe.
    Welchen Einfluss Lapérouse auf andere Menschen auszuüben imstande war, hatte Franz an Hans-Georgs Verhalten studieren können. Plötzlich verstand er auch dessen Abneigung, die Fragen zu Johanns Liebschaft zu beantworten. Hans-Georg verfügte gewiss über empfindsame Fühler. Die Besonderheit der Beziehung zwischen Johann und Lapérouse hatte er unweigerlich mitbekommen.
    „Verdammt, Hans-Georg!“ Franz erstarrte. „Wie konnte ich das nur vergessen! Den Jungen wird dieser Mensch als nächsten vereinnahmen“, schimpfte er. Er schaute gehetzt umher, griff nach dem Kasten, um ihn fortzuschaffen, machte sich jedoch nicht die Mühe, ihn in seinem ursprünglichen Versteck zu verstauen, sondern stopfte ihn rücksichtslos in Käglers Kleiderschrank. So war wenigstens sichergestellt, dass die Waffen bei einer gerichtlichen Durchsuchung nicht übersehen wurden. Er ließ auch hier den Schlüssel stecken, schließlich war es Sache der Wirtin, sich darum zu kümmern. Außerdem wollte er sie keinesfalls auf die Idee bringen, er sei der Versuchung erlegen, die Zimmer zu besichtigen. Ebenso wenig wollte er Versuchungen für Mudder Schultzen zurücklassen.
    In Johanns Zimmer raffte er alle Unterlagen zusammen und weil der Sekretär nicht mehr zum Verschließen taugte, räumte er das Sammelsurium in den Kleiderschrank und nahm den Schlüssel an sich. Den Sekretär ließ er offen, damit das gewaltsam geöffnete Schloss nicht sofort ins Auge fiele.
    Er streifte sich die Stiefel über, warf sich im Gehen die Uniformjacke um die Schultern, verschloss die Wohnungstür nach dem üblichen Kampf und knöpfte sich auf der Treppe den Rock zu.
    Er riss an der Klinke zum Torweg, doch erst ein ziehender Schmerz im Schultergelenk brachte ihm die Erkenntnis ein, der müsse verriegelt sein. Empört machte er auf dem Absatz kehrt, doch Mutter Schultzen stürzte aus ihrer Küche herbei. Sein rücksichtloses Gepolter hatte sie bereits alarmiert.
    „Mein Gott, Franz, man könnte meinen, der Teufel wäre hinter Ihnen her“, schimpfte sie aufgebracht, wenngleich erleichtert über die harmlose Ursache des Lärms.
    „Sie haben gar nicht so Unrecht“, gab er kurz angebunden zurück. „Machen Sie auf, ich habe es eilig“, verlangte er ungeduldig.
    Die Wirtin kramte in ihrer Schürzentasche. „Ich habe jetzt eine Glocke. Wenn Sie wieder eingelassen werden möchten, brauchen Sie nur draußen am Seilzug zu läuten“, verkündete sie stolz.
    „Dann können Sie ja demnächst die Stufen richten lassen“, entfuhr es Franz ärgerlich. Er schlüpfte durch den Torweg und ließ seine Wirtin mit offenem Mund zurück.
     

Ausblicke
     
    Franz stand mit verkniffenem Mund auf der Straße und starrte missmutig auf die Chorfenster von St. Jacobi. Er hatte vergeblich an der Tür zu Ernsts Praxisräumen gerüttelt, sie war verschlossen gewesen. Ein Schild hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, der Arzt weile zu Hausbesuchen in der Stadt. Es hatte lediglich auf baldiges Eintreffen desselben vertröstet.
    Als ihn ein Passant mitleidig musterte, fragte er den: „Entschuldigen Sie, mein Herr. Wissen Sie, wo ich die Weinhandlung Köster finden kann?“
    Er wurde in die Blutstraße geschickt. Das Geschäft, so versicherte der freundliche Mann, könne Franz gar nicht verfehlen, weil es direkt vor der fünfschiffigen Heiligengeistkirche zu finden sei, die sich dort in die Häuserzeile einfüge.
    Kurze Zeit später wischte sich Franz den Schweiß von der Stirn, bevor er über die Schwelle eines stattlichen Hauses trat. Sofort umfing ihn der schwere aromatische Duft weinalkoholdurchtränkter Eichenfässer. Er schloss für einen genussvollen Moment die Augen und ließ die Gerüche auf sich wirken.
    „Womit kann ich dienen, Herr Offizier?“
    Die eilfertige Frage ließ Franz herumfahren.
    „Herr von Klotz?“ Ungläubig wurde er angestarrt. „Aber um Himmels willen, was ist Ihnen
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