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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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das mir erst kürzlich geliefert worden ist. Ich kann Ihnen doch keine schlechte Ware anbieten.“ Während er unaufhörlich plauderte und den guten Tropfen lobte, schenkte er den jungen Männern ein.
    „Sehr zum Wohle, meine Herren“, sagte er förmlich. Während er trank, ließ er Franz nicht aus den Augen, linste über den Rand seines Glases hinüber zu seinem Gast.
    „Vorzüglich“, lobte Franz ehrlich begeistert.
    Hans-Georg wirkte zurückhaltend. Er starrte sinnend in sein Glas und nippte nur kurz.
    „Was ist los, Junge, du bist doch sonst kein Kostverächter?“
    „Es liegt sicher nicht an deinem Portwein, Onkel Georg.“
    „Sondern?“ Köster schaute seinen Neffen erwartungsvoll an. Er erhielt jedoch nur ein Schulterzucken zur Antwort.
    „Vermutlich Liebeskummer“, meinte Köster leichthin und tat zur Erleichterung der jungen Männer die Angelegenheit mit einem Augenzwinkern ab. „Haben Sie schon gehört?“, fragte er an Franz gerichtet. „Der alte Kägler hat das Zeitliche gesegnet. Ach, den kennen Sie gewiss nicht, war ein guter Kunde von mir, der Herr Professor. Sehr guter Kunde, wirklich jammerschade um den Mann. Sein Sohn schlägt übrigens nach seiner Art, obwohl – da fällt mir ein, dass der seit einer guten Woche nicht mehr bei mir war.“ Köster brach ab und leerte sein Glas in einem Zuge.
    Hans-Georg starrte seinen Onkel entgeistert an. Franz kniff die Augen zusammen und stellte sofort Mutmaßungen an, was der junge Mann ihm noch alles verschwiegen habe. Vielleicht kannte er den Geforderten sehr wohl. Er fing Hans-Georgs Blick ein und wollte ihn zu einer stummen Antwort zwingen.
    „Onkel? Erlaubst du, dass ich Leutnant von Klotz kurz begleite. Ich habe versprochen, ihm die Astronomische Uhr in St. Marien zu zeigen.“ Hans-Georg stand nach seiner Bitte auf.
    Franz war zwar überrascht, lächelte Köster jedoch entschuldigend an, damit der nicht mitbekomme, er habe bis dato von der Existenz einer solchen Uhr nicht einmal gehört.
    „Ja, ja, geh schon“, meinte Köster gönnerhaft.
    Franz leerte sein Glas. Bevor er sich verabschiedete, bedankte er sich höflich für die Stärkung und versicherte wortreich, die im Hause Köster geführten Sorten weiterzuempfehlen. Köster wirkte wie immer höchst erfreut, wenn von seinen Weinen die Rede war und konnte sich nicht verkneifen, Franz noch ein todsicheres Mittel gegen Blutergüsse mit auf den Weg zu geben. Er schwor auf rohes Rindfleisch, das man sich auf die blaue Stelle legen solle.
     
    „Es heißt, das Uhrwerk könne die exakten Planetenkonstellationen und Mondphasen bis in das Jahr 2014 anzeigen“, erklärte Hans-Georg, als der Küster in Hörweite über den Steinfußboden der Basilika schlurfte. Das Geräusch seiner Schritte widerhallte von der Gewölbedecke. Der Mann nickte den beiden freundlich zu, nestelte aber an seinem Schlüsselbund, um so zu verstehen zu geben, der eingeräumte Zeitrahmen solle, bitte schön, nicht über Gebühr strapaziert werden.
    „Goltzow wird Ihnen zusetzten, das verspreche ich Ihnen und wenn Sie sich erst einmal verquatscht haben, dann gnade Ihnen Gott!“, raunte Franz.
    „Weiterhin zeigt die Uhr Monat, Tag und Stunde sowie Sonnenstand, Stand des Mondes, den Wochentag und den Zeitpunkt des Sonnenaufganges an! Unter welchem Tierkreiszeichen sind Sie geboren?“
    „Bitte?“
    „Widder, Stier, Zwilling?“
    „Löwe“, offenbarte Franz ungeduldig.
    „Ah! Im Löwe-Zeichen wohnt die Sonne in ihrem Taghaus und der Saturn befindet sich im Exil. Ich denke schon, bei Ihnen kommen die Eigenschaften eines Löwen voll zum Tragen. Zumindest sind Sie cholerisch ...“
    „Hören Sie auf mit diesem Kasperkram! Ich glaube nicht an Horoskope und den Einfluss der Gestirne auf den Charakter der Menschen“, fiel Franz Hans-Georg ins Wort. „Wie es aussieht, bin ich der Einzige, außer Johann und Lapérouse natürlich, der den wahren Grund Ihrer Hingabe für diesen falschen Freund kennt. Der versucht selbstverständlich Ihre Gefühle für seine Zwecke auszunutzen und ich befürchte, er ist nur so lange nett zu Ihnen, bis er wieder Anschluss an Johann gefunden hat.“
    Hans-Georg hatte sich erneut hinter einer hochmütigen Maske verschanzt, als jedoch Johanns Name fiel, zuckte er zusammen. „Und ich habe mir eingebildet, Sie machten sich meinetwegen Sorgen, dabei warnen Sie mich nur aus Eigennutz!“, versetzte er.
    „Himmel, Arsch und Zwirn ...“
    „Soviel zum Choleriker“, spöttelte Hans-Georg, „fluchen
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