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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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Erklärung abzugeben, aus dem Zimmer. Die Tür hatte er einfach offen gelassen und so konnten seine Besucher angestrengt horchend mitverfolgen, was den Kommissär umtrieb.
    Er brüllte seine Anweisungen regelrecht heraus. Franz konnte eine Vielzahl von Schlagworten deutlich heraushören, die zu dem passten, was er bereits erwartet hatte. Es fielen Begriffe wie: Exhumierung, Kommilitonen, Identifizierung, Hausdurchsuchung.
    „Unser kopfloser Freund hat wohl soeben ein Gesicht erhalten“, murmelte Ernst.
    „Der junge Kägler“, erwiderte Franz tonlos.
    „Ja“, erhielt er seufzend zur Antwort.
    Franz drehte sich um und sah Ernst fragend an. Als er auf seine stumme Bitte keine Antwort erhielt, hakte er nach: „Du hast davon gewusst?“
    „Nicht gewusst. Geahnt“, stellte Ernst richtig. „Und du? Woher hast du deine Überzeugung, dass es Jacob ist?“
    „Du hast ihn sogar gekannt?“, fragte Franz, nun doch im höchsten Maße erstaunt.
    Ernst nickte. „Während meiner ersten Semester hier in Rostock war er ein Kommilitone von mir. Mein Gott, wie schrecklich!“ Er schüttelte sich.
    Sie kamen jedoch nicht mehr dazu, weitere Einzelheiten auszutauschen, Goltzow stürmte zur Tür herein.
    „Die Dinge erhalten eine gewisse Dynamik, meine Herren“, schnaufte er mit hochrotem Kopf. „Sie haben es gewiss mitbekommen. Derzeit bin ich unabkömmlich, muss unser Gespräch vertagen.“
    Franz und Ernst erhoben sich und wurden von Goltzow regelrecht hinauskomplimentiert. Doch bevor die Männer das Ende des Flurs erreichten, hielt der Kommissär Franz zurück und redete mit gedämpfter Stimme auf ihn ein. „Ich möchte nur soviel sagen, Leutnant von Klotz, Friederike Kägler adressierte den leidigen Brief nicht an Ihren Bruder. Bei dem Empfänger handelt es sich entweder um einen Namensvetter oder um einen Betrüger, der sich die Gutgläubigkeit Ihres Bruders zunutze gemacht hat. Jedenfalls vermutet Frau Kägler, dass es sich so verhält. Es tut mir sehr leid, dass nun ungewiss bleibt, wo sich Ihr Bruder aufhält. Aber ich werde den Fall nicht aus den Augen verlieren, das verspreche ich Ihnen.“
    „Vielen Dank, Herr Golzow. Kann meine Familie wenigstens davon ausgehen, dass gegen meinen Bruder keine Verdächtigungen mehr erhoben werden?“
    „Ja, das können Sie, das ist der einzige Trost, den ich Ihnen mit auf den Weg geben kann.“
    „Dennoch, ein untadeliger Ruf wiegt schwer. Aber wer weiß das besser als Sie“, gab Franz zu bedenken. „Ich werde einigen Hinweisen nachgehen, die ich von Frau Schultz erhalten habe, wonach Johann sich vor seinem Verschwinden damit befasst hat, seine Englischkenntnisse zu vervollkommnen, und er hat wissen lassen, demnächst könne er die gut gebrauchen. Ich favorisiere eine Reise nach England, die, aus welchem Grunde auch immer, von meinem Bruder angetreten worden ist.“
    „Dann wollen Sie Rostock verlassen?“
    Franz konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Goltzow habe sich erleichtert angehört. „Ja“, bestätigte er lächelnd. „Ich werde nach England reisen und dort meine Nachforschungen fortsetzen.“
    „Es würde mich herzlich freuen, wenn Sie Erfolg hätten. Doch jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Die Pflicht ruft.“ Goltzow verabschiedete sich hastig und fragte noch in Hörweite der Männer einen Untergebenen, ob der Stadtphysikus bereits benachrichtigt worden sei.
     
    „Was meinst du? Was wird jetzt geschehen?“
    Ernst wusste, was Franz beschäftigte, der Eindruck des abrupt beendeten Gesprächs war noch frisch.
    „Der Stadtphysikus wird die Exhumierung beaufsichtigen und Beckmann wird es nicht erspart bleiben, den Sohn seines Dienstherrn zu identifizieren.“
    „Beckmann?“, fragte Franz überrascht. „Was hat der damit zu tun. Ich dachte eher Frau Kägler ...“
    „Ausgeschlossen! Die arme Frau braucht absolute Ruhe, sonst kann ich für nichts garantieren“, entrüstete sich Ernst.
    „Ach ja richtig, sie ist schwanger“, sinnierte Franz laut.
    „Woher weißt du ...“ Ernst verstummte erschrocken.
    „Das spielt keine Rolle, Ernst, und ich meine es wirklich gut mit dir, wenn ich dir meine Quelle und die komplexe Geschichte drum herum nicht anvertraue. Glaub mir, ich will dir bestimmt nichts vorenthalten, was für dich und deine Familie wichtig wäre. Ich wache nur über deinen Seelenfrieden und ich kann dir versichern, es hat mit Hans-Georg nichts zu tun.“ Franz lächelte gequält.
    Ernst schnaubte, aber er gab sich mit Franz’ Antwort
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