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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift
Autoren: S Brandl
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in ihrer Wohnung verbirgt?
    Da geht plötzlich die Wohnzimmertür auf und eine Frau betritt den Flur. Sie hat blonde kurze Haare und trägt ein rotes Karohemd. Als sie mich sieht,  lächelt sie sehr freundlich. Sie geht auf mich zu und streckt die Hand aus. »Du musst Mandy sein! Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin die Birgit.«
    Ich schüttle Birgits Hand, blicke fragend auf Heidi und sage: »Birgit?«
    »Ja, Birgit«, sagt Heidi und sieht zu Boden. »Ich konnte dir nicht von ihr erzählen, weil wir doch zerstritten waren.«
    »Aha. Und ihr zwei seid … ähm …?«
    »Wir beide sind zusammen«, murmelt Heidi. »Seit heute Abend.«
    Mir bleibt für einen Moment die Luft weg.
    Jetzt wird mir alles klar: Heidis Schrei, ihr zerknuddeltes Aussehen, ihre geröteten Wangen, die glasigen Augen … die beiden hatten Sex! Und der war anscheinend richtig wild und heiß. Mir wird etwas schwindlig.
    »Also, ich verstehe nicht ganz … Ich dachte, du bist in mich verliebt?«
    »Ja … nein! Ich sagte doch, ich glaube, ich bin in dich verliebt. Ich war mir ja gar nicht sicher.«
    »Ach? Und weil du dir nicht sicher bist, schläfst du einfach mit einer anderen Frau? So ernst nimmst du das also, das Gefühl in mich verliebt zu sein?«
    »Hä? Was?«
    »Du nimmst dir nicht mal die Zeit, die Sache zwischen uns zu klären, springst sofort zu einer anderen? Ich dachte, das mit mir wäre dir irgendwie wichtig!«
    »Mandy ich versteh’ nicht ganz … Du bist doch hetero, willst mich ja eh nicht. Ich dachte nicht, dass ich mich dir gegenüber rechtfertigen muss, wenn ich eine Beziehung  …«
    »Es geht hier um Ehrlichkeit! Was kann ich dir überhaupt noch glauben?! Jedes Mal, wenn ich dir begegne, erwartet mich eine neue Überraschung. Das ist doch nicht normal!«
    »Aber du wolltest mich ja nicht mehr sehen! Wie hätte ich dir da von Birgit erzählen sollen?«
    »Du findest doch für alles eine Ausrede!«
    »Was ist denn mit dir los, Mandy?« Heidis Stimme klingt plötzlich ganz ruhig und besorgt. »So kenne ich dich gar nicht. Du sagst doch sonst immer so vernünftige Sachen.«
    »Willst du damit sagen, ich rede jetzt Blödsinn?«
    »Ähm … ja.«
    »Ach, du kannst mich mal! Und du auch, Birgit! Macht doch, was ihr wollt!«
    Hastig verlasse ich Heidis Wohnung. Dabei knalle die Tür hinter mir zu. Verdammt, bin ich sauer! Und was habe ich mich gerade dumm aufgeführt! Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Nein, das ist nicht einfach nur Wut, das tut richtig weh! Was ist das nur für ein seltsames bohrendes Gefühl in meiner Brust? Etwa Eifersucht?

Kapitel 10
     
    Es sind nicht viele zu Winkelmoserins Trauerfeier gekommen. Etwa fünfzehn Leute. Vielleicht liegt es daran, dass die Beerdigung am Montagvormittag stattfindet. Da können eben nur die Rentner und einige Hausfrauen. Und ich kann da, auch wenn ich der Winkelmoserin zu Ehren extra meinen Wecker stellen musste. Ich war sogar pünktlich um neun beim Gottesdienst. Nun stehe ich mit der restlichen Trauergemeinde auf dem Friedhof und höre mir das Gefasel des Pfarrers an. Er sagt genau dasselbe wie bei der Beerdigung meines Onkels Alois. Wieder fallen Worte wie »gottesgläubig«,»großzügig«,»offenherzig« und »liebenswert«. Das war aber nicht anders zu erwarten gewesen. Wäre es meine Beerdigung, müssten sich die Leute den gleichen Mist anhören. Unser Pfarrer macht sich nunmal bedauerlich wenig Gedanken um seine verstorbenen Schäfchen. Und besonders viel Fantasie und Einfallsreichtum hat er auch noch nie besessen. Es wäre wohl besser, er würde ganz die Klappe halten. Dann könnten die Leute zumindest in Ruhe beten. Vorhin in der Kirche, bei der Kommunion, sind ihm wieder Hostien runtergefallen. Weil seine krummen Finger so zittern. Meine Mutter hat die kleinen Oblaten nach dem Gottesdienst schnell wieder eingesammelt. Ich hoffe, sie hat sie weggeworfen.
    Etwas gelangweilt sehe ich mich um. Ob Mandy noch auftaucht? Sie sitzt jetzt bestimmt in der Uni. Aber vielleicht stößt sie später noch dazu? Wobei, das ist sehr unwahrscheinlich. Mit der Winkelmoserin hatte sie ja wenig zu schaffen. Und mich will sie bestimmt auch nicht sehen.
    Übers Wochenende war Mandy gar nicht da. Meine Mutter hat mir erzählt, Mandy sei schon am Freitagnachmittag zu ihren Eltern gefahren, sie komme erst heute morgen wieder nach Dabering. Blöd eigentlich. Ich hätte gern mit Mandy geredet. Was war das nur für ein komischer Auftritt in meiner Wohnung? Und warum ist Mandy derart wütend
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