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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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sturen Vater noch keine Gelegenheit gehabt.«
    Röder grübelte noch über diese Antwort, als seine mittlere Tochter Felicitas laut gähnend in die Küche schlurfte. Sogar ihr Schlafanzug sah aus wie eine Kampfsportbekleidung.
    Â»Was ist denn hier los?«, fragte sie und reckte sich dabei. Sie visierte ihren Vater, verpasste ihm einen angedeuteten Fausthieb Richtung Solarplexus und kurz versetzt einen weiteren in die Magengegend. Die Kleine war schon verdammt schnell, aber nicht schnell genug. Er schrie infernalisch, stürmte auf sie zu, hob sie hoch und küsste sie auf die Wangen.
    Â»Iihh, hör auf, kämpf lieber anständig.«
    Der Sonntagmorgen verlief dann doch nicht so übel, wie Röder zunächst befürchtet hatte. Der erste Kandidat für den Posten des Schwiegersohns erwies sich wirklich als nett und half sogar beim Abräumen. Selbst Felicitas vergaß ihren beißenden Spott, den sie üblicherweise über ihre ältere Schwester vergoss. Laura, seine Jüngste, stocherte unbeeindruckt im Nutellaglas.
    Gegen Mittag warf sich Röder in seine Laufklamotten und verabschiedete sich, nicht ohne sich hämische Kommentare von seiner Familie einzufangen.
    Â»Meinst du nicht, dass Papa zu alt für den Marathon ist? Wenn der uns zusammenklappt, kann ich mir keine Designerklamotten mehr kaufen.«
    Â»Keine Angst, der hat ‘ne gute Lebensversicherung.«
    Â»Sollte er die Prämie nicht noch erhöhen lassen?«
    Röder ließ ein fast ernstes Donnerwetter los und fuhr zum Treffpunkt.
    Â»Na, bist du fit?« Er begrüßte seinen Freund Hellinger, wohl wissend, dass dieser nicht viel geschlafen hatte. Er hatte am Vortag die letzte kulinarische Weinprobe für diese Saison absolviert.
    Â»Klar, ich habe ja nicht so viel getrunken wie meine Gäste. Gerade bei der Nachspeise brauchst du alle Sinne. So eine Basilikum-Mousse mit Tresterparfait wird sonst nichts. Und du?«
    Â»Alles klar, ich konnte gestern ausschlafen, nur mein Schienbein macht sich bemerkbar.«
    Â»Das ist normal. Vor dem Marathon merkst du jede Faser.« Sie fachsimpelten noch eine Weile über Sportverletzungen, echte und eingebildete. Jeder Läufer hatte auch etwas von einem Hypochonder, so viel hatte Röder schon gelernt.
    Sie hatten sich auf dem Wurstmarktparkplatz, direkt vor dem weltgrößten Weinfass, getroffen, und Röder hatte die Tour ausgesucht. Fünfzehn Kilometer, der letzte längere Lauf vor dem Weinstraßenmarathon in der kommenden Woche.
    Â»Weißt du eigentlich, warum der Weinstraßenmarathon so schön ist?«
    Â»Weil immer die Mandelbäume blühen.«
    Â»Quatsch, weil es der einzige Marathon ist, den ich in Deutschland kenne, bei dem du an den Versorgungsstationen Wein saufen kannst.« An der Station in Dackenheim gab es darüber hinaus noch den sogenannten Rieslingschwamm. Eine besondere Erfrischung der pfälzischen Art.
    Der Lauf ging hinauf zur Sonnenwendklinik, wo die Auswüchse der Pfälzer Lebensart therapiert wurden. Von hier war der Blick über Bad Dürkheim besonders schön. Links das Kaffeemühlchen, dahinter die Rheinebene, mit einem herrlichen Blick über Mannheim auf das Heidelberger Schloss. Die beiden Freunde hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Röder einen für ihn typischen Gedankensprung vollzog.
    Â»Sag mal, wie gut kennst du eigentlich den Dr.   Hoffmann?«
    Â»Ihn kenne ich kaum, aber seine Frau könnte ich mal.« Hellinger grinste ziemlich dreckig. »Hast du gewusst, dass sie Playmate des Monats war?«
    Â»Nee, wann war denn das?«
    Â»Vor fünf Jahren, im März. Erinnere mich daran, dass ich dir am Auto noch was zeigen muss.« Hellinger lächelte immer noch, aber er fuhr etwas ernster fort.
    Â»Der Typ ist beim Grünstädter Laufklub. Ich trainiere im Winter immer dort im Stadion, die haben eine Flutlichtanlage. Daher kenne ich ihn und weiß, dass er für Privilegien zu haben ist.« Hellinger wusste nur zu genau, dass man sich um eine Teilnahme bei seinen Weinproben stritt. »Würde mich nicht wundern, wenn er auch den Weinstraßenmarathon nächste Woche läuft. Der alte Sack ist ganz schön fit. Muss er auch sein, bei so einer Frau.« Sein Grinsen wurde breiter.
    Â»Du kennst sie wohl ziemlich gut. Was meint denn Katrin dazu?« Röder erinnerte sich an die Szene am Freitag in der Küche.
    Â»Ach, ich liebe Katrin,
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