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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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verschreckt aus der Bettwäsche hervorlugte. Wegen der langen Haare und den weichen jugendlichen Gesichtzüge erschrak Röder noch mehr, bis er erleichtert die Andeutung von Bart sah, die nach einer morgendlichen Rasur verlangte.
    Â»Das ist immer noch mein Haus. Und Sie, junger Mann, machen, dass Sie Land gewinnen und sofort von hier verschwinden.« Röder kam so richtig in Fahrt, ging auf das Jugendbett zu. Seine Tochter lag ihm schon lange in den Ohren, dass sie diese Kindermöbel mit dem integrierten Regal und dem Schreibtisch nicht mehr sehen konnte.
    Röder wollte den jungen Mann schon am Schopf packen, als Marie-Claire ihm zuvorkam und sich nackt vor ihm aufbaute. »Papa, du hast sie echt nicht mehr alle. Du gehst jetzt sofort aus meinem Zimmer. Siehst du denn nicht, dass du in meine Privatsphäre eingedrungen bist?«
    Röder wollte aufbrausen, als er eine beschwichtigende Hand auf seiner Schulter spürte. Manu stand hinter ihm, von dem Krach geweckt.
    Â»Ben, nun beruhig dich und komm mit. Der nette junge Mann heißt übrigens Raphael, er ist heute unser Gast zum Frühstück.«
    Â»Zum Frühstück? Das wird ja immer schöner, der soll hier auf der Stelle verschwinden.«
    Â»Ben, nun mach dich nicht lächerlich und komm mit.«
    Röder schaute verdattert in die Runde, konnte nicht fassen, wie seine Autorität völlig untergraben wurde. Gleichzeitig fing er an, sich tatsächlich lächerlich zu fühlen. Blut schoss ihm ins Gesicht. Er drehte sich um und flüchtete aus dem Zimmer, nicht ohne das Grinsen und das Augenrollen von Manu zu bemerken, die dem jungen Paar Verständnis und Beistand signalisierte. Röder konnte beim Herausstürmen noch Wortfetzen aufschnappen: »Kein Vater verkraftet es, wenn er seine Tochter das erste Mal an einen anderen Mann verliert.« Marie-Claire fügte noch hinzu: »Raffi, du musst keine Angst haben, Papa ist eigentlich ganz nett.«
    Â»Wirklich?«, erwiderte dieser.
    Röder tigerte in der Küche auf und ab, während Manu mit dem Kaffeefilter und heißem Wasser hantierte. Trotz Jura und Saeco tranken sie ihren Kaffee immer noch am liebsten handgefiltert, was bei ihren Freunden schon belächelt wurde. Hellinger hatte sich mittlerweile die dritte Maschine gekauft.
    Â»Was regst du dich denn so auf, das ist doch nicht ihr erster Freund.«
    Â»Aber der erste, mit dem sie im Bett liegt!«, sagte Röder.
    Â»Hast du geglaubt, dass Marie-Claire noch Jungfrau ist?«
    Â»Seit dieser Nacht bestimmt nicht mehr!« Seine Stimme war immer noch aufgebracht. Er spielte einen Moment mit dem Gedanken, in das Kinderzimmer zurückzustürmen und der Sache ein schnelles Ende zu bereiten.
    Â»Oh Ben, mein guter, naiver Ben.« Manu nahm ihn in die Arme und streichelte seinen Kopf.
    Â»Marie-Claire wird in zwei Monaten siebzehn, du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass sie noch nie was mit einem Jungen hatte?«
    Â»Doch, das habe ich, stell dir vor.«
    Â»Ben, seit wann bist du denn so ein Spießer? Wie alt warst denn du beim ersten Mal?«
    Â»Was hat denn das damit zu tun? Das ist doch etwas ganz anderes, wenn ein junger Mann …«
    Â»Mit fünfzehn, im Zeltlager, bei den Ministranten«, unterbrach sie ihn und lächelte.
    Â»Und was wird aus der Schule, wenn sie schwanger wird?« Er versuchte seine Verteidigung aufrechtzuerhalten.
    Â»Oh Ben, jetzt hör auf. Sie nimmt doch die Pille, und Raffi ist ein netter Kerl.«
    Â»Sie nimmt was?«
    Â»Die Pille.« Als er immer noch ungläubig starrte, fügte Manu belehrend hinzu: »Weißt, das ist ein hormonelles Verhütungsmittel, das vor mehr als vierzig Jahren erfunden wurde. Ist also ungefähr so alt wie du und hat die sexuelle Revolution eingeleitet. Seitdem können Frauen viel besser ihre sexuelle Selbstbestimmung wahren und sind nicht mehr so von der Gnade von solchen Chauvis, wie du einer bist, abhängig …«
    Röder musste lachen. Er hatte schon of gehört, dass Väter zu starker Eifersucht neigen, wenn es um ihre Töchter geht. Aber er hätte nie gedacht, dass es auch ihn erwischen würde.
    Er nahm Manu in den Arm. »Und du sagst, sie ist schon lange keine Jungfrau mehr? Warum weiß ich das nicht?«
    Â»Die Antwort hast du dir gerade selbst gegeben. Marie-Claire bat mich, dir nichts zu sagen, sie wollte es selbst tun, aber offensichtlich hat sie bei ihrem
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