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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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in der Tat nicht nur Met. Sie tranken auch Wein«, resümierte der Kurator, »aber dieser war in Ziegenhäuten importiert und meist kultischen Handlungen vorbehalten. Die Kelten waren jedoch nicht nur die Barbaren, für die sie immer gehalten wurden. Sie waren zu höchsten künstlerischen Leistungen fähig, was als Ausdruck ihrer hochstehenden Kultur gedeutet werden kann. Die herausragendsten Zeugnisse ihrer Kultur waren die goldenen Kulthüte, von denen es nur vier Stück auf der ganzen Welt gibt und die nach neuesten Erkenntnissen ausgefeilte astronomische Kalender darstellen. Einer von ihnen wurde in der Pfalz, bei Schifferstadt, gefunden, und Fachleute vermuten die Existenz noch weiterer Hüte.«
    Röder konnte sein Glück nicht fassen. Das war also der Dr.   Hoffmann, von dem Steiner heute gesprochen hatte. Der Fall, der ihn schon wieder so fesselte, dass er ständig daran denken musste.
    Mindestens genauso interessant wie Dr.   Hoffmann und sein Vortrag war seine Frau, eine rassige Schönheit und höchstens halb so alt wie er. Mit südamerikanischer Herkunft und viel Temperament ausgestattet, verdrehte sie allen Vertretern des anderen Geschlechtes den Kopf. Die anderen anwesenden Frauen bedachten zu gleichen Teilen ihre Männer und den exotischen Paradiesvogel mit missbilligenden Blicken. Auch Manu konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen, als Röder zum wiederholten Mal einen Blick riskierte. Maria, so der Name einer jeden guten südamerikanischen Katholikin, schien kein Kind von Traurigkeit zu sein. Ihr Favorit an diesem Abend war Hellinger. Hellingers Frau Katrin, die schon ein paar Mal die Eskapaden ihres angeblich geheilten Schwerenöters ertragen hatte, quittierte das verdächtig unschuldige Lächeln ihres Gatten mit eisigen Blicken.
    Sie waren beim vierten Gang angelangt, die Stimmung war friedlich, aber angeheitert. Der Gastredner hatte seinen unterhaltsamen Vortrag beendet, als Röder ihn ansprach und dabei in seinem Zander im Speckmantel herumstocherte.
    Â»Sagen Sie mal, Herr Dr.   Hoffmann, was war denn das für ein Grab, das der unglückliche Winzer vor einigen Jahren bei Ihnen im Dorf gefunden hat?«
    Dr.   Hoffmann ging zunächst gar nicht auf die Frage ein, vielmehr schien ihn die Farbe des Spätburgunders zu interessieren, den er ruhig in dem großen Weinglas schwenkte und an dem er dann kennerhaft schnüffelte. »Welches Grab meinen Sie?«
    Â»Sie können sich doch an Heinrich Denecke erinnern, den Winzer, der in Ihrem Dorf von einem Hilfsarbeiter überfahren wurde.«
    Â»Ja, ja, an den erinnere ich mich schon. Aber was hat das mit einem Grab zu tun?«
    Â»Nun, ich meine das Grab, das er kurz vor seinem Tod auf seinem Grundstück fand. Er soll mit einem Traktor dort eingebrochen sein.«
    Â»Ach das. Das ist nichts Besonderes. Da oben haben wir schon viele Gräber gefunden.«
    Â»Es handelt sich aber wohl um ein keltisches Grab einer hochgestellten Persönlichkeit.«
    Â»Das ist überhaupt nicht bewiesen«, stritt der Historiker entschieden ab. »Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
    Â»Och, ich habe nur die Berichte verfolgt und interessiere mich für Lokalgeschichte«, antwortete Röder, der seine Quelle nicht preisgeben wollte.
    Â»Aha, ein Freizeithistoriker!«, rief Dr.   Hoffmann ein bisschen zu arrogant. Es folgte eine Litanei von Fachausdrücken und gelehrter Beweisführung, bis er mit den Worten schloss: »Wissen Sie, was bestimmte unseriöse Archäologen und sensationsgeile Zeitungen in solchen alltäglichen Funden sehen wollen und was den Tatsachen entspricht, sind zwei Paar Stiefel. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich schon gebeten wurde, meine Artikel medienwirksam aufzupeppen. Aber nicht mit mir, sage ich Ihnen, nicht mit mir.«
    Röder wunderte sich über diese Antwort. Den Vortrag hatte Dr.   Hoffmann doch auch medienwirksam gehalten. Das war verständliche Geschichte für jedermann und wirkte hinten und vorn aufgepeppt, was aber auch den besonderen Spaß der Darbietung ausmachte.
    Â»Denecke hat sich nach der Entdeckung des Grabes an Sie gewandt. Er wollte doch Ihren Rat, was er mit dem Fund machen sollte.«
    Â»Woher wissen Sie das alles?«
    Manu gab die Antwort, sie wollte die bohrenden Fragen ihres Mannes beenden, sie ahnte offenbar Schlimmes und kannte ihren Schatz nur zu gut. »Ach, mein
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