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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache
Autoren: S Kronenberg
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zukehrte. Was Bruno sich dabei gedacht habe, Norma hierher zu bringen? Ob Bruno überhaupt irgendetwas gedacht habe? Oder sei sein Verstand inzwischen völlig debil? Er habe seit jeher Rücksicht auf Brunos Bärentick genommen, aber jetzt sei Schluss damit.
    »Lass Norma sofort raus!«, verlangte er zornig.
    Bruno pirschte heran und beglotzte Norma wie ein Wildtier in der Falle. »Wir können sie nicht gehen lassen. Sie weiß alles!«
    Norma erhob sich. Die Kuhhaut rutschte über ihre Schultern herab auf den Boden.
    Tiris Stimme klang eisig: »Was heißt das: alles?«
    »Ich habe ihr alles gesagt«, polterte Bruno triumphierend. »Dass du Arthur überfahren hast. Dass du Moritz erschossen hast.«
    Tiri verschränkte die Finger ineinander, als müsste er die Hände unter Kontrolle halten. »Warum, Bruno?«
    »Sie hat uns hinterhergeschnüffelt! Sollte ich warten, bis sie zu ihren Kollegen läuft? Ich habe ihr gesagt, dass du ein Killer bist. Nun wirst du es ihr beweisen.«
    Tiri drehte sich vom Käfig weg. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil es hier um dich geht! Du willst ein freier Mann bleiben.« Er solle sich wegen Norma keine Gedanken machen. Sie sei es nicht wert und habe eine Strafe verdient. Nicht allein wegen ihrer Neugierde, sondern auch, weil sie nicht zu ihrem Mann gehalten habe. Norma sei ebenso verdorben wie Agnieszka.
    Tiri stutzte. »Deine Frau ist doch zurück nach Polen!«
    Bruno lachte gurrend. »Ich konnte euch alle an der Nase herumführen. Übrigens habe ich die Saufeder dort drüben genommen. Aber womit du es tun willst, das überlasse ich dir, wenn du hinterher den Dreck wegmachst. Hast du noch die rumänische Pistole?«
    Er habe die Waffe während einer Jagdreise in einer gottverlassenen Kleinstadt auf dem Schwarzmarkt gekauft, fügte er zu Norma gewandt hinzu. Norma hatte im Augenblick gelindes Interesse an dieser Information. Eher daran, ob Tiri noch über die Waffe verfügte. Wenn es schon sein musste, wollte sie lieber erschossen als von einem archaischen Spieß durchbohrt werden.
    Tiri trat dicht an den Käfig heran, schloss die Fäuste um die Stäbe und schaute mit einer gewissen Verzweiflung im Blick auf Norma, die sich rückwärts tastete, bis sie mit der Wade gegen das Bärenpodest stieß. Wie versteinert verharrte sie dort. Sie brachte keinen Ton heraus. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Dabei war Reden ihre einzige Chance.
    Tiri hatte seine Sprache nicht verloren. »Das mit Arthur war ein verhängnisvoller Unfall, Norma. Die Straße war nass, die Sicht schlecht. Plötzlich stand dieser Mann im Scheinwerferlicht. Ich wollte ausweichen, aber ich kam nicht an ihm vorbei. Es gab einen heftigen Schlag. Der Mann war tot, als ich ausstieg. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als ihn in den Kofferraum zu packen.«
    Er wollte den Toten in den Hochtaunus bringen und ihn beim Feldberg in einem Dickicht abladen. Beinahe hätte sich die Situation wiederholt, als wie ein Geist Norma auf die Fahrbahn sprang. Dieses Mal konnte er rechtzeitig bremsen. Er beschloss, die Leiche vorerst im Schuppen zu verstecken.
    Als ob die vergangenen Stunden nicht schon genug Schockierendes geboten hätten! Jetzt musste sie erfahren, dass Arthur im Kofferraum des BMW gelegen hatte! Und in der Kühltruhe im Schuppen! Wenn sie Vronis Bitte erfüllt und das Schloss aufgebrochen hätte! Zwei Mal hatte sie unmittelbar neben ihrem toten Mann gestanden. Norma sank in die Knie. Ihr war speiübel. Stockend brachte sie die Frage heraus, warum er die Leiche bei sich aufbewahrt hätte.
    Tiri schlug einen verzweifelten Ton an. »Ich wusste mir im ersten Augenblick nicht anders zu helfen. Nachdem du mich gesehen hattest, erschien es mir zu gefährlich, Arthur einfach im Wald abzuladen. Ich wollte ihn bis zur kommenden Nacht in der Truhe lassen und danach irgendwo vergraben. Aber dann … ich konnte mich einfach nicht überwinden, ihn dort herauszuholen. Bis die Truhe kaputt ging, und du ihn beinahe gefunden hättest. Daraufhin musste ich etwas unternehmen.«
    »Wieso bist du nach Arthurs Verschwinden zu mir gekommen?« Sie richtete sich auf. Die Stimme gewann ihre Kraft zurück. »Hat dir meine Qual einen Kick gegeben?«
    Tiri drängte sich gegen das Gitter. »So darfst du nicht denken, Norma! Ich hoffte, ich könnte etwas gut machen. Dich irgendwie … trösten.«
    »Du bist ein Zyniker, Tiri.«
    Er wich ihrem Blick aus.
    Norma nickte bedächtig. Sie glaube ihm, dass er Arthurs Tod nicht geplant habe. Was man von Fischers Ende
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