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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache
Autoren: S Kronenberg
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drei Stunden.«
    »So lange stellt Norma ihr Handy gewöhnlich nicht aus«, warf Lutz besorgt ein. »Ich konnte sie auch nicht erreichen.«
    »Herr Tann«, sagte Franziska Katz mit fester Stimme. »Ich hoffe sehr, dass ich mir unnötige Gedanken mache. Aber davon würde ich mich gern überzeugen.«
    Lutz nickte. »Kommen Sie!«
    Er zahlte am Tresen, und sie verließen in aller Eile die Eisdiele.
     

41
    Zeit gewinnen: Das war die einzige Chance, die ihr blieb. Reden.
    Sie wandte sich Tiri zu. »Bruno hat also eine eigentümliche Beziehung zu Bären. Deshalb wollte er seinen Bärenzwilling Arthur im Bärengehege unterbringen. Soweit habe ich das kapiert.«
    Tiri behielt die Stäbe umklammert und warf über die Schulter einen Blick auf Bruno, der neben dem Altar stand und die Felle anhob, als hätte er darunter etwas versteckt. »Als ich dich und Vroni bei den Kühltruhen entdeckte, dachte ich, nun ist alles aus. Jetzt musst du, um deinen Hals zu retten … Zum Glück war das Schloss nicht beschädigt.«
    Beide sahen zu Bruno hinüber, der noch aufgeregter mit den Fellen hantierte.
    Tiri räusperte sich und nahm die Hände vom Gitter. Er fuhr fort, er habe noch in der Nacht die Leiche fortschaffen wollen. »Der Körper war noch halbwegs gefroren, und ich kriegte ihn nicht in den Kofferraum. Bruno musste mir helfen. Seinen toten Freund so zu sehen, dass hat ihm ziemlich zu schaffen gemacht. Trotzdem wollte er unbedingt den Transporter fahren. Unterwegs faselte er ununterbrochen von seinem Bärenzwilling und bog dann zur Fasanerie ab. Ich dachte, warum nicht? Das ist so bizarr, und umso schneller wird die Leiche gefunden. Deinetwegen, Norma! Du solltest endlich Gewissheit haben, dass dein Mann tot ist.«
    »Wie rücksichtsvoll! Deine Sorge um mein Wohlergehen! Den Fiesta habt ihr doch gestohlen!«
    »Allein meine Idee!«, prahlte Bruno vom Altar aus, ohne sich von dem Herumwühlen ablenken zu lassen.
    »Eine falsche Spur für die Polizei«, ergänzte Tiri. »Damit konnten sie dich nicht wirklich festnageln.«
    Allein der Verdacht war schwer zu ertragen, und die Verhöre hatten die labile Freundschaft zu Milano und Wolfert zerstört.
    Bruno kam langsam auf den Käfig zu. Er hatte sich etwas unter die Fellkleidung geschoben. Mit einem Mal riss er den Arm hoch und zog eine Faustfeuerwaffe unter dem Bärenfell hervor. Anhand der Lüftungsschienen im Lauf eine Colt Python. Sportwaffe. Sammlerobjekt. Sechsschüssig. Kaliber 357 Magnum. Die Merkmale der Waffe schossen ihr durch den Kopf, als stünde sie in einer Prüfung.
    Bruno packte den Revolver mit beiden Händen und richtete die Mündung auf Tiri. »Genug mit dem Gequatsche! Du bist zu feige, sie umzubringen!«
    Norma ging rückwärts um den Bären herum und wich bis zur Wand zurück.
    Tiri erstarrte. »Mach keinen Fehler, Bruno.«
    Bruno spuckte auf den Boden. »Der Fehler ist schon passiert. Ich habe mich auf dich verlassen! Aber du bist nicht besser als alle anderen. Du hast meinen Freund getötet. Du verdienst den Tod genauso wie Norma. Das wars.«
    Er schoss. Tiri sank zu Boden. Norma warf sich hinter den Bären. Der zweite Schuss krachte, und die Kugel schlug dumpf in den Bärenkörper ein. Norma packte mit beiden Händen in den Pelz und versucht, den Koloss an die Wand heranzuziehen. Sie keuchte vor Anstrengung. Der Bär war sperrig und schien Tonnen zu wiegen. Unter seinem Hals hindurch sah sie Tiri am Boden liegen; er rührte sich nicht. Daneben stand Bruno. Er schoss zwei Mal kurz hintereinander. Eine Kugel traf den Bären, die andere prallte von der Mauer ab und schlug pfeifend neben dem Altar ein. Vier Schüsse! Bruno war so außer sich, dass ein Wackeln mit dem Bären genügte, ihm den fünften Schuss zu entlocken. Auch diese Kugel wurde vom Sägemehl verschluckt.
    Norma kauerte atemlos in dem Spalt zwischen Bärenkörper und Kellermauer. Ein Schlüsselbund klapperte. Wenn Bruno in den Käfig hinein kam, war ihre Deckung wirkungslos. Bruno hatte jeden Skrupel verloren, und der letzte Schuss würde treffen. Leichtfüßig schlich er an den Stäben entlang und auf das Tor zu. Metall klimperte, und mit einem Schrappen drehte sich der Schlüssel im Schloss herum. Die Angeln quietschten. Norma wollte ihrem Mörder in die Augen sehen. Sie richtete sich auf. Bruno stand abwartend in der offenen Käfigtür. Er hob die Waffe, als ein Stöhnen Tiris ihn ablenkte. Bruno schaute unsicher von Norma auf seinen Cousin, als könnte er sich nicht entscheiden, wer die letzte
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