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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin
Autoren: Carolin Philipps
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sie alles von der Mutter weiß, und ist ihr sehr dankbar, dass sie schweigt.
    Zum Abendessen gibt es Pfannkuchen! In Amsterdam haben sie die pannenkoeken an zu Hause erinnert, hier muss sie an Amsterdam denken.
    Was macht Sandra?
    Wissen Pieter und Henk, warum Lara verschwunden ist und mit wem?
    Und wer die Mutter alarmiert hat?
    Arme Sandra!
    Bestimmt hat jemand beobachtet, wie sie mit der Mutter weggegangen ist. Jeder kennt jeden im Viertel. Henk wusste bestimmt Bescheid, noch bevor sie die Stadt verlassen haben.
    »Morgen gehen wir als Erstes zur Polizei!«, sagt der Vater.
    Lara fährt aus ihren dunklen Gedanken auf.
    »Polizei? Wieso Polizei?«
    »Na, hör mal! Wir wollen doch alle, dass dieser Schuft hinter Schloss und Riegel kommt!«
    Die Mutter nickt.
    Lara schweigt. Sie ist froh, wieder zu Hause zu sein. Aber Henk im Gefängnis? Das kann sie sich nicht vorstellen. Das will sie auch gar nicht.
    Am Abend liegt sie in ihrem Bett und lauscht auf die vertrauten Geräusche. Alles ist wie immer. Und doch ist es anders. Als wäre Lara von einer Reise zum Mond zurückgekommen.
    Am nächsten Tag weigert sie sich, mitzukommen. Die Worte des Vaters, die Tränen der Mutter – vergebens.
    »Na gut, dann gehe ich ohne dich!«, sagt der Vater schließlich und verlässt wütend das Haus.
    Eine halbe Stunde später ist er zurück in Begleitung einer jungen Polizistin und eines älteren Polizisten. Sie stellen Lara eine Menge Fragen, die sie nur zögerlich beantwortet.
    »Hat er dich gezwungen?«, wird sie gefragt.
    Lara schüttelt den Kopf. »Er hatte viele Schulden. Ich wollte ihm helfen.«
    »Du bist freiwillig mit den Männern ins Bett gegangen?«, fragt die junge Polizistin.
    Die Mutter zuckt bei dieser direkten Frage zusammen, der Vater ballt die Faust. »Ich hatte immer so ein ungutes Gefühl!«
    Lara nickt. »Ich wollte ihm helfen. Ich liebe ihn doch!«
    »Lara!« Die Mutter schaut sie entsetzt an. »Wie kannst du so etwas sagen, nach all dem, was er mit dir gemacht hat.«
    »Wegen solchen Typen sollte man die Todesstrafe wieder einführen!«, schimpft der Vater wütend. »Wenn Sie den nicht einlochen, dann knöpfe ich ihn mir vor!«
    »Langsam, langsam!«, sagt der ältere Beamte. »Stürzen Sie sich nicht ins Unglück. Ich glaube, da wird man nicht viel machen können. Wenn sie doch sagt, sie hat es freiwillig gemacht.«
    »Aber das gibt es doch nicht! Er macht unsere Tochter zur Hure und Sie sagen, man kann nichts machen? Er hat sie erpresst!« Der Vater läuft im Wohnzimmer herum. Die Mutter weint.
    »Er hat mir sogar hundert Euro gegeben, damit ich zurückfahren kann«, sagt Lara.
    »Sehen Sie! Sie hätte offenbar jederzeit nach Hause fahren können.«
    »Er hat sie eingesperrt. Lara, sag es ihnen doch. Er hat dich eingesperrt!« Der Vater schaut sie ungeduldig an.
    »Aber nur gestern und heute. Weil ich mein Versprechen gebrochen habe.«
    »Lara! Was ist los mit dir? Willst du denn gar nicht, dass er bestraft wird?« Die Mutter kann es nicht fassen. »Sieh in den Spiegel! Er hat dich zusammengeschlagen!«
    Lara schweigt.
    »Was macht er beruflich, dieser Henk?«, will der Polizist wissen.
    Lara zuckt mit den Schultern. »Wir haben nie darüber geredet. Ich weiß eigentlich nichts über ihn. Er ist … so eine Art Kurier oder so.«
    »Ein Kurier? Oho!«, macht der Beamte. »Das könnte uns weiterhelfen. Vielleicht hat der feine Herr in Drogen gemacht. Von Amsterdam über die Grenze nach Deutschland. Vielleicht haben wir ihn ja schon in der Kartei. Ich spreche mal mit der Drogenfahndung. Wenn wir Glück haben, können wir ihn deswegen einbuchten.«
    Wenn wir Glück haben … Lara kann es nicht fassen. Es wäre das größte Unglück, wenn sie Henk verhaften. Und sie wäre auch noch schuld. Hätte sie bloß nicht das Wort »Kurier« gesagt. Ach, Henk, das wollte ich doch nicht!
    Als die Polizisten endlich das Haus verlassen, springt Lara auf und rennt aufgeregt im Wohnzimmer auf und ab.
    Ihre Eltern beobachten sie besorgt und ein wenig hilflos. Dann fährt der Vater zum Pfannkuchenhaus, die Mutter bleibt zu Hause.
    Lara ist das gar nicht recht. »Ich komme alleine zurecht. Du musst nicht hierbleiben.«
    »Mir tun ein paar Tage Urlaub auch ganz gut«, antwortet die Mutter, obwohl beide wissen, dass das ganz bestimmt nicht der Grund ist.
    Lara hat nur einen Gedanken: sie muss es wiedergutmachen. Sie muss Henk warnen, damit er sich in Sicherheit bringen kann, bevor die Polizei bei ihm auftaucht.
    Aber wo ist das Handy
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