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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin
Autoren: Carolin Philipps
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Wimperntusche. Laras Hände fliegen über ihr Gesicht.
    Anschließend sammelt sie die Reste ihres iPods ein. Er war ein Geschenk ihrer Großmutter. Nicht weinen!, befiehlt sie sich, während sie die Teile in den Papierkorb wirft. Sie hebt den kleinen Löwen auf, streichelt ihm über den Kopf und flüstert: »Ab jetzt bleibst du zu Hause. Er wird dir nicht noch einmal wehtun! Das verspreche ich dir!«
    Dann eilt sie zur Treppe.
    Von unten schallen die lachenden Stimmen der versammelten Gäste herauf. Es ist eine reine Männergesellschaft. Mit einem von ihnen wird sie schon bald wieder nach oben gehen müssen.
    Bei dem Gedanken steigt erneut Übelkeit in ihr hoch.
    Aber sie wird Henk nicht noch einmal enttäuschen. Er wird mit ihr zufrieden sein. Sie liebt ihn doch und das wird sie ihm beweisen. Heute, morgen und übermorgen. So lange und so oft er das möchte, denn sie liebt ihn doch.

2
    Lara liegt in ihrem Bett und räkelt sich. Sie genießt diese ersten Minuten nach dem Aufwachen, wenn die Erinnerung an den letzten Tag, die letzten Wochen und Monate nur ein verschwommener Nebel ist und der neue Tag noch nicht begonnen hat.
    Es sind nur wenige kostbare Minuten, dann hat die Erinnerung wieder in ihrem Körper Platz gefunden, breitet sich darin aus, verdrängt jedes andere Gefühl, jeden Gedanken, sodass Lara bald aus dem Bett springen und flüchten muss.
    Neben ihr auf dem Kopfkissen schläft der kleine Stofflöwe. Lara drückt ihn liebevoll an ihr Gesicht und legt ihn dann zwischen ihre Beine, wo sie vom gestrigen Abend angeschwollen ist und ein Brennen spürt.
    Schlimmer als das aber brennt ihre Sehnsucht nach Henk. An diesem Samstag hat er keine Zeit für sie.
    »Wichtige Geschäfte in Amsterdam«, hat er nur gesagt.
    »Kann ich nicht mitkommen?«, hat sie ihn gefragt. Die Vorstellung, ihn zwei Tage nicht zu sehen, ist schrecklich.
    Henk hat nur gelacht und sie in den Arm genommen. »Nichts für kleine Mädchen«, hat er gesagt. »Ich bring dir was Schönes mit.«
    Die Sonne scheint durch die Vorhänge. Wie gerne wäre Lara mit ihm durch den Park spaziert oder ins Kino gegangen. Einfach nur mit ihm zusammen sein. Lara und Henk.
    Nie wieder andere Männer!
    Aber sie weiß, dass es Henk nur zusammen mit ihnen gibt. Das hat er ihr schon nach dem ersten Abend in der Bar klargemacht: »Willst du mich, musst du auch mit den anderen ins Bett.«
    Das Brennen zwischen ihren Beinen wird unerträglich. Hastig schlägt Lara die Bettdecke zurück. Sie springt auf und läuft ins Badezimmer.
    Unter der Dusche lässt sie das warme Wasser über ihren Körper laufen. Wieder und wieder füllt sie die Hand mit der orangefarbenen Duschcreme, die nach frischen Pfirsichen duftet. Sie reibt jeden Quadratmillimeter Haut damit ein und achtet sorgfältig darauf, dass kein Spalt, keine Ritze ungewaschen bleibt.
    Sie reibt den frischen Duft in die Poren hinein, reibt und reibt, bis sich ihre Haut rot verfärbt und schmerzhaft brennt. An einigen Stellen mischt sich rotes Blut in den weißen Schaum. Fasziniert beobachtet Lara, wie er sich verfärbt. Dann lässt sie heißes Wasser darüberlaufen. Die Schmerzen tun gut, sie verstärken die reinigende Kraft des Wassers.
    Wenn dann das Wasser den rotgefärbten Schaum abspült, verfolgt Lara ihn mit ihren Blicken, bis er im Abfluss verschwindet und mit ihm für kurze Zeit die bösen Erinnerungen und der Albtraum der letzten Nacht.
    Dann und nur dann gibt es die wenigen Glückssekunden, dieses Gefühl, wieder ganz sauber zu sein.
    Die Mutter hat sich schon über den Verbrauch an Pfirsichduschgel gewundert. »Kaum habe ich eine neue Flasche gekauft, ist sie auch schon wieder leer. Trinkst du das Zeug, Lara?«
    »Wenn jemand Verdacht schöpft, werden wir getrennt, Prinzessin. Also sieh dich vor!« Henks immer wiederkehrende mahnende Worte, bei denen jedes Mal ein kalter Schauer über Laras Rücken läuft.
    Trennung von Henk, das wäre schlimmer als alle Albträume der letzten Wochen zusammen!
    Und so hat sie seit einigen Tagen von ihrem Taschengeld ihren eigenen Vorrat an Pfirsichduschgel angelegt und hinten in ihrem Kleiderschrank versteckt.
    Im Haus ist es noch ruhig, die Eltern schlafen morgens länger, weil sie erst spät in der Nacht aus ihrem Restaurant zurückkommen.
    Anfangs haben sie sich noch gewundert, dass Lara samstags immer vor ihnen aufsteht, aber inzwischen finden sie es einfach nur schön, sich morgens an einen gedeckten Frühstückstisch zu setzen.
    Nachdem Lara Geschirr, Butter und
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