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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin
Autoren: Carolin Philipps
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ihr steht.
    Sie schlägt die Hände vors Gesicht.
    »Willst du wieder mit fremden Männern Sex haben?«
    Lara muss würgen. Sie schüttelt entsetzt den Kopf.
    »Lara, er ist ein schlechter Mensch. Und er zerstört dich.«
    Lara nickt. »Ich weiß.«
    Die Therapeutin atmet auf. »Dann ist es ja gut.«
    Lara nickt wieder.
    Dabei ist nichts gut, denn die Sehnsucht bleibt und wird von Tag zu Tag größer.
    »Ich befürchte, Lara ist süchtig!«, sagt die Therapeutin zur Mutter. »Süchtig nach Henk und dem, was sie für Liebe hält. An Ihrer Stelle würde ich mit Lara für eine Weile ganz weit wegfahren.«
    Frieden findet Lara nur an ihrer Harfe.
    Das Handy von Henk hat sie immer noch. Sie weiß, sie sollte es besser wegwerfen, aber das schafft sie nicht. Es ist das Einzige, was ihr von ihm geblieben ist. Ab und zu öffnet sie es, um zu sehen, ob eine SMS gekommen ist. Das Display bleibt leer.
    Nachts träumt sie davon, wie er in einer Zelle sitzt und immerzu ihren Namen ruft. Schweißgebadet und mit klopfendem Herzen wacht sie jedes Mal auf.
    Der Albtraum wird wahr, als sie einige Tage später eine SMS von Sandra erhält. Die Polizei hat ihn beim Überqueren der Grenze nach Deutschland gefasst. Er soll Drogen geschmuggelt haben. »Wenn sie ihm was nachweisen können, sitzt er für Jahre im Gefängnis!«, schreibt Sandra. »Vergiss mich nicht! Und sei froh, dass du den Ausstieg geschafft hast!«
    Hat sie das?
    »Ich vermisse ihn so schrecklich!«, schreibt sie an Sandra.
    »Wenn die Sehnsucht zu groß wird, dann denk daran, wie er dich geschlagen hat und wie er dich gezwungen hat, mit den anderen Männern ins Bett zu gehen!«, antwortet Sandra. »Er wird es wieder tun. Also vergiss ihn und spiel lieber Harfe!!«
    Die Eltern machen sich weiter Sorgen, die Mutter wird im Restaurant gebraucht. Wer weiß, was Lara macht, wenn sie alleine ist.
    Und dann kommt der Vater eines Abends mit einem Korb nach Hause. Ein kleiner weißer Hund sitzt verängstigt darin. Coco heißt er, ist ein Zwergspitz und gerade vier Wochen alt. Nur zwanzig Zentimeter hoch, weißes Fell und schwarze Knopfaugen.
    »Er gehört dir!«, sagt der Vater und drückt ihr das kleine Knäuel in die Hand.
    Lara krault ihn mit ihrem Zeigefinger behutsam im Nacken. Der kleine Hund schließt die Augen und kuschelt sich in ihre Hand.
    »Ist der süß!«
    »Beates Hund hat Junge bekommen. Und wir dachten«, sagt die Mutter, »… damit du nicht alleine bist, wenn ich wieder zur Arbeit muss.«
    Ein Hund als Aufpasser oder als Ersatz für Henk? Laras Zeigefinger steht mit einem Ruck still. Ihre anfängliche Begeisterung schwindet. Sie legt den kleinen Hund auf dem nächsten Sessel ab. Wahrscheinlich hat die Therapeutin ihnen das eingeredet.
    Ein Hund zum Lieben statt Henk. Aber daraus wird nichts. Niemand kann Henk ersetzen. Ein Hund!
    Coco ist inzwischen aufgewacht. Er öffnet die Augen und schaut sie so vorwurfsvoll an, dass sie lachen muss. Sie beugt sich über ihn und krault ihn weiter. Zufrieden schließt er wieder die Augen.
    Von nun an folgt Coco ihr auf Schritt und Tritt. Er lässt sie keine Sekunde aus den Augen. Nachts liegt er neben ihr auf dem Kopfkissen, beim Essen sitzt er auf ihrem Schoß. Wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs ist, hockt er vorne im Fahrradkorb. Geht sie einmal ohne ihn fort, schaut er sie mit seinen schwarzen Augen traurig an und legt sich neben die Tür, wo er auf sie wartet, bis sie wiederkommt. Dann springt er freudig bellend an ihr hoch und begrüßt sie, als wäre sie jahrelang weg gewesen.
    Die Sehnsucht nach Henk aber kann er auch nicht vertreiben.
    Die Schule beginnt. Mathe, Englisch, Deutsch. Lara sitzt neben ihren Klassenkameraden und versucht sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Aber immer wieder schweifen ihre Gedanken ab.
    Wo mag Henk jetzt sein? Die Eltern haben erzählt, dass sein Prozess kurz bevorsteht. Sie hoffen, dass er eingesperrt wird.
    Immer wieder schaut sie heimlich auf das Handy, das sie nach wie vor eingeschaltet in ihrer Tasche hat. Aber keine Nachricht von ihm.
    Dann erwischt die Mutter sie mit dem Handy. »Lara, was ist das für ein Handy?«
    Lara wird rot.
    »Lara, du wirst doch nicht …?«
    Lara schüttelt den Kopf. »Keine Sorge!«
    Aber sie machen sich doch Sorgen und greifen den Plan der Therapeutin auf. Lara soll ein Jahr zu Tante Tina fahren, der Schwester ihrer Mutter, die seit vielen Jahren in Italien lebt.
    »Italien?«
    »Du kannst dort zur Schule gehen. Du wolltest doch schon immer
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