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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe
Autoren: Colleen Hoover
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schließlich nur noch brüllen – das alles verleiht ihrer Musik Ausdruck, Tiefe und Glaubwürdigkeit.
    Kurz nach Dads Tod hat Mom mir einen Umschlag mit zwei Karten für ein Konzert der Band gegeben. Dad hatte sie als vorgezogenes Geschenk zu meinem achtzehnten Geburtstag besorgt, sie mir aber nicht mehr selbst geben können. Als ich sie in den Händen hielt, bin ich in Tränen ausgebrochen, weil ich genau wusste, wie sehr er sich darauf gefreut hatte, sie mir zu schenken. Er hätte bestimmt gewollt,dass ich trotzdem auf das Konzert gehe, aber das habe ich nicht über mich gebracht. Nicht ohne ihn.
    »Die Avett Brothers sind meine absolute Lieblingsband«, sage ich und merke, dass meine Stimme dabei leicht zittert.
    »Hast du sie schon mal live gesehen?«, fragt Will.
    Es gibt manchmal diese einfachen Fragen, die man mit einem klaren Ja oder Nein beantworten könnte, aber stattdessen bricht plötzlich die ganze Geschichte aus einem heraus. Will hört aufmerksam zu und unterbricht mich nur, um mir zu sagen, wann ich abbiegen muss. Ich erzähle ihm von der Leidenschaft für Musik, die ich mit meinem Vater geteilt habe. Von seinem plötzlichen Herzinfarkt. Dass er mir die Karten hatte schenken wollen, ich es aber nicht geschafft habe, ohne ihn auf das Konzert zu gehen. Ich weiß selbst nicht, warum ich ihm mein Herz ausschütte. Normalerweise bin ich eher vorsichtig mit dem, was ich von mir preisgebe, besonders Leuten gegenüber, die ich kaum kenne. Besonders Jungs gegenüber, die ich kaum kenne. Ich rede immer noch, als ich bemerke, dass ich gerade auf den Parkplatz eines Supermarktes eingebogen bin.
    Mein Blick fällt auf die Uhr – wir sind fast zwanzig Minuten unterwegs gewesen. »Puh«, sage ich. »Der nächste Supermarkt ist aber ganz schön weit weg.«
    Will zwinkert mir zu und öffnet die Wagentür. »Es gibt auch noch einen schnelleren Weg.«
    Okay, das ist definitiv ein Flirtversuch. Und ich habe definitiv Schmetterlinge im Bauch.
    Mittlerweile hat es wieder angefangen zu schneien und wir rennen über den Parkplatz auf den Eingang zu, wobeiWill nach meiner Hand greift, als wäre es das Normalste auf der Welt.
    Als wir kurz darauf außer Atem und lachend im Supermarkt stehen und ich meine Jacke ausziehe, um den Schnee abzuschütteln, beugt Will sich vor und streicht mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger sind eisig, aber sobald ich sie auf meiner Haut spüre, durchflutet mich wohlige Wärme und ich vergesse die Kälte draußen. Wir sehen uns in die Augen und sein Blick wird plötzlich ernst. Wieder wundere ich mich darüber, dass selbst die winzigste Berührung von ihm eine so heftige Reaktion in mir hervorruft.
    Ich räuspere mich, reiße den Blick von ihm los und greife nach einem herrenlosen Einkaufswagen. »Ist es eigentlich normal, dass es hier schon im September schneit?«, frage ich, darum bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, wie durcheinander ich bin.
    »Nein, aber der Schnee bleibt sicher nur ein paar Tage liegen. Normalerweise schneit es frühestens Ende Oktober«, antwortet er. »Du hast also Glück.«
    »Glück?«
    »Na ja. So ein früher Kälteeinbruch ist ziemlich selten. Ihr seid gerade zur richtigen Zeit hergezogen.«
    »Ich hätte eigentlich gedacht, ihr hasst den Schnee, weil es hier so viel davon gibt. Schneit es bei euch nicht fast das ganze Jahr über?«
    Er lacht.
    »Was denn?«
    »Nichts«, sagt er. »Ich finde es nur süß, was du für Vorstellungenvon Michigan hast. Genau wie deinen Scarlett-O’Hara-Akzent. Du bist die erste leibhaftige Südstaatenschönheit, die ich kennenlerne.«
    »Hört man mir wirklich so deutlich an, woher ich komme? Falls ja, werde ich mir in Zukunft Mühe geben, wie ein waschechter Yankee zu reden.«
    Will schüttelt mit gespieltem Entsetzen den Kopf. »Bloß nicht. Ich finde deinen Akzent umwerfend.«
    Ich schmelze förmlich dahin und kann gleichzeitig nicht fassen, dass ich mich tatsächlich in ein Mädchen verwandelt habe, das einen Typen anschmachtet, der ihr ein Kompliment nach dem anderen macht. Um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, betrachte ich Will noch einmal genauer und versuche, irgendetwas an ihm zu entdecken, das mir nicht gefällt. Vergeblich. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, ist alles an ihm perfekt. Verdammt.
    Will liest mir die Einkaufsliste vor, während wir an den Regalreihen vorbeigehen und ich die Sachen in den Wagen lege. Später an der Kasse besteht er – ganz Gentleman – darauf,
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