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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition)
Autoren: Jana Frey
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so war es. Alle – Alper, Hakan, Irfan und Emirhan, meine Freunde, alle hatten Jungen bekommen! Und ich? Ein Mädchen! Und noch dazu eins, das Kassandra Gürteltier heißt! Hey, ich war echt sauer! Aber dann sah ich dein komisches kleines Foto und las deine erste, komische E-Mail. Und da – boah, es war mir voll peinlich – aber da mochte ich dich! Und, Kassandra, so ist es bis heute! Du bist, verdammt nochmal, das Beste, was mir passieren konnte! Aber okay, genug der Gefühlsduselei! Also: Zurzeit pauke ich wie ein Verrückter für meinen bescheuerten Schulabschluss. Warum will ich mal Medizin studieren? Wie bin ich bloß auf diesen Bockmist gekommen? Vielleicht sollte ich alles hinschmeißen und stattdessen lieber Fischer werden? Oder etwas in der Art jedenfalls. Ich habe einen Cousin, der ist Schafhirte. Super, sage ich dir. Er führt voll das gechillte Leben …
    Meine Antwort:
    … Etwas stimmt nicht mit mir, Achmed. Und du bist auch das Beste, was mir passieren konnte! Pass auf, eines Tages komme ich tatsächlich, und dann fahren wir zusammen ans Marmarameer. Aber mal im Ernst: Ich habe Angst, verrückt zu sein. Oder zu werden. Ich kann’s nicht wirklich erklären. Aber ich träume zum Beispiel seit Jahren von einer schwarzen Wolke, die mich erstickt. Einer lauten, irgendwie schreienden Wolke. (Wie komme ich bloß auf so einen Blödsinn? Kannst du mir das mal verraten?) Und irgendwie kann ich mich nicht dazu überwinden, mit jemandem über diese Träume zu reden …
    Achmed antwortete mir mit Freud. Und mit Links aus dem Internet, die sich mit Wolken in Träumen beschäftigten. Dort las ich über religiöse Gefühle und Erbauung. In einem Bericht hieß es, dass Wolken in Träumen zeigen, dass der Träumende – also ich – sich möglicherweise von einem anderen Menschen, oder von einem Gegenstand, überschattet fühlt.
    Lange starrte ich auf den Monitor meines Laptops. Irgendwann schaffte ich es, mich loszureißen, und las weiter.
    Dunkle Wolken am Traumhimmel sind Bilder für depressive oder pessimistische Gedanken. Eventuell hat der Träumende eine verborgene Depression, mit der er sich erst beschäftigen kann, nachdem sie im Traum eine fassbare Gestalt angenommen hat.
    Dunkle Wolken? Nein, es war nur eine einzige Wolke. Eine schwarze. Die vom Himmel stürzte. Und sie war alles andere als fassbar. Sie kam, um mich zu töten. Sie war laut und riesig, und sie schlug mich nieder. Wieder und wieder. Warum auch immer.
    Ärgerlich, mit leeren Händen und einem leeren Kopf schlug ich meinen Laptop zu.

    »Ich mag Darius«, sagte Oya eines Tages. Mögen war ein dehnbarer Begriff. Darum schwieg ich.
    »Was hast du jetzt?«, fuhr Oya fort. Wir kamen aus der McKinley-Wildnis, Selma und ein paar andere Mädchen waren auch dabei. Sogar Zelda war diesmal mitgekommen. Sie war im Jahrgang zwischen Oya und mir, und normalerweise blieb sie mittags in der Schule, am liebsten im Speisesaal, wo sie aß und aß und aß, alleine für sich an einem Tisch und mit verbissener Miene. Aber heute hatte Oya es geschafft, sie mit in die Wildnis zu nehmen. Wir lagen jetzt nicht mehr im Gras, sondern saßen auf den niedrigen, bröckeligen Steinmauern, die rätselhafte Quader auf den kleinen Lichtungen bildeten und hinterher, wenn wir wieder aufstanden, staubige Abdrücke auf unseren Hosen hinterließen. Mitten auf der Wiese, die wir uns heute ausgesucht hatten, stand eine große Eiche, in der ungefähr tausend Krähen herumgewirbelt waren. Mit Riesengeschrei. Ab und zu waren sie in schwarzen Schwärmen hoch in die Luft geflattert, nur um Sekunden später wieder kreischend im Baum zu versinken. Ich hatte mich mit dem Rücken zu ihnen gesetzt, weil mir bei ihrem Anblick unwohl wurde.
    »Zu viel Hitchcock gesehen«, mutmaßte Zelda und lächelte mir zu.
    »Ich schau mal in dieser Theater-AG vorbei«, sagte ich jetzt. »Eigentlich hätte ich Englisch, aber Mrs O’Bannion ist krank. Und am Schwarzen Brett stand, dass die Theater-AG heute ein zusätzliches Treffen hat, weil doch heute Abend dieser Poetry Slam im Auditorium stattfindet.«
    Oya nickte zerstreut.

    Was in Oyas Kopf so vor sich geht :
    Befürchtungen im Bezug auf Rabeas Sprunghaftigkeit. Fremdsprachen. Primzahlen. Astrophysik. Oder auch die Bedeutung der unendlichen Zahl Pi mit ihren mathematischen Eigenschaften und Berechnungsmethoden. Damit hat sie es im Moment. Sie ist sogar einem Debattierclub der Freunde der Zahl Pi beigetreten.

    Selma, die neben mir lief und
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