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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in Hyannis. Der mutmaßliche Drahtzieher der Entführung, der Mann, der sich ›Kater Karlo‹ nennt, ist immer noch auf freiem Fuß.«
    Es war keine Rede davon, dass ich auf Cape Cod sein soll, dachte Kater Karlo erleichtert. Er saß gebannt im Warteraum des Flughafens Chatham und schaute sich die laufenden Nachrichten an. Das bedeutet, dass Clint ihnen noch keine Beschreibung von mir geliefert hat. Ich bin sein Faustpfand. Er wird mich erst verpfeifen, wenn er im Gegenzug eine mildere Strafe zugesichert bekommt. Ich muss so schnell wie möglich ins Ausland.
    Doch der strömende Regen und der dichte Nebel hielten im Augenblick alle Flugzeuge am Boden. Sein Pilot hatte ihm gesagt, er hoffe, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde.
    Warum bin ich nur in Panik geraten und auf die verrückte Idee gekommen, diese Kinder zu entführen, grübelte er.
Ich hab es getan, weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst, dass Millicent mich hat überwachen lassen und meine Affären mit anderen Frauen herausgefunden hat. Wenn sie beschlossen hätte, mich zu verlassen, wäre ich meinen Job losgeworden, und ich habe keinen einzigen Dollar auf meinen eigenen Namen stehen. Ich hab es getan, weil ich glaubte, Lucas vertrauen zu können. Er hat immer den Mund gehalten. Er hätte mich niemals verpfiffen, egal wie viel ihm jemand geboten hätte. Und er hat mich auch tatsächlich nicht verraten. Clint hatte keine Ahnung, wer ich war.
    Warum bin ich nur nach Cape Cod geflogen? Ich könnte jetzt schon im Ausland sein, mit all den Millionen, die auf mich warten. Ich habe meinen Pass dabei. Ich werde sofort auf die Malediven weiterfliegen. Die liefern nicht an die USA aus.
    Die Tür zum Warteraum wurde aufgerissen, und zwei Männer stürzten herein. Einer von ihnen trat hinter ihn und forderte ihn auf, sich mit ausgestreckten Armen hinzustellen. Er tastete ihn rasch nach Waffen ab.
    »FBI, Mr. Stanford«, sagte der andere. »So eine Überraschung. Darf ich fragen, was Sie heute Abend nach Cape Cod geführt hat?«
    Gregg Stanford blickte ihm direkt in die Augen. »Ich habe eine Freundin besucht, eine junge Frau. Eine Privatangelegenheit, die Sie nichts angeht.«
    »Hat die Dame zufällig Angie geheißen?«
    »Wie bitte?«, fuhr ihn Stanford an. »Das ist eine Unverschämtheit! Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    »Sie wissen ganz genau, worum es geht«, entgegnete der Agent. »Sie werden heute nicht mehr in Ihr Flugzeug steigen können, Mr. Stanford. Oder ist es Ihnen vielleicht lieber, wenn ich Sie mit Kater Karlo anrede?«

110
    KELLY WURDE, BEGLEITET von Dr. Harris, in ihrem Kinderbett in die Intensivstation gerollt. Wie ihre Schwester trug sie eine Sauerstoffmaske. Margaret stand auf. »Entfernen Sie den Schlauch«, sagte sie. »Ich möchte sie zu Kathy ins Bett legen.«
    »Margaret, Kathy hat eine Lungenentzündung.« Der Protest erstarb Sylvia Harris auf den Lippen.
    »Tun Sie es«, sagte Margaret zur Schwester. »Sie können die Maske nachher wieder anschließen, wenn ich sie hineingelegt habe.«
    Die Schwester blickte zu Steve. »Machen Sie nur«, sagte er.
    Margaret hob Kelly in ihre Arme und drückte ihren Kopf einen Augenblick lang an ihren Hals. »Kathy braucht dich, Kleines«, flüsterte sie. »Und du brauchst Kathy.«
    Die Schwester klappte das Seitenteil des Kinderbettes hinunter, und Margaret legte Kelly neben ihre Zwillingsschwester, so dass Kellys rechter Daumen Kathys linken berührte.
    Das ist die Stelle, an der sie zusammengewachsen waren, dachte Sylvia.
    Die Schwester schloss Kellys Maske wieder an das Sauerstoffgerät an.
    In stillem Gebet hielten Margaret, Steve und Sylvia die ganze Nacht Wache an dem Kinderbett. Die Zwillinge verharrten
vollkommen regungslos in ihrem tiefen Schlaf. Doch dann, als das erste Dämmerlicht ins Zimmer drang, regte sich Kathy, bewegte ihre Finger und ergriff Kellys Hand.
    Kelly öffnete die Augen, drehte den Kopf zur Seite und sah ihre Schwester an.
    Kathy schlug die Augen weit auf. Sie sah sich im Zimmer um, dann ging ihr Blick von einer Person zur anderen. Ihre Lippen bewegten sich.
    Ein Lächeln ging über Kellys Gesicht, und sie murmelte Kathy etwas ins Ohr.
    »Zwillingssprache«, sagte Steve leise.
    »Was hat sie gesagt, Kelly?«, flüsterte Margaret.
    »Kathy hat gesagt, dass sie uns sehr, sehr vermisst hat und dass sie nach Hause will.«

EPILOG
    DREI WOCHEN SPÄTER saßen Walter Carlson, Steve und Margaret am Esszimmertisch, wo sie das Abendessen über der zweiten Tasse Kaffee
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