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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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1. Kapitel
    D ie Sommersonne brannte emsig auf den Asphalt von Chicagos Straßen. Mich ließen brutale Kopfschmerzen schon den halben Tag lang in der Horizontale dahinvegetieren, und jetzt hämmerte auch noch irgendein Idiot mit voller Wucht an meine Wohnungstür.
    Ich ging aufmachen. Vor mir stand Morgan, eine Gesichtshälfte blutüberströmt. „Die Wächter sind hinter mir her“, japste er. „Verstecken Sie mich. Bitte.“
    Sprach’s, verdrehte die Augen, bis sie im Schädel zu verschwinden drohten, und brach zusammen.
    Oha.
    Na wunderbar!
    Eigentlich hatte ich gedacht, Schlimmeres als die Schmerzen in meinem Kopf könnte mir an diesem Tag nicht widerfahren.
    „Von allen verdammten ...“ Hilflos starrte ich Morgans reglose Gestalt an. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Ich war echt schwer versucht, die Tür zuzuschlagen und das Häufchen Elend davor liegen zu lassen. Verdient gehabt hätte der Typ es allemal.
    Einfach nur dastehen und gar nichts tun ging natürlich auch nicht.
    „Harry, du bist nicht ganz dicht im Kopf!“, knurrte ich vor mich hin, während ich meine Schutzzeichen – das magische Sicherungssystem, mit dem ich meine Wohnung ausgestattet habe – deaktivierte, Morgan unter den Achseln packte und in meine Bude zerrte. Der Mann war groß, gut einen Meter neunzig, und reichlich mit Muskeln bepackt, die gerade sämtlich den Dienst quittiert hatten. Obwohl ich selbst kein zartes Püppchen war, hatte ich Mühe, die schlaffe Gestalt über meine Schwelle zu bugsieren.
    Sobald das geschafft war, knallte ich die Tür hinter ihm zu und richtete die Schutzzeichen wieder auf. Ein Dutzend im Zimmer verteilter Kerzen erwachte flackernd zu Leben, nachdem ich mit der Hand vage auf meine Wohnung gedeutet, meinen Willen gebündelt und „Flickum Bicus“ gemurmelt hatte. Dann kniete ich mich neben den bewusstlosen Morgan, um mir seine Verletzungen anzusehen.
    Die bestanden zum einem aus einem guten Dutzend übler Schnittwunden, aus denen Blut sickerte und die hässlich, wohl auch recht schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich waren. Dann hatte links unter dem Arm die Haut über den Rippen Blasen geworfen und sah versengt aus – an dieser Stelle zierte ein großes Brandloch das weiße Hemd –, und oben am Bein hatte jemand mit etwas, das wie ein Küchenhandtuch aussah, ungeschickt eine sehr tiefe Wunde bandagiert, an die ich mich nicht herantraute. Ich mochte noch nicht einmal den Verband abnehmen, musste ich doch befürchten, dass die Wunde wieder zu bluten anfing. Meine Medizinkenntnisse waren nicht gerade so, dass ich jemandes Leben darauf verwetten wollte.
    Selbst Morgans Leben nicht.
    Hier war ein Arzt gefragt.
    Aber wenn die Wächter des Weißen Rates tatsächlich hinter Morgan her waren, dann wussten sie höchstwahrscheinlich auch von seinen Verletzungen und beobachteten besonders Krankenhäuser mit Argusaugen. Von einem Besuch in einer der Notaufnahmen unserer Gegend bekam der Rat innerhalb weniger Stunden Wind.
    Also rief ich einen Freund an.
    ***
    Waldo Butters untersuchte Morgans Verletzungen eine Zeitlang schweigend, während ich ihm nervös über die Schulter sah. Waldo war ein feingliedriges, drahtiges kleines Männchen, dem die schwarzen Haare wie immer wirr um den Kopf standen wie das Fell eines verschreckten Kätzchens. Er trug grüne OP-Kleidung und Turnschuhe, und seine Hände arbeiteten flink und geschickt. Hinter der runden Brille mit dem schwarzen Stahlrand blitzten dunkle, sehr intelligente Augen. Insgesamt allerdings wirkte der Mann, als hätte er seit mindestens zwei Wochen nicht mehr geschlafen.
    „Ich bin kein Arzt“, sagte Butters.
    Diese Arie sangen wir nicht zum ersten Mal. „Du bist der mächtige Butters“, sagte ich, „dem nichts unmöglich ist.“
    „Ich bin Gerichtsmediziner. Ich schneide Leichen auf.“
    „Nenn es eine Präventivautopsie, wenn dir dann wohler ist.“
    Butters warf mir einen schwer zu deutenden Blick zu. „Kannst ihn nicht in eine Klinik schaffen, was?“
    „Du hast es kapiert, Mann.“
    Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ist das nicht der Typ, der mal an Halloween versucht hat, dich umzubringen?“
    „Nicht nur damals an Halloween. Auch davor schon mehr als einmal.“
    Butters klappte sein Arztköfferchen auf und fahndete nach etwas. „Wobei ich nie ganz verstanden habe, warum.“
    Ich zuckte die Achseln. „Als ich jung war, habe ich jemanden getötet. Mit Magie. Ich wurde von den Wächtern geschnappt, und es kam zu einem Prozess vor dem
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