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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hinterrad wurde jetzt vom steigenden Wasser angehoben. Es ist zu spät, dachte Realto. Der Wasserdruck ist zu groß. Er wird die Tür nicht aufbekommen.
    Inzwischen war auch Margaret Frawley angekommen und stand am Rand des Piers.

    Steve spähte in das Innere des Transporters. »Kathy liegt hinten auf dem Boden«, rief er. »Auf dem Fahrersitz liegt eine Frau. Sie bewegt sich nicht.« Verzweifelt rüttelte er an der hinteren Tür, bis er merkte, dass er sie unmöglich öffnen konnte. Er holte aus und schlug mit der Faust erfolglos gegen die Scheibe. Wellen schwemmten ihn vom Transporter weg. Er hielt sich mit einer Hand am Türgriff fest und schlug immer wieder verzweifelt gegen die Scheibe.
    Dann hörten sie ein Geräusch von splitterndem Glas, als die Scheibe endlich nachgab. Ohne auf seine gebrochene und blutende Hand zu achten, drückte Steve die Reste der Scheibe ein und streckte zuerst die Arme, dann Kopf und Schultern durch die Öffnung ins Wageninnere.
    Das zweite Hinterrad war jetzt von der Kette losgekommen, und der Transporter begann, langsam ins Wasser abzurutschen.
    Das Boot der Küstenwache hatte den Pier erreicht, es kam an der Seite des Transporters zum Stehen. Zwei Männer beugten sich über die Reling, griffen Steve um die Hüfte und an den Beinen und zogen ihn ins Boot. In seinen Armen hielt er eine kleine, in eine Decke gewickelte Gestalt fest umklammert. Als er an Bord war und in die Arme seiner Retter sank, kippte der Transporter über den Rand des Stegs und versank gurgelnd in den schäumenden Fluten.
    Er hat’s geschafft, dachte Realto, er hat sie! Hoffentlich ist es nicht zu spät.
    Margarets Aufschrei: »Gebt sie mir, gebt sie mir!«, wurde von der heulenden Sirene des eintreffenden Krankenwagens übertönt.

105
    »MOM, ICH HABE IM RADIO gehört, dass Kathy vermutlich noch am Leben ist. Ich wollte dir nur sagen, dass ich nichts mit der Entführung von Steves Kindern zu tun hatte. Mein Gott, kannst du dir überhaupt vorstellen, ich würde so etwas meinem eigenen Bruder antun? Er war immer für mich da.«
    Nervös blickte Richie Mason in der Abflughalle des Kennedy Airport um sich. Er hörte sich ungeduldig die tränenreichen Beteuerungen seiner Mutter an, dass sie keine Sekunde geglaubt habe, dass er den Kindern seines Bruders so etwas antun könnte. »Ach, Richie, wenn Kathy gerettet wird, dann fliegen wir zu euch, und dann kommen wir alle zusammen. Das wird ein wunderbares Familientreffen, mein Lieber«, sagte sie.
    »Das machen wir, Mom«, fiel er ihr ins Wort. »Ich muss jetzt gehen. Ich habe einen neuen Job angeboten bekommen, es klingt wirklich vielversprechend. Ich bin im Begriff, nach Oregon zum Hauptsitz der Firma zu fliegen. Ich muss jetzt los, der Flug wird gleich aufgerufen. Ich hab dich lieb, Mom. Ich melde mich dann wieder.«
    »Passagiere für den Continental-Flug 102 nach Paris werden gebeten, jetzt zum Schalter zu kommen«, begann die Durchsage. »Die Fluggäste der ersten Klasse und diejenigen, die Hilfe benötigen …«

    Mason sah sich ein letztes Mal flüchtig in der Halle um, zeigte seinen Flugschein vor und bestieg die Maschine, wo er auf Sitz 2B Platz nahm. Im letzten Moment hatte er sich entschlossen, die noch ausstehende Kokainlieferung aus Kolumbien nicht mehr abzuholen. Nachdem ihn das FBI wegen der entführten Kinder verhört hatte, sagte ihm seine Intuition, dass es für ihn Zeit wurde, sich ins Ausland abzusetzen. Zum Glück konnte er sich darauf verlassen, dass dieser Trottel von Danny Hamilton den Koffer an seiner Stelle abholen und für ihn verstecken würde. Er war noch unentschlossen, welchen der Zwischenhändler er damit betrauen konnte, den Koffer bei Danny abzuholen und ihm seinen Anteil zu überweisen, aber das würde er später entscheiden.
    Beeilt euch, hätte er am liebsten gebrüllt, als sich das Flugzeug langsam füllte. Es ist alles in Ordnung, suchte er sich zu beruhigen. Wie ich schon zu Mom gesagt habe, mein großer Bruder Steve hat mir immer geholfen. Weil wir uns so ähnlich sehen, hat es mit seinem Pass bestens geklappt. Danke, Steve.
    Die Stewardess hatte bereits ihre kleine Ansprache gehalten. Los, los, nun macht schon, dachte er. Er hielt den Kopf gesenkt und ballte die Fäuste. Dann zuckte er zusammen, als er rasche Schritte hörte, die durch den Gang liefen. Sie blieben vor ihm stehen.
    »Mr. Mason, würden Sie uns bitte begleiten?«, fragte eine ruhige Stimme.
    Richie sah auf. Zwei Männer standen im Gang. »FBI«, sagte einer von
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