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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kommentatoren über die Entführung angehört hatte. Wir haben die Kinder gekidnappt. Wir verstecken sie. Wir sind diejenigen, die das Geld abholen werden, wenn sie es zusammengekratzt haben. Ich weiß, wer der Boss ist, aber es gibt nichts, was ihn mit mir in Verbindung bringen würde. Angenommen, sie schnappen uns, und ich sage aus, er sei der Anstifter gewesen, würde er mich einfach für verrückt erklären.
    Bis zum nächsten Morgen, dem Dienstag, hatte Lucas keine Aufträge mehr. Gegen zwei Uhr konnte er es nicht mehr ertragen, untätig in seiner Wohnung zu sitzen und zu warten. Kater Karlo hatte ihm eingeschärft, sich unbedingt die Abendnachrichten von CBS anzusehen, weil es dann eine neue Nachricht von ihm geben werde.
    Er rechnete aus, dass ihm noch genug Zeit für einen Flug blieb. Kurz entschlossen fuhr er zum Flughafen Danbury, in dessen Fliegerklub er Mitglied war. Dort angekommen, mietete er eine der einmotorigen Maschinen und startete zu einer kleinen Runde. Seine Lieblingstour verlief zunächst entlang der Küste von Connecticut bis Rhode Island und dann ein Stückchen über den Atlantik. In sechshundert Meter Höhe über der Erde zu schweben, verlieh ihm das Gefühl, alles vollkommen unter Kontrolle zu haben, und dieses Gefühl brauchte er jetzt.
    Es war ein kalter Tag, der Wind wehte schwach, und nur im Westen gab es ein paar Wolken: gutes Flugwetter. Doch obwohl Lucas versuchte, sich zu entspannen und das
befreiende Gefühl zu genießen, durch die Lüfte getragen zu werden, konnte er die ihn ständig plagende Unruhe nicht abschütteln.
    Er war sich sicher, dass ihm irgendetwas entgangen war, nur kam er nicht darauf, was das gewesen sein sollte. Die beiden Kleinen zu holen, war kinderleicht gewesen. Die Babysitterin konnte sich nur erinnern, dass die Person, die sie von hinten überfallen hatte, stark nach Schweiß roch.
    In diesem Punkt musste man dem Mädel Recht geben, dachte Lucas und verzog die Mundwinkel zu einem kurzen Grinsen, während unter ihm Newport vorüberzog. Könnte nicht schaden, wenn Angie sich ein bisschen mehr darum kümmern würde und jedes Hemd, das Clint abstreifte, umgehend in die Waschmaschine stopfte.
    Die Waschmaschine.
    Das war es! Diese Kleider, die sie gewaschen hatte. Zwei Paar identische Hemden und Latzhosen. Woher hatte sie die? Die Kinder hatten Schlafanzüge an, als sie sie sich geschnappt hatten. War diese blöde Ziege etwa in ein Geschäft gegangen und hatte nach Klamotten für drei Jahre alte Zwillinge gefragt?
    Garantiert war sie so blöd gewesen. Er war sich ganz sicher. Und bald würde irgendjemand in diesem Geschäft ins Grübeln kommen und sich sein Teil zusammenreimen.
    Bleich vor Wut zog Lucas, ohne es zu merken, am Steuerknüppel, so dass sich die Nase der Maschine steil nach oben richtete, bis sie fast senkrecht zur Erde stand. Sein Ärger steigerte sich noch, als er seinen Fehler bemerkte und sofort versuchte, das Flugzeug noch abzufangen. Doch es war bereits zu spät und die Maschine geriet um ein Haar in einen überzogenen Zustand. Mit wild pochendem Herzen gelang es ihm schließlich doch, die Nase wieder hinunterzudrücken und Geschwindigkeit aufzunehmen. Als Nächstes wird die dumme Kuh die beiden vielleicht auf einen Hamburger zu McDonald’s ausführen, dachte er und biss sich auf die Unterlippe.

10
    EINE SCHONENDE WEISE, die neueste Nachricht der Entführer mitzuteilen, gab es nicht. Am Montagabend erhielt Walter Carlson einen Anruf und betrat danach das Wohnzimmer, wo Margaret und Steve Frawley nebeneinander auf der Couch saßen. »Vor fünfzehn Minuten hat der Kidnapper während der Abendnachrichten bei CBS angerufen«, sagte er mit grimmiger Miene. »Sie werden die Passage jetzt wiederholen. Darauf ist dieselbe Aufnahme mit den Stimmen der Zwillinge zu hören, die heute Morgen bei Katie Couric abgespielt wurde, aber mit einem Zusatz.«
    Es ist, als ob man zuschauen würde, wie Menschen gefoltert werden, dachte er beim Anblick ihrer entsetzten Mienen, als die klägliche Kinderstimme zu hören war: »Wir wollen nach Hause …«
    »Das ist Kelly«, flüsterte Margaret.
    Eine Pause …
    Dann ertönte das Heulen der Zwillinge.
    Margaret schlug sich die Hände vors Gesicht. »Ich … ich  … ich kann das nicht …«
    Eine schneidende, offensichtlich verstellte Stimme meldete sich: »Acht Millionen. Und ich will sie sofort. Das ist mein letztes Wort.«
    »Margaret«, unterbrach Walter Carlson und blickte ihr mit fester Miene ins Gesicht,
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