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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
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jemanden in der Telefonleitung, der behauptet, der Entführer der Frawley-Zwillinge zu sein. Auf seinen Wunsch werden unsere Techniker jetzt den Anrufer direkt zu uns ins Studio schalten.«
    Eine raue, offensichtlich verstellte Stimme krächzte in barschem Ton: »Sagen Sie den Frawleys, die Zeit läuft ab. Wir haben gesagt: acht Millionen, und dabei bleibt es auch. Und jetzt hören Sie sich die Kinder an.«
    Zwei Kinderstimmen riefen verängstigt: »Mommy und Daddy, wir haben euch lieb.« Und dann platzte es aus einem der Mädchen heraus: »Wir wollen nach Hause!«
     
    Fünf Minuten später wurde die fragliche Passage aus der Sendung Steve und Margaret vorgespielt. Martinson und Carlson brauchten nicht erst nachzufragen, ob die Frawleys den Anruf für authentisch hielten. Ihr Gesichtsausdruck sagte genug. Endlich war der Kontakt zu den Kidnappern hergestellt worden.

9
    EIN ZUNEHMEND NERVÖSER Lucas war sowohl am Samstag- als auch am Sonntagabend kurz zum Hausmeisterhäuschen gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Sich das Geschrei der Zwillinge anzuhören, war das Letzte, worauf er Lust hatte, daher hatte er seinen Besuch auf neun Uhr gelegt, weil er annahm, dass sie zu dieser Zeit schlafen würden.
    Am Samstagabend versuchte er sich noch einzureden, dass alles wie geplant lief. Clint versicherte prahlerisch, dass Angie großartig mit den beiden Kleinen zurechtkomme. »Sie haben wirklich brav gegessen, und dann hat sie mit ihnen gespielt. Den Nachmittag über hat sie sie auch mal schlafen gelegt. Sie ist ganz hin und weg von ihnen. Sie wollte ja immer Kinder haben. Aber ich kann dir sagen, es ist fast unheimlich, den beiden zuzuschauen. Das ist, als ob du einen Menschen in zweifacher Ausführung vor dir hast.«
    »Hast du sie auf Band aufgenommen?«, fragte Lucas ungerührt.
    »Ja, klar. Wir haben sie dazu gebracht, zusammen den Satz aufzusagen: ›Mommy und Daddy, wir haben euch lieb.‹ Sie hören sich richtig gut an. Dann hat eine von beiden angefangen zu plärren: ›Wir wollen nach Hause‹, und Angie ist richtig sauer geworden. Sie hat drohend die Hand gehoben, als ob sie ihr eine runterhauen wollte, und dann haben sie
beide zu weinen angefangen. Das haben wir auch alles auf dem Band.«
    Wenigstens das hast du zur Abwechslung einigermaßen hingekriegt, dachte sich Lucas, als er die Kassette einsteckte und sich wieder auf den Weg machte. Wie vorher mit dem Boss vereinbart, fuhr er zu Clancy’s Pub an der Route 7 und kam dort gegen halb elf an. Er folgte den Anweisungen, ließ den Wagen auf dem gut gefüllten Parkplatz unverschlossen stehen, hinterließ die Tonbandkassette auf dem Vordersitz und ging in das Lokal, um ein Bier zu trinken. Als er zum Wagen zurückkehrte, war das Band verschwunden.
    Am Sonntagabend konnte er feststellen, dass Angie langsam die Geduld verlor. »Der verdammte Trockner hat den Geist aufgegeben, und natürlich können wir niemanden kommen lassen, um ihn zu reparieren. Du brauchst nicht zu glauben, dass ›Harry‹ sich mit so etwas auskennt«, stieß sie verächtlich aus, während sie zwei identische langärmelige T-Shirts und Latzhosen aus der Waschmaschine holte und sie über einen Wäscheständer hängte. »Ein paar Tage, hast du gesagt. Wie lange soll ich das denn noch aushalten, bitte schön? Jetzt sind es schon drei Tage.«
    »Kater Karlo wird uns mitteilen, wo und wann wir die Kinder zurückgeben«, knurrte Lucas sie an, der ihr am liebsten gesagt hätte, sie solle sich zum Teufel scheren.
    »Und wie können wir sicher sein, dass er nicht Schiss bekommt und einfach verschwindet und wir am Ende mit den beiden Gören am Hals dastehen?«
    Lucas hatte nicht die Absicht gehabt, Angie und Clint in die Einzelheiten von Kater Karlos Plan einzuweihen, doch er hielt es jetzt für notwendig, Angie zu beruhigen. »Da kannst du ganz sicher sein. Er wird morgen früh zwischen acht und neun Uhr in der Today -Sendung mit einer neuen Lösegeldforderung auftreten.«
    Das hatte ihr erst mal den Mund gestopft. Ziemlich clever ausgedacht, das muss man dem Boss lassen, dachte Lucas am
folgenden Morgen, als er sich die Sendung anschaute und Zeuge der dramatischen Reaktionen auf den Anruf von Kater Karlo wurde. Wahrscheinlich will jetzt die ganze Welt Geld spenden, damit die beiden Kleinen heil wieder nach Hause kommen.
    Aber wir sind diejenigen, die das gesamte Risiko tragen müssen, überlegte er ein paar Stunden später, nachdem er sich im Fernsehen eine Weile das endlose Geschwätz der
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