Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
er sich äußerst unbehaglich fühlte und diesen Ort am liebsten so schnell wie möglich wieder verlassen hätte, tönte eine selbstgefällige innere Stimme: Wenn ihr wüsstet, ihr Idioten!
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen die Medienfahrzeuge in einer Reihe geparkt. Zwei Polizeibeamte hielten vor dem Absperrgitter Wache, um zu verhindern,
dass jemand in die Einfahrt fuhr. Lucas sah, dass sie Notizbücher in der Hand hielten.
    Franklin Bailey ließ das hintere Seitenfenster herunter und wurde vom diensthabenden Beamten erkannt, der sich sofort dafür entschuldigte, dass er ihn dort nicht parken lassen dürfe.
    Bailey fiel ihm ins Wort. »Ned, ich habe gar nicht die Absicht, hier zu parken. Aber vielleicht kann ich behilflich sein. Ich habe um sieben Uhr einen Termin in New York und werde gegen elf Uhr zurück sein. Wer ist da drinnen, Marty Martinson?«
    »Ja, Sir. Und das FBI.«
    »Ja, ja, ich weiß, wie das bei solchen Sachen läuft. Geben Sie Marty meine Karte. Ich habe die halbe Nacht Nachrichten gesehen. Die Frawleys sind neu hier, und sie scheinen keine nahen Verwandten in der Nähe zu haben, die ihnen helfen könnten. Sagen Sie Marty, dass ich, wenn ihnen das weiterhilft, bereit bin, als Kontaktperson für die Kidnapper zu dienen. Sagen Sie ihm, ich könne mich erinnern, dass damals beim Lindbergh-Fall ein Professor, der sich als Kontaktperson zur Verfügung gestellt hatte, derjenige war, an den sich die Kidnapper gewandt haben.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, Sir.« Sergeant Ned Barker nahm die Visitenkarte entgegen und machte sich eine Notiz in seinem Büchlein. Dann sagte er in leicht entschuldigendem Tonfall: »Ich muss die persönlichen Daten von jedem aufnehmen, der hier vorbeifährt, Sir. Sicherlich haben Sie dafür Verständnis.«
    »Natürlich.«
    Barker blickte Lucas an. »Kann ich mal Ihren Führerschein sehen, Sir?«
    Lucas lächelte sein beflissenes, diensteifriges Lächeln. »Selbstverständlich, Sergeant, selbstverständlich.«
    »Für Lucas kann ich mich verbürgen«, sagte Franklin Bailey. »Er fährt mich schon seit Jahren.«

    »Ich habe meine Anweisungen, Mr. Bailey. Ich bin sicher, Sie haben dafür Verständnis.«
    Der Beamte musterte den Führerschein, dann ließ er den Blick über Lucas’ Gesicht gleiten. Kommentarlos reichte er ihm den Führerschein zurück und schrieb etwas in sein Notizbuch.
    Franklin Bailey ließ das Fenster wieder hochfahren und lehnte sich zurück. »Gut, Lucas. Dann wollen wir mal. Vermutlich war das alles ja völlig umsonst, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis, es zu tun.«
    »Ich finde, das war eine großartige Geste von Ihnen, Sir. Ich habe keine Kinder, aber man kann sich ja vorstellen, wie es den armen Eltern in diesem Augenblick gehen muss.« Ich hoffe nur, es geht ihnen dreckig genug, damit sie die acht Millionen lockermachen, dachte er mit einem stillen Lächeln.

6
    ZWEI KINDERSTIMMEN, die hartnäckig »Mommy« riefen, rissen Clint aus einem schweren, Chivas-Regal-getränkten Schlaf. Nachdem sie nicht beachtet wurden, versuchten die Zwillinge jetzt, über das hohe Seitenteil des Kinderbetts zu klettern, in dem sie geschlafen hatten.
    Angie lag neben ihm und schnarchte vor sich hin, ungeachtet der Rufe der Kinder und des Lärms, den das klappernde Kinderbett verursachte. Er fragte sich, wie viel sie wohl noch getrunken hatte, nachdem er ins Bett gegangen war. Angie blieb oft die halbe Nacht auf und guckte sich alte Filme an, immer eine Flasche Wein in Reichweite. Charlie Chaplin, Greer Garson, Marilyn Monroe, Clark Gable – sie liebte sie alle. »Das waren noch richtige Schauspieler«, schwärmte sie dann mit schwerer Zunge. »Heute sehen die doch alle gleich aus. Blond. Hübsches Gesicht. Botox. Geliftet. Lippen aufgespritzt. Aber vom Schauspielen null Ahnung.«
    Erst vor kurzem, nach all den Jahren, die er nun schon mit ihr zusammen war, hatte Clint begriffen, dass Angie neidisch war. Sie wollte auch schön sein. Diese Erkenntnis hatte er später benutzt, um sie zu überreden, bei der Entführung mitzumachen und auf die Kinder aufzupassen. »Wir werden so viel Geld haben, dass du dir alles leisten kannst. Du kannst eine Kur machen, oder du lässt deine Haarfarbe verändern,
oder du gehst zu einem renommierten Schönheitschirurgen, alles kein Problem. Du musst nicht mehr tun, als dich ein paar Tage oder eine Woche um die beiden zu kümmern.«
    Er stieß ihr den Ellbogen in die Seite. »Wach auf.«
    Sie vergrub den Kopf im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher