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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht
Autoren: Andrea Schacht
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an.
    Starrten.
    Und starrten.
    Und starrten.
    Und dann senkte Ritzi die Lider. Mit ganz, ganz langsamen Bewegungen trat sie den Rückzug an.
    »Klar, oder?«, sagte SueSue leise.
    »Klar.«
    Es klang mürrisch, aber es war klar. Ormuz der Blinde würde seinen Platz am Futternapf zukünftig ungestört einnehmen.
    Zufrieden mit ihrem Sieg trottete auch SueSue zu den |29| Schüsseln und fand noch ein paar Krümel Trockenfutter, die sie aufknusperte. Dann sah sie sich nach Ormuz um. Der Graue saß noch immer in der Nähe der Näpfe und putzte sich das samtige Fell. Sie gesellte sich zu ihm.
    »Ich habe eine Schachtel mit einer Decke. Folgt mir, wenn Ihr mögt.«
    Er hielt im Bürsten seiner Brust inne und ging auf leisen Sohlen neben ihr her. Seine Schnurrhaare waren weit nach vorne gerichtet, als er die Pappkiste untersuchte.
    »Riecht nach dir.«
    »Ich finde schon was anderes.«
    Er krabbelte hinein, tretelte das Tuch zurecht und ließ sich mit einem Seufzer nieder.
    »Ist Platz für zwei«, brummelte er. »Komm rein und erzähl mir von dir.«
    Etwas zögerte SueSue. Zuviel Ehrfurcht empfand sie vor dem Kater, in dem sie einen der Weisesten ihrer Art erkannt hatte. Doch dann hüpfte auch sie in die Schachtel und drückte sich in die Ecke.
    »Zu zweit wärmt man sich besser, das solltest du doch wissen«, schnurrte Ormuz. »Oder hattest du kein Rudel?«
    »Doch, auch.«
    »Ah, und wer rief dich SueSue?«
    »Ein Mensch. Eine Frau.«
    »Hat sie dich hergebracht?«
    »Nein. Nein, das ist eine lange Geschichte.«
    »Das sind die besten. Erzähle, SueSue.«
    SueSue ruckelte sich etwas gemütlicher zurecht, was auch bedeutete, dass sie näher an den Graupelz heranrückte. |30| Ja, es war wirklich schön warm, so gemeinsam in der Schachtel. Gemütlich war es, und es erinnerte sie an die Zeit, als sie sich an ihre Menschenfrau ins Bett hatte kuscheln dürfen.
    »Sie hieß Salvia und war gut zu mir. Ich hatte ein warmes Zuhause, bekam Futter und Streicheln und nette Worte.«
    Ormuz schnurrte, und SueSue fühlte sich seltsam verstanden. Monatelang hatte sie versucht zu überleben, zu akzeptieren, dass es keinen Weg zurück gab, dass sie verloren hatte, was ihr am Herzen lag. Enger schmiegte sie sich an den samtigen Pelz des Katers und überließ sich ihren sehnsuchtsvollen Erinnerungen.

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5. Weihnachtsgestecke
    I n Rudolfs Blumenladen roch es nach Rosen, Tannen, Zimt, Äpfeln und feuchtem Schaf. Letzteren Duft verbreitete Rudolfs Weste, die er höchst eigenhändig aus naturbelassener Wolle gestrickt hatte. Salvia rümpfte nur leicht die Nase. Der Ladenbesitzer war ein komischer Kauz von gut siebzig Jahren, der sich einfach zu sehr langweilte, wenn er nicht in dem Geschäft herumwursteln konnte, das sein ganzes Lebenswerk ausmachte. Zuzeiten hatte es wohl auch einen auskömmlichen Gewinn abgeworfen, aber die Jahre hatten das Umfeld verändert, ein Supermarkt mit einer großen Floristenkette in der Nachbarschaft hatte viele Kunden abgezogen, und besonders kreativ im Blumenbinden war Rudolf auch nicht. Darum hatten sich seine Töchter gekümmert, aber die eine war mit ihrem Mann nach Italien gezogen, die andere hatte einen Job in München angenommen. Weshalb Rudolf gar nicht abgeneigt war, als Salvia, die vor anderthalb Jahren in die Souterrainwohnung hinter dem Laden eingezogen war, sich mehr und mehr um die Sträuße und Gestecke gekümmert hatte.
    An diesem Montagmorgen waren frische Schnittblumen geliefert worden und auch allerlei Dekomaterial, das Rudolf auf ihre Bitte hin bestellt hatte. Inzwischen tat er |32| es ohne Widerspruch, aber anfangs hatte sie um jede Glaskugel, jede Bastschleife, jedes Glitzerspray kämpfen müssen. Er hatte sich auch damit abgefunden, dass sie mit allerlei zusammengesammeltem Geäst und sonstigen Fundstücken aus dem Wald ankam, die sie in den Arrangements verarbeitete.
    Auch diesen Morgen stellte sie kleine Gebinde zusammen, die jemand für seine Weihnachtsfeier bestellt hatte. Während sie Misteln, Tannenzapfen, Rauschgold, Rosenknospen und Kerzen zurechtlegte, dachte Salvia wieder an das Bild, das sie am Freitag erworben hatte – sie würde für den Fotografen ein ausgefallenes Arrangement herstellen. Wehmütig lächelnd schnitt sie die Äste zurecht. Mona wollte für ihr Restaurant auch noch einige Gestecke haben. Mit ihnen würde sie sich besondere Mühe geben. Wieder dachte sie an die kleine Katze, an die das Bild sie erinnerte. Ihre Freundin Mona war es gewesen, die SueSue
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