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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht
Autoren: Andrea Schacht
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– nur so eine Vorsichtsmaßnahme, |25| man wusste ja nie, wer einem das Revier streitig machen wollte – und trat dann auf die abschüssige Weide.
    Eine dicke Schicht bildete der Schnee zum Glück nicht, aber er reichte, um die Spuren sichtbar zu machen, die sie ansonsten nur mit ihren anderen Sinnen, vor allem der Nase, wahrnahm. Lustig, so ein Hasengehoppel auf dem Boden zu sehen; ebenso die Schnürspur eines Fuchses, Mäusepfötchen (musste man sich merken), die Krallen der Raben, die jetzt aber wie hungrige Witwen auf dem Zaun saßen und wie nämliche krächzten. Das konnte SueSue beurteilen, mit Witwen hatte sie Erfahrung.
    Sie wanderte ein Stück über die Wiese, nahm den Geruch einiger dickfelliger Weidetiere auf, denen die Kälte ganz offensichtlich nichts ausmachte und die zufrieden trockenes Gras aus einer Krippe zerrten. Und dann noch einen Geruch. Den einer Katze!
    Hoppla, noch eine auf Abenteuersuche?
    Dabei waren doch ihren Pfotentapsen die einzigen gewesen, die aus dem Tor führten.
    Handelte es sich etwa um einen Eindringling?
    Schnuppernd hielt SueSue die Nase in die kalte Luft. Da, links.
    Geducktes Anschleichen, langer Hals vor, Schwanz gestreckt, Schnurrhaare auf Empfang, Ohren nach allen Richtungen drehen.
    Spuren im Schnee.
    Führten zu einem Holzstapel.
    Guter Schutz, aber nicht ausreichend bei dem Wetter.
    Langsam eine Pfote vor die nächste.
    |26| Lauschen.
    Ein Maunz. Leise, fragend.
    »Wer bist du?«, fragte SueSue herrisch und richtete sich auf. Es war kein Angriff zu erwarten.
    »Ormuz«, brummte es leise hinter dem Holz.
    »Komm raus und zeig dich!«
    Man musste Autorität ausstrahlen, damit von vorneherein klar war, wer wem was zu sagen hatte.
    Eine graue Pfote erschien neben dem Holzstapel, gefolgt von einer grauen Nase mit vibrierenden Schnurrhaaren. Sehr vorsichtig folgte der restliche, runde Kopf, auf dem sehr kleine Ohren sich hektisch drehten. Die goldenen Augen aber blickten über das Feld.
    »Kätzin, klein, aber willensstark«, murmelte der Kater. Dann kroch er ganz aus dem Holz und setzte sich auf.
    Das Morgenlicht schimmerte auf einem blaugrauen Samtpelz, doch das war es nicht, was SueSue die Sprache verschlug. Es war das Leuchten, das wie ein feiner Schleier um Ormuz lag, und augenblicklich machte sie sich klein.
    »Verzeiht, weiser Ormuz.«
    Soviel zu Autorität.
    »Kein Anlass, Kätzin. Hast du einen Namen?«
    »Sescheschet unter den unseren, CurlySue in meinem Clan, hier nennen sie mich Curly oder Kleine. Doch gerufen wurde ich SueSue.«
    Die Nase des Grauen drehte sich zu ihr.
    »Komm näher, SueSue.«
    Sie gehorchte. Er schnupperte an ihrem Fell und brummelte |27| dann: »Curly, wie passend.« Und dann: »Du hast gegessen.«
    »Ja, es gab Futter.« Jetzt dämmerte es SueSue endlich. »Wie lange seid Ihr schon hier?«
    »Man brachte mich vor – mhm – drei Tagen.«
    »Ja, mich auch. Wenn Ihr es gestattet, geleite ich Euch zum Futterplatz zurück.«
    »Mhmm.«
    SueSue stand auf, trat so nahe an den grauen Kater, dass sich ihre Körper berührten, dann führte sie ihn durch das Tor, über den Hof bis zur Scheune. Inzwischen war die Tür in dem großen Tor geöffnet, und als sie eintraten, hatten sich die Katzen um die Schüsseln und Näpfe versammelt, die Tinka oder einer der anderen Bediensteten aufgefüllt hatten. Rigoros schob SueSue Schwänze und Pfoten beiseite und machte den Weg für Ormuz frei. Hier und da war ein Murren zu hören, aber die Krallen blieben, wo sie waren. Vor einem blauen Napf hielt SueSue inne.
    »Hier, weiser Ormuz.«
    Der Graue trat vor und versenkte seine Schnauze in das Futter.
    »Meins!«, zischte Ritzi und stieß dem Kater mit dem Kopf in die Flanke. Ormuz zuckte zusammen und machte einen Schritt zurück.
    SueSue trat einen vor.
    Sie vermied Streit gerne, wenn er nicht notwendig war.
    Dieser war es. Sie knallte Ritzi die Pfote zwischen die Ohren und fauchte: »Zisch ab!«
    |28| »Hast du mir was zu sagen?«, giftete die Kätzin sie an und zeigte ihre Tatze.
    »Nur das: Zisch ab!«
    »Selber!«
    »Wohl nicht.«
    Ritzi schlug zu.
    SueSue spürte den Kratzer zwischen den Ohren und holte aus.
    Ritzi duckte sich. Ihr Schwanz peitschte.
    SueSue kreischte.
    Ritzi auch. Kam auf die Hinterbeine.
    SueSue ebenfalls.
    Sie umtänzelten einander, schlugen zu. SueSue stob davon, Ritzi ihr nach.
    Eine rasche Kehrtwendung, SueSue hinter Ritzi her. In die Ecke gedrängt. Heftige Schläge.
    Dann saßen sie beide wieder geduckt voreinander, starrten sich
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